Historie

Sodomiten in der Weimarer Republik

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Sodomie und Päderastie in der Weimarer Republik

In der Fortsetzung der Dokumentation über ‚Das rosarote Hakenkreuz‘ folgt die Beschreibung der ideologischen Vorläufer aus der Sodomiten-Bewegung im Deutschen Reich. Wer hätte gedacht, daß führende Ideologen der Sodomiten-Bewegung Sodomie und Päderastie in der Weimarer Republik bereits vehement propagierten. Der enorme Einfluss dieser Ideologen auf die nationalsozialistische Ideologie ist kaum bekannt. Es sind dies die führenden Sodomiten in der Weimarer Republik, die die Jugend unter den Einfluss der Nazis brachten.

Anschließend zeigen die Autoren die Vorliebe der Nationalsozialisten für die hellenische Kultur mit ihrer weitverbreiteten Praxis der Sodomie und Päderastie. Der Hellenismus war in dieser Hinsicht Vorbild für die Nazis. Daß dies Tatsache ist, beweisen die Autoren aufgrund authentischer Quellen. Einige wichtige Vertreter des maskulinen Homosexualismus werden zu unheilvollen Verführern der männlichen Jugend.

Dokumentation zu ‚Das rosarote Hakenkreuz‘ (‚The Pink Swastika‘) – Kapitel 1 – Teil 2

Eine Dokumentation v. Scott Lively und Kevin Abrams

Vorbemerkung: Die von uns hinzugefügten Überschriften sind in brauner Farbe gesetzt.

Karl Heinrich Ulrichs

Ein Porträt von Karl Heinrich Ulrichs, einem führenden Vertreter der Sodomiten-Bewegung im Deutsch ReichBildquelle: wikipedia

Der „Großvater“ der weltweiten „Schwulenrechts-Bewegung“ war ein homosexueller deutscher Rechtsanwalt namens Karl Heinrich Ulrichs (1825 bis 1895). Im Alter von 14 Jahren wurde Ulrichs von seinem Reitlehrer, einem etwa 30 Jahre alten homosexuellen Mann, verführt (Kennedy in Pascal: 15). (23) Beobachter, die mit der offensichtlich hohen Korrelation zwischen sexueller Belästigung in der Kindheit und Homosexualität im Erwachsenenalter vertraut sind, könnten zu dem Schluss kommen, daß diese Jugenderfahrung Ulrichs dazu veranlasste, homosexuell zu werden. Ulrichs selbst kam jedoch eher zu einer erblichen als zu einer umweltbedingten Erklärung für seinen Zustand.

In den 1860er Jahren begann Ulrichs eine Theorie zu entwickeln, die Homosexuelle als drittes Geschlecht definierte. Er schlug vor, daß männliche Homosexualität auf eine psycho-spirituelle Verwechslung zurückzuführen sei, bei der der Körper eines Mannes von der Seele einer Frau bewohnt werde (und umgekehrt bei Frauen). Die Angehörigen dieses dritten Geschlechts nannte er „Urnings“ (männlich) und „Dailings“ (weiblich). Da Homosexualität eine angeborene Eigenschaft sei, dürfe sie nicht kriminalisiert werden, so seine Argumentation.

Auch wenn es Ulrichs nicht gelingen sollte, die Gesetze gegen Homosexualität zu ändern, so ermutigten seine Bemühungen doch einen weit verbreiteten politischen Aktivismus. Ein früher Anhänger, ein deutsch-ungarischer Schriftsteller namens Benkert (unter dem Pseudonym Karoly Maria Kertbeny), prägte 1869 in einem anonymen offenen Brief an den preußischen Justizminister den Begriff „homosexuell“ (Lauritsen und Thorstad: 6). (24) Steakley schreibt, daß Homosexuelle zuvor als Sodomiten, Päderasten oder „‚Knabenschänder'“ bekannt waren (Steakley: 13). (25)

Fußnoten und Anmerkungen:

(23) Pascal, Mark (ed.). Varieties of Man/Boy Love. New York, Wallace Hamilton Press, 1992.
(24) Lauritsen, John, and Thorstad, David. The Early Homosexual Rights Movement:1864-1935. New York, Times Change Press, 1974.
(25) Steakley, James D., The Homosexual Emancipation Movement in Germany. New York, Arno Press, 1975.

