Die Theosophie als Basis des Homo-Okkultismus
Im folgenden Beitrag der Dokumentation ‚Das rosarote Hakenkreuz‘ handelt es sich um den zweiten Teil des 2. Kapitels, das sich mit der Entwicklung von der Theosophie zum Nazi-Okkultismus befasst. Dabei gilt die Theosophie als Basis des Homo-Okkultismus. Die Vordenker des nationalsozialistischen Okkultismus entstammen (fast) alle der theosophischen Denkrichtung und sind gleichzeitig ausgewiesene Sodomiten. in unserem Beitrag „Die okkulte Ideologie der Nationalsozialisten“ haben wir bereits über einige Wegbereiter des Nationalsozialismus aus der okkulten Szene berichtet.
In dem Beitragsbild oben sind der Reihe nach abgebildet: Helena Blavatsky, Guido von List, Jörg von Liebenfels sowie Karl Haushofer.
Dokumentation zu ‚Das rosarote Hakenkreuz‘ (‚The Pink Swastika‘) – Kapitel 2 – Teil 2
Eine Dokumentation v. Scott Lively und Kevin Abrams
Vorbemerkung: Die von uns hinzugefügten Überschriften des 2. Kapitels sind in brauner Farbe gesetzt.
Madame Blavatsky und die Theosophische Gesellschaft
Bildquelle: wikimedia
Blavatskys selbst entworfenes Wappen, das Davidstern und Swastika (Hakenkreuz) mit diversen anderen Symbolen vereint.
Eine Untersuchung der homookkultistischen Einflüsse auf die Nazis muss mit der in Russland geborenen Mystikerin Helena Petrowna Blavatsky (1831-1891) beginnen, der Gründerin der Theosophischen Gesellschaft und einer Figur, die für einige der bestimmenden Handlungen und Überzeugungen der Nazipartei von großer Bedeutung ist. Blavatsky war sehr wahrscheinlich lesbisch. Sie wird als eine sehr „männliche“ Frau beschrieben, die ihre vielen Anhänger, sowohl Männer als auch Frauen, dominierte (Cavendish: 250). (21)
Sie war zweimal verheiratet und unterhielt eine lange Beziehung mit Henry Olcott, dem Mitbegründer der Theosophischen Gesellschaft, aber diese Beziehungen waren von Bequemlichkeit. Blavatsky bestand darauf, daß sie mit keinem der beiden Ehemänner jemals Sex gehabt hatte (Meade: 137) und schrieb: „Ich habe nichts von einer Frau an mir. Als ich jung war, hätte ich, wenn ein junger Mann es gewagt hätte, zu mir von Liebe zu sprechen, ihn erschossen wie einen Hund, der mich gebissen hat“ (ebd.: 50).
Fußnote:
(21) Cavendish, Richard, Man, Myth & Magic: An Illustrated Encyclopedia of the Supernatural. New York, Marshall Cavendish Corporation, 1970.
Blavatskys okkulte Lehren wurden in Deutschland populär
Blavatsky, die weltweit bekannteste Okkultistin, gründete 1875 in New York die Theosophische Gesellschaft, verlegte ihre Tätigkeit jedoch bald nach Indien, wo sie 1888 ein einflussreiches okkultes Buch mit dem Titel ‚Die Geheimlehre‘ verfasste. In der Geheimlehre legt Blavatsky die theosophische Schöpfungstheorie dar, eine siebenstufige Entwicklung der menschlichen Evolution, bei der sich aufeinander folgende „Rassen“ von einer niederen zu einer höheren Lebensform entwickeln. Sie nennt diese Stufen „Wurzelrassen“ und bezeichnet die gegenwärtige „Wurzelrasse“ als die fünfte von sieben – die arische Rasse -, die auf die vierte Rasse folgt, die als die atlantische bekannt ist. Blavatsky verwendete in ihrem Buch eine Vielzahl von esoterischen Symbolen, darunter Dreiecke und Hakenkreuze.
Sie behauptete, die auserwählte Sprecherin von zwei „erhabenen Meistern“ zu sein, die von ihrem geheimen Wohnsitz in Tibet aus telepathisch mit ihr kommunizierten (Goodrick-Clarke: 18ff).
Im Jahr 1884 wurde die erste deutsche Theosophische Gesellschaft gegründet. Trotz ihrer lächerlichen Lehren wurde die Theosophie in Deutschland und Österreich äußerst populär. Ihr arischer, rassistischer Elitismus sprach die wachsende Zahl ethnischer Deutscher an, deren völkisches oder nationalistisches Empfinden ein wiedervereinigtes Deutschland forderte. Laut Blavatsky waren die Arier das spirituell am weitesten entwickelte Volk auf der Erde, die Juden jedoch hatten eine „Religion des Hasses und der Bosheit gegen alles und jeden außerhalb ihrer selbst“. Diese Botschaft war wie geschaffen für den Nationalsozialismus.
Anne Besant und Charles Leadbeater
Bevor sie 1891 starb, wählte Blavatsky ihre britische Schülerin Annie Besant zu ihrer Nachfolgerin. Besant, die einst eine gläubige Christin gewesen war, wurde nach ihrer Begegnung mit Blavatsky eine engagierte Okkultistin. James Webb schreibt,
„Mrs. Besants außergewöhnliche Wandlungen von der anglikanischen Pfarrersfrau über die Propagandistin der Geburtenkontrolle und die Gewerkschaftsführerin zur Theosophin … sind … wohlbekannt … Arthur Nethercot, ihr Biograph, vermutet ein lesbisches Element in der schnellen Beherrschung von Mrs. Besant durch H. P. Blavatsky“ (Webb: 94). (22)
Sie sprach Annie mit verdächtig überschwänglichen und liebevollen Worten an“, schreibt Nethercot, „Dearest“, „Dearly Beloved One“ und unterzeichnete sich selbst mit „Very adoring“. Nethercot berichtet auch, daß „sie Briefe an Annie schickte… und sie an ‚My Darling Penelope‘ von ‚Your… female Ulysses‘ adressierte“ (Nethercot: 306).
Besants „Mentor und Partner“ bei der Leitung der Theosophischen Gesellschaft war Charles Leadbeater, den Webb als „den Typus des leicht homosexuellen Geistlichen, der heute so vertraut ist wie damals“ beschreibt (Webb: 95).
Aber Leadbeaters Homosexualität war nicht „mild“ genug, um ihn aus Schwierigkeiten herauszuhalten. „Von seinen frühen Tagen als Kurat in Hampshire bis zum Ende seines Lebens“, schreibt Webb, „scheint er eine unheilbare Vorliebe für junge Männer gehabt zu haben“ (ebd.: 95).
Fußnote:
(22) Webb, James. The Occult Underground. LaSalle, Illinois, Open Court Publishing Co., 1974.