Wer ist James Steakley?

James Steakley ist ein Homosexualitäts-Forscher, dessen „Forschungsschwerpunkt auf der deutschen, niederländischen und skandinavischen Schwulengeschichte des 20. Jahrhunderts. Er war Mitglied der Redaktionsausschüsse von … ‚Journal of the History of Sexuality und Journal of Homosexuality‘ sowie Vorsitzender der Abteilung für Lesben- und Schwulenstudien der ‚Modern Language Association‘ und des Komitees für Schwulen-, Lesben- und Bisexuellen-Fragen der University of Wisconsin-Madison“. Siehe http://german.lss.wisc.edu/new_web/?q=node/45.

Wir vermuten (ohne Beweise), daß Steakley hinter dem Absatz-für-Absatz-Angriff auf ‚The Pink Swastika 1st Edition‘ steckt, das unter dem Titel ‚The Annotated Pink Swastika‘ (1996-97) auf http://www.qrd.org/qrd/religion/anti/annotated.pink.swastika veröffentlicht wurde und dessen Kontaktadresse algeier@omnifest.uwm.edu an der UW Madison ist. Während ‚The Annotated Pink Swastika‘ vorhersehbar voreingenommen und irreführend ist, hat es einige legitime sachliche Fehler in der ersten Ausgabe von ‚The Pink Swastika‘ identifiziert, die wir in der dritten Ausgabe korrigiert haben.

Unsere Zitate von Steakley fallen in die Kategorie der „Eingeständnisse gegen das Interesse“ und sind besonders wertvoll wegen seiner offenen Diskussion von Päderastie als zentraler Aspekt der „schwulen“ Kultur in seinen Schriften, die übrigens auch in ‚The Journal of Homosexuality‘ sehr häufig vorkommt.

Interessanterweise löste 1996 eine Rede von einem von uns (Lively) in einer Kirche in Madison, Wisconsin, einen Zwischenfall aus, der an die Nazi-Brownshirts erinnerte, als 400 schimpfende homosexuelle Aktivisten in die Kirche eindrangen und den Vortrag über eine Stunde lang aufhielten. Nachdem die Ordnung in der Kirche endlich wiederhergestellt war, umstellten die militanten „Schwulen“ die Kirche von außen und schlugen rhythmisch mit Steinen und Mülltonnen-Deckeln auf die Außenwände, wobei sie skandierten: Zerschlagt die Christen. Bringt die Löwen zurück.“ (Wir schreiben diese Aktionen nicht Herrn Steakley zu.)

Ulrichs Theorie des ‚dritten Geschlechts‘

Die erste psychiatrische Studie über Homosexualität in Deutschland wurde 1869 als Ergebnis von Ulrichs‘ Bemühungen veröffentlicht. Sie sprach sich für die Entkriminalisierung der Homosexualität zugunsten einer medizinischen Behandlung aus (Oosterhuis und Kennedy: 13).

Den größten intellektuellen Einfluss auf seine eigene Generation hatte Ulrichs mit der Erfindung des Begriffs „Uranier“, den er 1862 als neue Bezeichnung für Homosexuelle (sowohl Urnings als auch Dailings) einführte. Er entnahm den Begriff Platons Symposion, in dem homosexuelle Handlungen unter den Schutz der neunten Muse, Urania, gestellt wurden. In den späten 1800er Jahren bezeichneten sich deutsche Homosexuelle häufig als Uranier, und ein militanter homosexueller Slogan, „Uranier der Welt, vereinigt euch!“, wurde international populär (Rutledge: 41). (26)

Im folgenden Zitat verwendet Ulrichs den Begriff in seiner Erklärung der Theorie des „dritten Geschlechts“ und veranschaulicht anschaulich die Mentalität der „Fems“:

Abgesehen von der weiblichen Ausrichtung unseres sexuellen Verlangens tragen wir Uranier noch ein weiteres weibliches Element in uns, das, wie mir scheint, den Beweis dafür liefert, dass die Natur in uns körperlich den männlichen Keim, geistig aber den weiblichen entwickelt hat. Wir tragen dieses andere weibliche Element von unserer frühesten Kindheit an in uns. Unser Charakter, die Art, wie wir fühlen, unser ganzes Temperament ist nicht männlich, sondern ausgesprochen weiblich. Dieses innere weibliche Element ist äußerlich erkennbar an unserem äußerlich sichtbaren weiblichen Wesen (Fee: 37). (27)

Fußnoten:

(26) Rutledge, Leigh W. The Gay Book of Lists. Boston, Alyson Publications Inc., 1987.
(27) Fee, Elizabeth. “Science and Homosexuality.” The Universities and the Gay Experience. New York, Gay Academic Union, 1974.

Ulrichs gegen das Konzept der ‚hellenischen Liebe‘

Ulrichs sprach sich öffentlich gegen Sadomasochismus und Pädophilie aus (vielleicht aufgrund seiner eigenen Belästigung als Jugendlicher). Er schrieb gegen das Konzept der „griechischen Liebe“ und betrachtete „sexuelle Anziehung zu Vorpubertären als Krankheit“. In seinen Versuchen, den Paragraphen 175 des deutschen Strafgesetzbuches aufzuheben, setzte sich Ulrichs für eine Verschärfung der Gesetze gegen Pädophilie ein. Ulrichs‘ Verurteilung des Sex zwischen Mann und Junge bezog sich jedoch nur auf vorpubertäre Jungen. Wie das folgende Zitat aus seiner Publikation Forschungen „Über das Rätsel der mannmännlichen Liebe“ zeigt, war Ulrichs nicht gegen Sex zwischen Männern und Jungen, die „geschlechtsreif“ waren.

Der Urning ist für unreife Jungen nicht um Haaresbreite gefährlicher als der echte Mann für unreife Mädchen. Im Übrigen überlasse ich den Kinderschänder gerne seiner verdienten Strafe durch das Gesetz. Die Unversehrtheit eines willenlosen Minderjährigen soll jedem Urninger heilig sein. Ich habe keine Verteidigung für den, der sie anrührt. Daher sei die Verführung unreifer Knaben, das gebe ich ganz zu, eine strafbare unsittliche Handlung (Ulrichs: 16). (28)

Diese Unterscheidung zwischen reifen und unreifen Knaben wurde von vielen, die das Aufkommen der Homosexuellenbewegung in Deutschland verfolgten, nicht beachtet. So schrieb Friedrich Engels in einem Brief an Karl Marx über ein Buch, das Ulrichs geschrieben hatte: „Die Päderasten fangen an zu zählen und entdecken, dass sie eine mächtige Gruppe in unserem Staat sind. Das einzige, was fehlt, ist eine Organisation, aber die scheint schon zu existieren, wenn auch im Verborgenen“ (Werk: 38). (29) Engels hält Ulrichs trotz seiner willkürlichen Altersbeschränkung für den Sex mit Jungen für einen Päderasten.

Fußnoten:

28 Ulrichs, Karl Heinrich. Forschungen über das Rätsel der mannmännlichen Liebe. Leipzig, Max Spohr Verlag, 1989.
29 Plant, Richard. The Pink Triangle: The Nazi War Against Homosexuals. New York, Henry Holt and Company, 1986.

Sodomie wurde in der Weimarer Republik offen verbreitet

Ulrichs‘ politische Aktivitäten ebneten den Weg für eine große und mächtige Homosexuellen-Bewegung, die im vor-nationalsozialistischen Deutschland sowohl zahlenmäßig als auch politisch und gesellschaftlich an Einfluss gewann. Kaum ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod im Jahr 1895 wurde Homosexualität im Deutschland der Weimarer Republik offen verbreitet. Städte wie München und Berlin wurden zu internationalen Mekkas für alle Formen der sexuellen Perversion. Wie William Manchester in ‚The Arms of Krupp‘ feststellte, „hatte die Betonung der Männlichkeit durch die wilhelminische Kultur eine Generation von Perversen hervorgebracht. Im Ausland war die Sodomie als ‚das deutsche Laster‘ bekannt“ (Manchester, 1968: 232). (30)