Krishnamurti als neuer Erlöser für die Anhänger der Theosophie
Einmal behauptete Leadbeater, den neuen Messias – den zurückgekehrten Christus – in der Person eines jungen Inders namens Jiddu Krishnamurti entdeckt zu haben. Krishnamurti erlangte unter den Anhängern der Theosophie internationale Akzeptanz als der neue Erlöser. Der Vater des Jungen hätte das Vorhaben der Theosophen jedoch beinahe ruiniert, als er Leadbeater beschuldigte, seinen Sohn zu korrumpieren. „Es gab … wenig Zweifel, daß Leadbeater wieder seine alten Tricks angewandt hatte“ (ebd.: 102).
Unter Besant und Leadbeater gewann die Theosophie eine noch größere Anhängerschaft. Sowohl die Schriften von Besant und Leadbeater als auch die von Blavatsky wurden übersetzt und in Deutschland veröffentlicht. Eine 1892 erschienene Zeitschrift, Lotusblüten, enthielt Blavatskys Schriften und „war die erste deutsche Publikation, die das theosophische Hakenkreuz auf ihrem Umschlag trug“ (Goodrick-Clarke: 25). Im Laufe der Zeit bildeten sich in Deutschland und Österreich zahlreiche weitere auf der Theosophie basierende okkulte Gruppen. Mehrere dieser Gruppen bildeten den philosophischen Rahmen für den Nationalsozialismus.
Guido von List und der Armanen-Orden
Guido von List (1848-1919) war der erste, der den deutschen Nationalismus mit den okkulten Lehren der Theosophie verband. Als erbitterter Kritiker des Christentums, insbesondere des Katholizismus, war List als Jugendlicher zum Wotanismus (Verehrung von Wotan, dem alten deutschen Gott der Stürme) konvertiert. Jahre später wurde List „zu einer Kultfigur am östlichen Rand der deutschen Welt. Er galt seinen Lesern und Anhängern als bärtiger alter Patriarch und mystischer Nationalguru, dessen hellsichtiger Blick die glorreiche arische und deutsche Vergangenheit Österreichs unter den Trümmern fremder Einflüsse und christlicher Kultur zum Vorschein gebracht hatte“ (Goodrick-Clarke: 33).
Obwohl er zweimal verheiratet war, war List mit ziemlicher Sicherheit homosexuell. Zu seinen engsten Vertrauten gehörten die Okkultisten Jorg Lanz von Liebenfels und Harald Gravelle, ersterer sehr wahrscheinlich, letzterer erklärtermaßen homosexuell. Gravelle, ein führender Theosoph in Deutschland, schrieb auch für die Päderasten-Zeitschrift ‚Der Eigene‘. List war auch als der Aleister Crowley von Wien bekannt, weil er sich intensiv mit dem hinduistischen Tantrismus beschäftigte, einer Form der schwarzen Magie, die abartige sexuelle Rituale beinhaltete (J. S. Jones: 124).
Der Einfluss des Satanisten Aleister Crowley
In ‚The Magical World of Alister Crowley‘ (Die magische Welt des Aleister Crowley) stellt der Biograf Francis King fest, daß Crowley sich im Rahmen seiner okkultistischen Rituale „absichtlich selbst erniedrigte, indem er … der passive Partner bei Abartigkeits-Handlungen war“ (King in Tompkins:421). Lawrence Sutin fügt hinzu, daß „Crowley und [der Theosoph Victor] Neuberg irgendwann nach ihrem ersten Treffen im Jahr 1906 eine lang anhaltende [sado-masochistische] homosexuelle Beziehung begannen und 1913 ein auf Homosexualität basierendes magisches Ritual erfanden und durchführten, das als „the Paris Working“ bekannt ist“. (23)
Im Jahr 1908 gründete List die Guido-von-List-Gesellschaft, um seine ariosophischen Forschungen und Schriften zu fördern, die zu diesem Zeitpunkt bereits bösartig antisemitisch geworden waren (ebd.: 43). Lists okkulte Aktivitäten erstreckten sich auf ein breites Spektrum. Er war ein Experte für das Runenalphabet und schrieb mehrere Bücher zu diesem Thema. Er war besonders vernarrt in das Symbol des doppelten Blitzes, das später die Bezeichnung für die SS werden sollte. (J. S. Jones: 125). (Der einzelne Blitz wurde von der Hitlerjugend übernommen.) Er war auch ein selbsternannter okkulter Meister, der behauptete, „der letzte der armanistischen Magier zu sein, die früher in der alten arischen Welt Autorität ausgeübt hatten“ (Goodrick-Clarke: 33).
Fußnote:
(23) Sutin, Lawrence (2000). Do What Thou Wilt : a life of Aleister Crowley (1st ed.). New York: St. Martin’s Press.
Der Einfluss von Lists okkultem Armanen-Orden auf die Nazis
1911 gründete List eine elitäre okkulte Organisation mit dem Namen ‚Höherer Armanen-Orden‘ (HAO). Der HAO war eine hierarchische Priesterschaft, in der er Großmeister war. List behauptete, diese Sekte sei das überlebende Überbleibsel eines alten Ordens von Priesterkönigen, der Armanenschaft. Diese Gruppe war die Quelle von Lists größtem Einfluss auf die Nazis. Goodrick-Clark schreibt,
„Lists Entwurf für ein neues gesamtdeutsches Reich [auf der Grundlage einer Wiederbelebung der Armanenschaft] war detailliert und unmissverständlich. Er forderte die rücksichtslose Unterwerfung von Nichtariern unter arische Herren in einem hochgradig strukturierten hierarchischen Staat. Die Qualifikationen der Kandidaten [für Positionen in der neuen Gesellschaftsordnung] … beruhten einzig und allein auf ihrer rassischen Reinheit … Aber List ging noch weiter und nahm den mystischen Elitismus der SS in Nazideutschland vorweg … Lists Ideal war ein Männerorden mit einem okkulten Kapitel“ (Goodrick-Clarke: 64f).
Lists Entwurf ähnelt nicht nur auffallend den späteren Plänen Heinrich Himmlers für den von der SS kontrollierten Staat, sondern erinnert auch an die Brand / Friedlaender-Philosophie der militaristischen männlichen Vorherrschaft.
Obwohl der Armanen-Orden nie eine große Organisation war, gehörten ihm hochrangige Mitglieder der österreichischen Gesellschaft an (ebd.: 233n). Ein Anhänger von Lists Schriften sollte zum Mittelpunkt der NS-Bewegung werden: der junge Adolf Hitler. Nach dem Untergang des Dritten Reiches wurde in Hitlers Privatbibliothek ein von Guido von List geschriebenes Buch gefunden. Auf der Innenseite des Einbands stand die Inschrift: „Für Adolf Hitler, meinen lieben Bruder in Armanen“, obwohl dies kein ausreichender Beweis dafür ist, daß Hitler dem Orden selbst angehörte (J.S. Jones: 124; Waite,1977: 90).