Samuel Igra, ein deutscher Jude, der 1945 ‚Germany’s National Vice‘ (eine Studie über homosexuelle Einflüsse in Deutschland) veröffentlichte, kommentierte den Anstieg der Homosexualität nach der Jahrhundertwende:

„In Deutschland wurden diese unnatürlichen Laster zu einem regelrechten Kult unter den herrschenden Klassen. 1891 veröffentlichte der bekannte deutsche Psychiater Krafft-Ebbing, einer der großen Pioniere auf diesem Gebiet der Psychopathologie, ein Buch mit dem Titel ‚Psychologia Sexualis‘, in dem er feststellte, daß die sexuelle Perversion in Deutschland alarmierend zunahm. Kommissar Hans von Tresckow, der von 1905 bis 1919 Leiter einer Sonderabteilung der Kriminalpolizei in Berlin war, hat in seinen Memoiren folgendes veröffentlicht:

„Ich kann die Feststellung (von Krafft-Ebbing) bestätigen, daß die homosexuellen Gruppen in den letzten Jahrzehnten, besonders in den Großstädten, immer mehr zugenommen haben. In Berlin gibt es zur Zeit sicher mehr als hunderttausend Personen, die dieser Praxis verfallen sind. Sie sind eng zusammengeschlossen und haben sogar eine eigene Zeitung, Die Freundschaft, die regelmäßig erscheint und ihre Interessen vertritt“ (Von Fürsten und Anderen Sterblichen, von Hans von Tresckow, S. 110. F. Fontane & Co. Berlin. 1922) [Igra: 27f]. (31)

Fußnoten:

(30) Manchester, William. The Arms of Krupp. Little, Brown and Co., Boston, 1968.
(31) Igra, Samuel, Germany’s National Vice. London: Quality Press Ltd., 1945

Magnus Hirschfeld und die SHC

Ulrichs‘ Nachfolger Magnus Hirschfeld war ein prominenter jüdischer Arzt und Homosexueller. Dr. Hirschfeld schloss sich mit zwei anderen Homosexuellen, Max Spohr und Erich Oberg, zum Wissenschaftlich-Humanitären Komitee (SHC) zusammen. Wie wir bereits festgestellt haben, verfolgte das SHC zwei Ziele: 1) die Philosophie und das Werk von Ulrichs fortzuführen und 2) sich für die Legitimierung von Homosexualität durch die deutsche Öffentlichkeit einzusetzen, und zwar durch die Aufhebung des Paragraphen 175, des deutschen Gesetzes, das homosexuelles Verhalten unter Strafe stellte (Steakley: 23f). Der Homosexualist und Historiker Richard Plant schreibt,

„Hirschfelds Bedeutung kann kaum überschätzt werden… Er wurde zum Leiter mehrerer psychologischer und medizinischer Organisationen, zum Gründer eines einzigartigen Instituts für Sexualforschung… Er gründete auch das „Jahrbuch für intersexuelle Varianten“, das er bis 1923 herausgab“ (Plant: 28-29).

Hirschfeld war ursprünglich dem metaphysischen Aspekt von Ulrichs‘ Theorie verpflichtet, gab diese Idee aber später auf. Dennoch blieb Hirschfeld vielen der übrigen Theorien von Ulrichs treu und baute sie durch die Arbeit des Wissenschaftlich-humanitären Komitees aus, dessen Bemühungen er auf das politische Ziel der Entkriminalisierung der Homosexualität ausrichtete. Hirschfeld prägte den Begriff „Transvestit“, der zur gängigen Bezeichnung für Männer und Frauen geworden ist, die sich zwanghaft als Angehörige des anderen Geschlechts verkleiden (J. Katz: 210). (32)

Fußnote:

(32) Katz, Jonathan. Gay American History. New York, Thomas Y. Crowell Company, 1976.