Jorg Lanz von Liebenfels und die Ariosophie
Wenn es einen okkulten Führer gibt, von dem man sagen kann, daß er mehr Einfluss auf Hitler und die Nazis hatte als List, dann ist es Jörg Lanz von Liebenfels (1874-1954). Lanz war ein ehemaliger Zisterziensermönch, der „wegen fleischlicher und weltlicher Begierden“ (Sklar: 19) aus dem Orden verstoßen worden war. Da der Zisterzienserorden ein geschlossenes Männerkloster war, wird angenommen, dass die Indiskretionen von Lanz homosexueller Natur waren. Der deutsche Schriftsteller Friedrich Buchmayr bemerkte über Lanz Folgendes:
„[Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1898 wurde Lanz als Lehrer für Chorknaben eingesetzt. Im April 1899 trat der 24-Jährige aus dem Orden aus und begründete diesen Schritt mit „zunehmender Nervosität“ und „Gereiztheit“. Im Kapitelbuch wurde sein Austritt mit „fleischlichen Liebschaften“ begründet. Sein späterer radikaler Frauenhass lässt auf ein gescheitertes Verhältnis zu Frauen schließen“ (Buchmayr, Biographisch- Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XVI, 1999)
Lanz von Liebenfels gründete den okkulten ‚Orden des Neuen Tempels‘
Durch Lanz erfuhr Hitler, daß viele seiner Helden der Geschichte auch „praktizierende Homosexuelle“ waren (Waite, 1977: 94f). Nach seinem Rauswurf aus dem Kloster gründete Lanz seinen eigenen okkulten Orden, den ‚Ordo Novi Templi‘ oder ‚Orden des Neuen Tempels‘ (ONT). Der ONT war mit dem ‚Ordo Templi Orientis‘ oder dem ‚Orden des Tempels des Ostens‘ verwandt, der wie Lists Organisation tantrische Sexualrituale praktizierte (Howard: 91).
Hitler wusste, daß Lanz homosexuell war, so Frau Elsa Schmidt-Falk von der NS-Genealogiebehörde München, wie Daim berichtet. Schmidt-Falk sprach in ihrer Funktion als Ahnenforscherin, deren Aufgabe es war, die Rassenreinheit hochrangiger Nazis zu überprüfen, häufig mit Hitler persönlich. Sie berichtete, daß Lanz im Zusammenhang mit dem Fall eines verurteilten Homosexuellen erwähnt wurde, der ein Gnadengesuch an Hitler gerichtet hatte, in dem er [Lanz] als Homosexuellen bezeichnete. Hitler ließ diesen Mann… sofort verschwinden… [Zu einem anderen Zeitpunkt] erwähnte Hitler Röhm, Heines usw. und auch Lanz von Liebenfels und seine Gruppe, von der er (Hitler) zumindest annahm, daß sie aktiv homosexuell war (Daim: 41).
Die okkulten Orden ähnelten dem Templerorden
Sowohl Lists als auch Lanz‘ Organisationen waren dem Deutschen Ritterorden und den Tempelrittern nachempfunden, militaristischen Mönchsorden, die 1118 n. Chr. gegründet wurden, um an den Kreuzzügen teilzunehmen (Goodrick-Clarke: 60). Nach den Kreuzzügen kehrten die Templer nach Europa zurück, demobilisierten sich aber nicht. Stattdessen gründeten die Mitglieder Klöster, die zu Zentren des Handels und des Einflusses wurden. In den frühen 1300er Jahren wurden die Templer von Papst Innozenz III. wegen homosexueller Perversion und okkulter Praktiken verurteilt. Sie wurden vor Gericht gestellt und von König Philipp dem Schönen von Frankreich aufgelöst. Igra schreibt,
„[Die morbide Geschichte der Homosexualität im deutschen Blut reicht bis in die Zeit der Deutschordensritter zurück… Ihr Privatleben war ebenso berüchtigt wie die weithin bekannten Schandtaten ihrer Ritterbrüder, der Templer. Letztere wurden so korrupt, daß sie die Ausübung ihres Kardinal-Lasters [Homosexualität] zu einem religiösen Kult erhoben… Es gab unzählige öffentliche Prozesse, bei denen die abscheulichsten Details ans Licht kamen“ (Igra: 18).
Andere haben bestätigt, daß Homosexualität bei den Deutschrittern weit verbreitet war. Adolf Brand schrieb in ‚Der Eigene‘ über die Germanen (von denen der Deutsche Orden seinen Namen hat), daß „die Edda [nordische Mythologie] sie [die Homosexualität] als die höchste Tugend der Germanen preist“ (Brand in Oosterhuis und Kennedy: 236f).
List und Lanz waren vom Deutschen Ritterorden besessen
Die Naziführer, insbesondere Himmler, waren vernarrt in die Germanen. Sklar schreibt, daß „Himmler wie List und Lanz vom Deutschen Ritterorden besessen war“ und daß er „seine Schwarze Garde [die SS] als einen Elitekader germanischer Krieger ansah“ (Sklar: 14ff). Auch Friedrich der Große, Hitlers persönlicher Held, ließ in seiner Armee „die Laster des Deutschen Ordens wieder aufleben“ (Igra: 19). Hitlers Ordensburgen waren „die höchsten Wohnakademien für die Ausbildung der Nazi-Elite“ und „erhielten ihren Namen von den mittelalterlichen Festungen, die der Deutsche Orden gebaut hatte“ (Snyder: 261).
Es war also nur folgerichtig, daß die Hakenkreuz-Flagge zuerst über einer dieser Festungen wehte. Am Weihnachtstag 1907, viele Jahre bevor das Hakenkreuz zum Symbol des Dritten Reiches wurde, hissten Lanz und andere Mitglieder des ONT eine Hakenkreuzfahne über der Burg Werfensten in Niederösterreich, die Lanz als Sitz des Ordens erworben hatte (Goodrick-Clarke: 109). Lanz wählte das Hakenkreuz, wie er sagte, weil es das alte heidnische Symbol des Wotan war (Cavendish: 1983). Der Wotanismus wurde übrigens von List als die Nationalreligion der Germanen bezeichnet (Goodrick-Clarke: 39).
Lanz von Liebenfels war ein Frauenhasser
Die Zeitschrift des ONT trug den Namen Ostara, benannt nach dem weiblichen Gegenstück zu Wotan im heidnischen Pantheon der Germanen. Einige der Titel der Ostara-Pamphlete lauteten „Die Gefahren der Frauenrechte und die Notwendigkeit einer männlichen Moral der Herren“ und „Einführung in die Sexualphysik oder die Liebe als odylische Energie“ (eindeutig manichäische Themen). Lanz behauptete, Homosexualität sei das Ergebnis „odylischer“ Einflüsse (Waite, 1977: 93f). Lanz hasste die Frauen und schrieb, daß „die Seele der Frau etwas Vormenschliches, etwas Dämonisches, etwas Rätselhaftes an sich hat“ (Rhodes: 108). „Die Natur selbst“, schrieb Lanz, „hat die Frauen dazu bestimmt, unsere Sklaven zu sein“ (Lanz in Daim: 31). Die Schuld an den arischen Rassen-Unreinheiten gab er den promiskuitiven Frauen, die mit „Männern niederer Rassen“ kopulierten.
Lanz bezeichnete sein Philosophie als ‚arische Theosophie‘ (Ariosophie)
Lanz‘ okkulte Philosophien, die er als Ariosophie (arische Theosophie) bezeichnete, waren eine Erweiterung der Ideen von Guido von List. Zu den Grundlagen der Theosophie und des deutschen Nationalismus fügte Lanz das populäre Thema des Sozialdarwinismus hinzu, wie es von Ernst Haeckel und dem Monistenbund vertreten wurde. Haeckel ist heute berühmt für seine seit langem widerlegte Theorie, daß die Ontogenese die Phylogenese rekapituliert“, d. h. die Vorstellung, daß die ungeborenen Jungen aller Arten verschiedene Embryonalstadien durchlaufen, die die Entwicklung der aufeinanderfolgenden Phyla rekapitulieren. In der Zeit vor dem Nationalsozialismus war Haeckel jedoch berühmt für seine Anwendung von Darwins Konzept des „Überlebens des Stärkeren“ auf die menschliche Gesellschaft. Der Cambridge-Historiker und Journalist der London Times, Ben Macintyre, schreibt,
Der deutsche Embryologe Haeckel und seine Monistische Liga erklärten der Welt und insbesondere Deutschland, daß die gesamte Geschichte der Nationen durch natürliche Selektion erklärbar sei: Hitler und seine verdrehten Theorien setzten diese Pseudowissenschaft in Politik um und versuchten, ganze Rassen im Namen der Rassenreinheit und des Überlebens des Stärkeren zu vernichten… Hitler nannte sein Buch ‚Mein Kampf‘, in Anlehnung an Haeckels Übersetzung von Darwins Ausdruck der Kampf ums Überleben“ (Macintyre: 28f).
Lanz‘ Ariosophie sollte die Phantasie der Nazi-Elite beflügeln, trotz ihrer verrückten Qualitäten. „Lanz wetterte“, schreibt Goodrick-Clarke, „gegen die falsche christliche Tradition des Mitgefühls für die Schwachen und Minderwertigen und forderte, daß die Nation rücksichtslos mit den Unterprivilegierten umgeht“ (Goodrick-Clarke: 97). Waite berichtet, daß Hitler ein begeisterter Anhänger der Ostara war und seine antisemitische Philosophie mit Hilfe der rassistischen Pamphlete entwickelte, die von Lanz und Guido von List veröffentlicht und verbreitet wurden.
Dusty Sklar schreibt in ‚The Nazis and the Occult‘ (Die Nazis und der Okkultismus), daß „1909 der junge Adolf Hitler, der in Wien auf der Straße lebte, auf die Zeitschrift ‚Ostara‘ von Lanz stieß und mit dem Okkultisten in Kontakt kam. Die erotische Sprache und die rassistischen Tiraden … wiesen bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit Hitlers späteren Äußerungen auf“ (S. 5). Sie fügt hinzu, daß „Hitlers späterer Ruf für unnatürliche Praktiken (Koprophilie, Masochismus) durchaus verdient war – vielleicht wurde er sogar von Lehrern wie Lanz und List inspiriert“ (S. 24).
Die von Hitler übernommenen rassistischen Ideen von Lanz und List
Waite schreibt über diese beiden:
[Hitler] kaufte einige antisemitische Pamphlete für ein paar Pfennige. Diese Pamphlete, die für die Herausbildung von Hitlers politischem Denken so wichtig waren, wurden von einer virulenten antisemitischen Gesellschaft namens List-Gesellschaft verteilt.
Die Traktate wurden von zwei heute vergessenen Pamphleten verfasst, Georg Lanz von Liebenfels (1872-1954) und Guido von List (ca. 1865-1919). Von allen rassistischen Pamphleten, die Hitler in jenen Jahren zur Verfügung standen, legten nur die von Lanz und List verfassten Schriften in aller Ausführlichkeit die Ideen und Theorien dar, die unverkennbar und charakteristisch zu Hitlers eigenen wurden. Nur sie predigten die rassische Geschichtstheorie, die die Heiligkeit und Einzigartigkeit der einen schöpferischen Rasse der Arier verkündete; nur sie forderten die Schaffung eines rassisch reinen Staates, der die minderwertigen Rassen, die ihn von außen und innen bedrohten, bis zum Tode bekämpfen sollte; und nur sie forderten die politische Herrschaft einer rassischen Elite, die von einem quasi religiösen militärischen Führer angeführt wurde.
Hitlers politische Ideen wurden später, nach dem Krieg in den Jahren 1919-1923, in rassistischen Kreisen in München entwickelt und gefestigt, aber ihre Entstehung fand in Wien unter dem Einfluss von Lanz und List statt (Waite, 1977: 91).
1958 veröffentlichte der österreichische Psychologe Wilfried Daim das Buch „Der Mann, der Hitler die Ideen gab“, in dem er berichtet, daß Lanz Hitler in Wien getroffen hatte, als dieser 20 Jahre alt war. Hitler besuchte häufig okkulte Buchhandlungen und nutzte seine Kontakte in einigen von ihnen, um Lanz ausfindig zu machen, nachdem er Schwierigkeiten hatte, ältere Ausgaben von Ostara zu finden.
Während er mittellos in Wien lebte, verteidigte Hitler „Liebenfels Ideen leidenschaftlich gegen Skeptiker“, schreibt Snyder (Snyder: 211). 1932, dreiundzwanzig Jahre nach diesem schicksalhaften Treffen, schrieb Lanz: „Hitler ist einer unserer Schüler … Sie werden eines Tages erleben, daß er und durch ihn wir eines Tages siegreich sein und eine Bewegung entwickeln werden, die die Welt erzittern lässt“ (Cavendish: 1983). Diese Verkündigung gefiel dem Führer jedoch nicht, und er ließ Lanz‘ Schriften 1933 verbieten (Snyder: 211).
Himmler richtete das von Lanz geforderte rassistische Zuchtprogramm ein
Lanz‘ Ostara war eine Anlaufstelle für rassistische und okkulte Figuren in Deutschland. In Ostara schlug Lanz vor, „unbefriedigende“ Rassetypen durch Abtreibung, Sterilisation, Verhungern, Zwangsarbeit und andere Mittel zu eliminieren. Er empfahl auch arische Zuchtfarmen, in denen eine Herrenrasse, die die Welt beherrschen sollte, ausgebrütet werden konnte (Cavendish: 1983). Heinrich Himmler sollte später im Dritten Reich ein solches Zuchtprogramm (genannt Lebensborn) einrichten.
Die große Ähnlichkeit von Lanz‘ Rezept für die Eliminierung von „Minderwertigen“ mit den Ansichten von Benedict Friedlaender legt die Möglichkeit einer Beziehung zwischen dem ONT (Order of the New Temple) und der Gemeinschaft der Elite nahe. Ein Bindeglied war Harald Gravelle, ein homosexuelles Mitglied der Guido von List-Gesellschaft, der sowohl für ‚Ostara‘ als auch für ‚Der Eigene‘ schrieb (Steakley: 67 n. 34). Gravelle war „der wichtigste Theosoph in Lanz‘ Bekanntenkreis, mit Ausnahme von Guido List“ (Goodrick-Clarke: 100).
Obwohl nicht direkt mit dem ONT verbunden, war der Astrologe Dr. Karl Gunther Heimsoth eine weitere Verbindung zwischen der Gemeinschaft der Elite und den Okkultisten. Heimsoth, ein Homosexueller, war „ein enger Freund und Freikorpskamerad von Röhm“ und unterhielt „enge Kontakte zu mehreren zukünftigen Nazi-Größen“ (Machtan: 108f). Er schrieb ein Buch mit dem Titel ‚Charakter Konstellation‘, das sich ganz den Horoskopen von Homosexuellen widmete (Rector: 81); er war auch Mitarbeiter von ‚Der Eigene‘. Heimsoth prägte den Begriff „homophil“ (Oosterhuis und Kennedy: 188), der in den ersten Jahrzehnten der amerikanischen Schwulen-Bewegung ein gängiges Synonym für homosexuell war.
Der Germanenorden, die Eiserne Faust und die Thule-Gesellschaft
1912 gründeten verschiedene Anhänger von List und Lanz eine neue okkulte Organisation namens Germanen-Orden. Im Gegensatz zu den rein philosophisch und spirituell ausgerichteten Gruppen, die die beiden „Meister“ gegründet hatten, sollte der Germanenorden eine aktivere Rolle bei der Verwirklichung der Ziele der ariosophischen Lehren übernehmen. Er forderte „mutige Männer“, die bereit waren, alles zu tun, was notwendig war, um seine zunehmend offenkundigen politischen Ziele zu erreichen (Sklar: 5).
„Das Hauptziel des Germanenordens“, schreibt Goodrick-Clarke, „war die Überwachung der Juden und ihrer Aktivitäten durch die Schaffung eines Zentrums, in das alles antisemitische Material zur Verteilung fließen sollte“ (Goodrick-Clarke: 128). Nur Arier reiner Abstammung durften Mitglieder werden. Der Erste Weltkrieg brachte die Organisation zum Erliegen, aber nach dem Krieg begannen die Kapitel des Ordens mit direkten Aktionen gegen diejenigen, die sie als ihre Feinde betrachteten. Dabei handelte es sich nicht nur um Juden, sondern auch um die kommunistisch geprägten Sozialisten der neuen Weimarer Regierung, die sie als „Novemberverbrecher“ bezeichneten, weil sie (nach Ansicht des Ordens zu früh) vor den Alliierten kapituliert hatten.
Der Germanenorden als Tarnorganisation zur Rekrutierung politischer Attentäter
Nach dem Krieg begann der Germanenorden „als Tarnorganisation für die Rekrutierung politischer Attentäter zu dienen“ (ebd.: 133), die die Praktiken des Vehmgerichts wieder aufgriffen, einer mittelalterlichen Bürgerwehr, deren einzige Strafe der Tod war (Waite 1969: 216ff). Theodor Fritsch, einer der Gründer des Ordens, rief zum Handeln auf: „Sobald die Fesseln der bürgerlichen Ordnung am Boden liegen und das Gesetz mit Füßen getreten wird, tritt die Heilige Vehme in ihre Rechte; sie darf sich nicht scheuen, die Massenverbrecher mit ihren eigenen Waffen zu schlagen“ (Sklar: 26).
Während die okkulten Gruppen vor dem Nationalsozialismus stets Überschneidungen in der Mitgliedschaft aufwiesen, war die Mitgliedschaft des Germanenordens nach dem Krieg nun auch mit nationalistischen und paramilitärischen Gruppen verflochten. Ein Schlüsselelement, das diese verschiedenen Gruppen verband, war die Homosexualität.
Unter den Vehmgericht-Attentätern befanden sich beispielsweise Gerhard Roßbach, Edmund Heines und andere „Butch“-Homosexuelle, die später die NSDAP mitprägen sollten (Snyder: 92, Waite: 222f). Zu ihnen gehörte Rudolf Höß, ein wichtiges Mitglied des Roßbachbund-Freikorps und späterer Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, der 1923 wegen seiner Beteiligung an einem der Vehme-Morde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde (Theweleit: Bd. 1., S.8).
Die Organisation ‚Eiserne Faust‘ als wichtigste Rekrutierungsbasis für die Attentäter
Die wichtigste Rekrutierungsbasis für diese Attentäter war die Organisation ‚Eiserne Faust‘, die von Konrad Heiden in Hitler: Eine Biographie wie folgt beschrieben wird:
[Eine Vereinigung junger Offiziere, die sich selbst die ‚Eiserne Faust‘ nannten, zog durch die Kneipen und förderte energisch die nationalistische Stimmung… Zu anderen Zeiten beschäftigte sich die ‚Eiserne Faust‘ mit den Vehme Morden, d. h. mit der heimlichen Ermordung politischer Gegner. An ihrer Spitze stand der damalige Reichswehr-Hauptmann Ernst Röhm (Heiden: 1936, S.49).
Etwa 354 Feinde der Nationalisten wurden über mehrere Jahre hinweg in der Kampagne der Vehme-Morde getötet, der prominenteste unter ihnen war Walther Rathenau, der ehemalige Außenminister der deutschen Republik während des Ersten Weltkriegs. Es überrascht nicht, wenn man bedenkt, was wir bereits über diese Männer erfahren haben, daß viele der Opfer aus sexuellen und nicht aus politischen Gründen getötet wurden. Waite schreibt,
„Die Feme [Vheme] richtete sich oft gegen ehemalige Kameraden der Freikorps-Organisationen. Die Vielzahl der Bünde und Geheimgesellschaften führte zu Konkurrenz, Streit und Tod…. Die Konkurrenz und der Konflikt wurden durch die Tatsache verschärft, daß viele der Freibeuter homosexuell waren und daher zu Eifersucht und „Liebhaber-Streitigkeiten“ neigten. Der Fall Mayer-Hermann soll hier als Beispiel dienen.
Oberleutnant Mayer war Kreisleiter der „Arbeitsgemeinschaft Roßbach“. Wie sein Führer Gerhard Roßbach war auch er, wie es vor Gericht euphemistisch heißt, „ein Frauenfeind“ und gründete mit Unterstützung des wohlhabenden Trafikanten Kurt Hermann seine eigene „Arbeitsgemeinschaft Mayer“. Doch Oberleutnant Mayer wurde bald eifersüchtig auf einen gewissen Gebauer, einen ehemaligen Ostseekämpfer, der auch Herrn Hermann den Hof machte. Mayer beschuldigte Gebauer des Verrats und schickte zwei seiner Männer zu Hermanns Haus. Sie fanden den Verräter im Bett mit Herrn Hermann – Frau Hermann war zu dieser Zeit abwesend – und vollstreckten das Urteil der Feme“ (Waite 1969: 222f).
Die Thule-Gesellschaft
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Aufgrund der Assoziation des Germanenordens mit diesem politischen Terrorismus änderte der bayerische Landesverband 1917 seinen Namen in Thule-Gesellschaft, „um sich die Aufmerksamkeit sozialistischer und pro-republikanischer Elemente zu ersparen“ (ebd.: 144). Die Thule-Gesellschaft behielt viele der bizarren okkulten Theorien, die von Blavatsky entwickelt worden waren, bei und „hatte enge Verbindungen zu Crowleys Organisation“ (Raschke: 339). Der Historiker Wulf Schwarzwaller schreibt,
Das Glaubensbekenntnis des inneren Zirkels der Thule-Gesellschaft lautete kurz gefasst wie folgt: Thule war eine legendäre Insel im hohen Norden, ähnlich wie Atlantis, angeblich das Zentrum einer verlorenen Hochkultur. Aber nicht alle Geheimnisse dieser Zivilisation waren vollständig ausgelöscht worden. Diejenigen, die übrig geblieben waren, wurden von uralten, hochintelligenten Wesen bewacht… Die wirklich Eingeweihten konnten mit diesen Wesen Kontakt aufnehmen… [die] den Eingeweihten übernatürliche Kraft und Energie verleihen konnten. Mit Hilfe dieser Energien von Thule war es das Ziel der Eingeweihten, eine neue Rasse von Übermenschen „arischer“ Abstammung zu schaffen, die alle „minderwertigen“ Rassen ausrotten würden (Schwarzwaller: 66f).
Mitglieder der Thule-Gesellschaft
Der Führer der Thule-Gesellschaft war ein Mann namens Rudolf von Sebottendorf, aber ihr Hauptorganisator war Walter Nauhaus, ein ehemaliges Mitglied der Wandervogel-Bewegung (Goodrick-Clarke: 143). Sebottendorf wurde später (laut seinem Verleger) ermordet, nachdem er 1933 ein Buch mit dem Titel ‚Before Hitler Came‘ über Hitlers okkulte Wurzeln geschrieben hatte. Das Buch wurde von den Nazis beschlagnahmt (Sklar: 27).
Zu den Mitgliedern der Thule-Gesellschaft, die beim späteren Aufstieg des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle spielten, gehörten Hans Kahnert, Dietrich Eckart, Alfred Rosenberg und Rudolf Hess (Sklar: 6). Wie wir bereits festgestellt haben, waren diese Männer alle bekannte oder wahrscheinliche Homosexuelle.
Als Mitglieder der Thule-Gesellschaft waren die späteren Nazi-Koryphäen Rosenberg und Hess zusammen mit Ernst Röhm an einem blutigen bayerischen Staatsstreich am 1. Mai 1919 durch die Reichswehr (in der Röhm Hauptmann war) beteiligt, der sie beinahe das Leben gekostet hätte, schreibt Heiden, daß eine Reihe von Mitgliedern der Gesellschaft vom „Münchner Sowjet“ gefangen genommen wurden, aber „durch Zufall, sowohl Alfred Rosenberg als auch Rudolf Hess, der später als Hitlers Freund und Stellvertreter berühmt wurde, der Gefangenschaft entkamen“, und zwar in einem Moment der Anarchie, als viele der anderen Geiseln von den kommunistischen Wachen ermordet wurden (Heiden, 1936: 50).
Dietrich Eckart von der Thule-Gesellschaft, Mentor von Adolf Hitler
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Ebenfalls 1919 gründete Kahnert, Mitglied der Thule-Gesellschaft, Deutschlands größte „Schwulenrechts-Organisation“, den Bund für Menschenrecht, zu dessen Mitgliedern auch Ernst Röhm gehörte (J. Katz: 632 n 94). Dies scheint die allererste Verwendung des Themas Menschenrechte in der modernen Homosexuellen-Bewegung zu sein.
Eckart war unterdessen auch Gründungsmitglied der Deutschen Arbeiterpartei und wurde zum Mentor Adolf Hitlers (Shirer: 65). Wie Hitler war auch Eckart ein Abonnent der Ostara (J. S. Jones: 301 n 91).
Dietrich Eckart nahm Hitler 1920 als seinen Schüler auf. Später erklärte er, daß er sich „zu seinem [Hitlers] ganzen Wesen hingezogen fühlte“ und daß er und Hitler eine „intime“ Beziehung entwickelten, in der er den jüngeren Mann als „meinen Adolf“ bezeichnete (Machtan: 117). Eckart hat nie zugegeben, homosexuell zu sein, aber die Beweise legen nahe, daß er es war. Einige behaupten, er sei in tantrische, okkulte Sexualrituale „ähnlich denen Crowleys“ verwickelt gewesen und habe sogar Hitler in solche Aktivitäten eingeweiht (Raschke: 399).
Wir wissen, daß Eckart einer der enthusiastischsten Anhänger von Otto Weininger war, einem führenden homosexuellen Rassisten, dessen Theorien Frauen verunglimpften (Igra: 100). Alfred Rosenberg charakterisierte Eckart als einen eingefleischten Frauenfeind, dessen „ausschließlich männliche Gesellschaft“ seine kurze und kinderlose Ehe 1920 zerstörte (Machtan: 118f).
Eckart war maßgeblich an Hitlers frühen Erfolgen beteiligt
Es steht außer Frage, daß Eckart maßgeblich an Hitlers frühen Erfolgen beteiligt war. „Mit Eckart als Mentor“, schreibt Schwarzwaller, „wurde der unbeholfene und gehemmte Hitler – der erfolglose Maler, der ehemalige Gefreite, der wegen ‚mangelnder Führungsqualitäten‘ nicht einmal zum Unteroffizier befördert worden war – ganz plötzlich zu einem hervorragenden Organisator und Propagandisten“ (Schwarzwaller: 68). Es war Eckart, der ihn mit Alfred Rosenberg bekannt machte.
Wie Röhm und Lanz beanspruchte Eckart das Verdienst, Hitler „erschaffen“ zu haben. Heiden schreibt, Eckert sei „der geistige Vater der Führerlegende in der nationalsozialistischen Partei“ gewesen (1936: S. 48). (24) 1923, kurz vor seinem Tod, schrieb Eckart an einen Freund: „Folge Hitler! Er wird tanzen, aber nach meiner Pfeife tanzen. Wir haben ihm die Mittel in die Hand gegeben, mit ihnen (gemeint sind die „Herren“) in Verbindung zu bleiben. Trauert nicht um mich, denn ich habe die Geschichte mehr beeinflusst als jeder andere Deutsche“ (Schwarzwaller: 69). (25) Obwohl er später viele der Okkultisten und ihre Ideen verspottete, widmete Hitler sein Buch ‚Mein Kampf‘ Eckart und nannte Eckart einmal seinen „Johannes den Täufer“ (ebd.: 70).
Fußnoten:
(24) Heiden, Konrad. Hitler: A Biography. Constable and Company Ltd, London, 1936.
(25) Schwarzwaller, Wulf. The Unknown Hitler: His Private Life and Fortune. National Press, Inc., and Star Agency, 1989.
Karl Haushofer, ein weiterer okkulter Mentor Hitlers
Hitlers nächster geistiger Mentor war Karl Haushofer, der später Deutschlands führender Theoretiker auf dem Gebiet der Geopolitik wurde (die wissenschaftliche Untersuchung des Einflusses der Geografie auf politische Ereignisse). Haushofer, der ein geheimes Mitglied der Thule-Gesellschaft war, wird zugeschrieben, daß er Hitler dazu erzogen hat, in Kategorien der Welteroberung zu denken, und es wird angenommen, daß er praktisch das Kapitel 16 von ‚Mein Kampf‘ diktiert hat, in dem Hitlers Außenpolitik beschrieben wird (Sklar: 63f). Haushofers Lebensraumtheorie wurde später zur Rechtfertigung der deutschen Expansion herangezogen, während seine Vertrautheit mit dem Orient es ihm ermöglichte, Hitlers Bündnis mit Japan zu schmieden (ibid.).
Es gibt Hinweise darauf, daß Haushofer auch homosexuell war. In ‚Hitlers Kreuz‘ beschuldigt Erwin Lutzer Haushofer, Hitler geführt zu haben
„durch die tiefsten Stufen der okkulten Transformation, bis er ein durch und durch dämonisiertes Wesen wurde. Hitler wurde sogar sexuell transformiert; er wurde zu einem Sado-Masochisten, der verschiedene Formen sexueller Perversion praktizierte (Lutzer: 61). (26)
Fußnote:
(26) Lutzer, Erwin. Hitler’ s Cross. Moody Publishers, 1995.
Haushofer war wie Rudolf Heß ein Sodomit
Noch überzeugender ist das Zeugnis von Ilse Heß, Ehefrau von Rudolf Heß, dem Mitglied der Thule-Gesellschaft, der in Nazikreisen am höchsten aufsteigen sollte. Hess, ein Homosexueller (ungeachtet seiner Ehe), war einer von Hitlers engsten Freunden und ein Kommilitone von Haushofer. Machtan berichtet, daß „Ilse Heß … sich darüber beklagte, daß sie nicht mehr von ihrer Ehe hatte als ein ‚Konfirmanden-Mädchen‘, und sie verglich sich selbst, was ‚die Freuden der Ehe‘ betraf, sogar mit einer ‚Klosterschülerin'“ (Machtan: 149). (27) Er fügt Folgendes hinzu:
Zu Haushofer, der fünfundzwanzig Jahre älter war als er selbst, hatte Heß ein enges Verhältnis entwickelt. Oft saßen die beiden nächtelang zusammen in Haushofers Wohnung und unternahmen auch gemeinsame Ausflüge. „Er ist ein wunderbarer Mensch“, schwärmte Heß gegenüber seinen Eltern, und Haushofer widmete seinem „jungen Freund Rudolf Heß“ ein an Stefan George [einen bekannten Päderasten] erinnerndes Lied, in dem davon die Rede ist, daß „seine Augen geschlossene Türen festlich erhellen“, so wie „sich ein Sonnenuntergang in einer Quelle spiegelt“. Ilse Heß gestand später zurückhaltend, daß sie „schon lange fast ein wenig eifersüchtig“ auf Haushofer gewesen sei, der ihren Freund regelrecht „aufgesogen“ zu haben schien (Machtan: 144f).
Rudolf Heß war Anhänger der Anthroposophischen Gesellschaft von Rudolf Steiner
Heß wurde schließlich stellvertretender Führer der Nazipartei. Sowohl Heß als auch Alfred Rosenberg hatten „einen immensen Einfluss auf Hitler, dem sie das Evangelium der Thule-Gesellschaft predigten“ (Angebert: 172). (28) Zusätzlich zu seiner Beteiligung an der Thule-Gesellschaft gehörte Heß noch einem anderen Ableger der theosophischen Sekte an. Es handelte sich um eine Organisation namens Anthroposophische Gesellschaft, die 1912 von Rudolf Steiner gegründet wurde.
Steiner war ein ehemaliger Leiter der Deutschen Theosophischen Gesellschaft, der sich nach der „Entdeckung“ des neuen „Messias“ von der Gruppe trennte. Heß war ebenfalls ein überzeugter Anhänger der Astrologie (Howe: 152). (29)
Hitler wurde auch von anderen Mitgliedern der Thule-Gesellschaft beeinflusst. Waite schreibt,
„Bei der Beschreibung seines Einstiegs in die Politik in München im Jahr 1919 betonte Hitler die Bedeutung eines kleinen Pamphlets mit dem Titel „Mein politisches Erwachen“ … [geschrieben von] einem kränklichen Fanatiker namens Anton Drexler… Drexler war Mitglied der Thule-Gesellschaft, der einflussreichsten der vielen rassistischen antisemitischen Gruppen, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit in München entstanden waren… Zur Zeit der Revolution von 1918 zählte die Gesellschaft etwa 1500 Mitglieder in Bayern, darunter viele von Hitlers späteren Anhängern. Hitler selbst, so wird berichtet, „war oft Gast der Gesellschaft“… Die eigentliche Deutsche Arbeiterpartei – die zur mächtigen Nazibewegung werden sollte… unterschied sich kaum von den Diskussionsgruppen und Aktivitäten der Thule-Gesellschaft oder den anderen rassistischen Gruppen, denen alle Gründer angehörten.“ (Waite, 1977: 115). (30)
Fußnote und Anmerkung
(27) Machtan, Lothar. The Hidden Hitler. Basic Books, 2001.
(28) Angebert, Jenn-Michel. The Occult and the Third Reich: The Mystical
Origins of Nazism and the Search for the Holy Grail. Macmillan, 1974. 2
(29) Howe, Ellic. Astrology: A Recent History Including the Untold Story of its Role in World War II. New York, Walker and Company, 1967.
(30) Waite, Robert G.L. The Psychopathic God Adolf Hitler. New York, Signet Books, 1977.
Robert G. L. Waite (18. Februar 1919 – 4. Oktober 1999) war Brown Professor für Geschichte (1949-1988) am Williams College. Er promovierte in Geschichte an der Harvard University und war bekannt für seine strikte Einhaltung des Grundsatzes der Objektivität bei der Analyse historischer Ereignisse.
Der Einfluss von Heinrich Himmler auf Adolf Hitler
Ein weiterer prominenter Nazi, der stark von der deutschen okkulten Bewegung beeinflusst war, war Heinrich Himmler. Himmler unterhielt eine enge Beziehung zu einem prominenten Okkultisten namens Karl Maria Wiligut, der als der „Rasputin von Himmler“ bekannt wurde (Goodrick-Clarke: 177). Es ist nicht klar, ob mit dieser Bezeichnung gemeint ist, daß Wiligut die Vorliebe des berüchtigten Russen für sexuelle Ausschweifungen teilte. Wiligut behauptete, die Gabe des hellseherischen „Ahnengedächtnisses“ zu besitzen, was für die rassistischen Puristen der Nazipartei, die ihr eigenes arisches Erbe beweisen wollten, sicherlich recht nützlich war. Wiligut war verantwortlich für den Entwurf des Totenkopfrings, den die Mitglieder der SS trugen.
Unter Himmler wurde die SS zu einem regelrechten okkulten Orden. Die christlichen Namen der SS-Soldaten wurden durch germanische Namen ersetzt, und alle Mitglieder mussten strengste Geheimhaltung wahren und sich vom Rest der Gesellschaft abgrenzen (Sklar: 100). In späteren Jahren gab Himmler riesige Geldsummen für esoterische Forschungsprojekte aus, wie etwa eine Expedition nach Tibet, „um nach Spuren einer reinen germanischen Rasse zu suchen, die in der Lage gewesen sein könnte, die alten nordischen Mysterien zu bewahren“ (ebd.: 102). (Dieser wenig bekannte Aspekt der Nazigeschichte ist natürlich die Inspiration für den Steven-Spielberg-Film „Jäger des verlorenen Schatzes“).
Himmler war möglicherweise homosexuell (zwei Quellen werden im weiteren Verlauf des Buches zitiert), doch seine ausgeprägte Besessenheit von Geheimhaltung schützte ihn weitgehend vor der Offenlegung seines Privatlebens. Allerdings förderte er unter seinen Männern den Kult des Männerbundes. Einigen Berichten zufolge mussten die Rekruten bei der Ausbildung der SS-Spezialeinheiten die Körper der anderen beim Duschen einseifen, um eine gegenseitige Abhängigkeit zu schaffen (Reisman, 1994: 3). (31)
Später sprach Himmler in öffentlichen Äußerungen leere Drohungen gegen Homosexuelle aus, aber es ist klar, daß er sich als Teil von Adolf Hitlers Päderasten-Clique völlig wohl fühlte. In ähnlicher Weise sprach sich Himmler öffentlich gegen die Astrologie aus, während er sich privat für sie begeisterte. „Im Dritten Reich müssen wir die Astrologie verbieten“, sagte er. „Wir können nicht zulassen, daß irgendwelche Astrologen ihrer Berufung nachgehen, außer denen, die für uns tätig sind. Im nationalsozialistischen Staat muss die Astrologie ein privilegium singulorum [d. h. ein exklusives Nazi-Privileg] bleiben“ (Sklar: 2).
Viele der führenden okkulten Persönlichkeiten waren Sodomiten
Wir begannen dieses Kapitel mit einem Zitat von Goodrick-Clarke, der mehrere Formen des Okkultismus erwähnte, von denen wir uns in erster Linie mit der wichtigsten, dem Gnostizismus, beschäftigt haben. Er stellte jedoch auch fest, daß die hellenische Kultur zu dem beitrug, was wir heute Okkultismus nennen. Diese hellenischen Einflüsse finden sich auch in der Philosophie der Nazi-Elite wieder, insbesondere in der Art und Weise, wie sie vom Chefideologen der Nazis, Alfred Rosenberg, formuliert wurde. In ‚Die Massenpsychologie des Faschismus‘ schreibt William Reich:
„Wir lassen Rosenberg selbst beweisen, daß der Kern der faschistischen Rassentheorie eine Todesangst vor der natürlichen Sexualität ist… Am Beispiel der alten Griechen versucht Rosenberg die Gültigkeit der These zu beweisen, daß der Aufstieg und Fall von Völkern auf Rassenkreuzung und „Blutvergiftung“ zurückzuführen ist. Seiner Theorie zufolge waren die Griechen ursprünglich die Vertreter der nordischen Rassenreinheit. Die Götter Zeus und Apollo und die Göttin Athene waren „Symbole der frommsten Frömmigkeit“ [ala katharische Gnosis]“ (Reich: S. 84). (32)
Reich weist auch darauf hin, daß das Hakenkreuz selbst ein okkultes Symbol ist und „ursprünglich ein sexuelles Symbol … den sexuellen Akt von Mutter Erde [Ostara] mit Gott-Vater [Wotan] darstellt“ (S. 102).
Auf jeden Fall können wir sehen, daß die okkulten Wurzeln der Nazi-Partei tief in die deutsche Geschichte reichen. Es ist auch offensichtlich, daß viele der führenden okkulten Persönlichkeiten, die für dieses Erbe verantwortlich waren, homosexuell waren. Von den alten heidnischen Wurzeln über Blavatsky, List und Lanz bis hin zu Hitler selbst gab die Entwicklung des Homo-Okkultismus den Nazis ihre Theorien über eine arische Herrenrasse und ihre Rechtfertigung für die bösartige Ausrottung „minderwertigen“ Lebens.
Die Nazis waren neuheidnische Okkultisten, keine Christen
Bevor wir dieses Thema verlassen, ist es in diesem Zusammenhang angebracht, den Leser daran zu erinnern, daß die Nazis entgegen den modernen Behauptungen vieler Säkularisten keine Christen, sondern Okkultisten waren. Wir haben dem Hass der Nazis auf die jüdisch-christliche Moral ein späteres Kapitel gewidmet, aber ein Leitartikel des jüdischen Vizepräsidenten des Wall Street Journal, Robert L. Bartley, aus dem Jahr 2002 fasst die Fakten für uns kurz und bündig zusammen. Unter dem Titel „Christen, Juden und Wotan“, schreibt er:
Die Führer und Ideologen der Nazis waren keine Christen. Sie waren Heiden, einige davon ganz explizit…. Der Angriff der Nazis auf das Christentum war am Ende des Zweiten Weltkriegs allgemein bekannt… Er beinhaltete die Absicht, „die absonderlichen und fremden christlichen Glaubensrichtungen, die im unheilvollen Jahr 800 nach Deutschland eingeführt wurden, unwiderruflich auszurotten.“ Die bestehenden Konfessionen würden durch die Nationalkirche ersetzt. Auf ihren Altären würde nur noch ein Exemplar von ‚Mein Kampf‘ stehen, mit einem Schwert auf der linken Seite. Das christliche Kreuz würde entfernt und durch das einzige unbesiegbare Symbol, das Hakenkreuz, ersetzt werden. (33)
Fußnoten:
(31) Reisman, Dr. Judith A. Kinsey, Hefner and Hay, The Indoctrination of Heterophobia in American Men and Women. Arlington, VA. Institute for Media Education, 1994.
(32) Reich, Wilhelm. Die Massenpsychologie des Faschismus. Farrar, Straus & Giroux, New York, 1970.
(33) Bartley, Robert L.. “Christians, Jews and Wotan,” The Wall Street Journal, March 25, 2002.
Dies ist der zweite Teil (S. 11 – 31) aus dem Kapitel 2 von ‚The Pink Swastika‘.