Der Besuch Blühers bei Magnus Hirschfeld

Der SHC brachte unter deutschen Intellektuellen und Politikern Petitionen in Umlauf, in denen die Abschaffung des Paragraphen 175 gefordert wurde. Dank Hirschfelds Vorarbeit bei der Schaffung eines positiven Images in der Öffentlichkeit hatten diese Petitionen zunehmend Erfolg. Doch trotz des Anscheins von Würde und wissenschaftlicher Unparteilichkeit, den das SHC in der deutschen Gesellschaft vermittelte, bot es denjenigen, die es von innen sahen, eine ganz andere Perspektive. Hans Blüher, dessen Beitrag zur deutschen Homosexuellen-Bewegung später in dieser Studie beschrieben wird, besuchte Hirschfeld einmal in der SHC. Das Treffen wurde durch Hirschfelds Angebot ausgelöst, das Vorwort zu Blühers Buch über die Homosexualität im Wandervogel zu schreiben. Blüher schreibt,

„Ich wurde in das Arbeitszimmer des „Weisen von Berlin“ (wie er genannt wurde) geführt…Auf einem seidenbezogenen Fauteuil sitzend, die Beine wie ein Türke unter sich, war ein Mensch mit aufgedunsenen Lippen und listigen, schwach begehrenden Augen, der mir eine fleischige Hand reichte und sich als Dr. Hirschfeld vorstellte… [Später in einer Sitzung des SHC] begrüßte mich als erster ein Korporal mit einer tiefen Bassstimme; er trug jedoch Frauenkleider… „Ein sogenannter Transvestit“, kommentierte Dr. Hirschfeld, dessen Spitzname „Tante Magnesia“ war, und stellte uns vor…

Dann erschien ein wunderschöner Jugendlicher… „Ein Hermaphrodit!“, sagte Hirschfeld. „Kommen Sie doch morgen während meiner Sprechstunde zu mir, dann können Sie ihn nackt sehen“… Ein älterer Herr in den Sechzigern… rezitierte ein Gedicht…an einen sechzehnjährigen Jungen, der voller Sehnsucht war… Ich wandte mich an Laurent, der der einzige Gleichgesinnte in diesem Rudel von Lemuren war: „Sagen Sie, haben Sie nicht bemerkt, daß wir uns hier in einem regelrechten Bordell befinden?“ (Blüher in Mills:160f). (33)

Fußnote:

(33) Mills, Richard. “The German Youth Movement.” In Leyland, Winston (Ed.). Gay Roots: Twenty Years of Gay Sunshine: An Anthology of Gay History, Sex, Politics, and Culture. San Francisco, Gay Sunshine Press, 1989.

Die pseudo-wissenschaftliche Ausrichtung des SHC

Blühers Abscheu gegenüber Hirschfeld und dem SHC war repräsentativ für die Haltung des männlichen homosexuellen Lagers. Aber in dieser Phase des Konflikts hatten die „Fems“ die volle Kontrolle und genossen die Unterstützung, die es in der deutschen Gesellschaft für die politische Sache der Homosexuellen gab. Die „wissenschaftliche“ Ausrichtung des SHC verlieh seinen politischen Zielen einen Anstrich von Legitimität, den die männliche Gruppe nicht erreichen konnte. Dennoch war dies eine Strategie, die den „Fems“ letztlich zum Verhängnis werden sollte.

Der Soziologe David Greenberg schreibt, daß Ulrichs‘ Theorie des dritten Geschlechts „eine umstrittene Strategie unter den deutschen homosexuellen Aktivisten war; diejenigen im antifeministischen Flügel der Bewegung betrachteten männliche Homosexualität als Ausdruck männlicher Überlegenheit und betrachteten die Ulrichs-Hirschfeld-Position als beleidigend“ (Greenberg: 410).

In der Hoffnung, mit dem Argument, Homosexualität sei angeboren, ihre Entkriminalisierung zu rechtfertigen, versuchte Hirschfeld verzweifelt, seine eigene Version der Theorie des „dritten Geschlechts“ und Homosexualität im Allgemeinen zu legitimieren (ebd.: 410). Er gründete das Institut für Sexualforschung in Berlin, das am 1. Juli 1919 seine Pforten öffnete. Es diente zum Teil der juristischen Betreuung von Männern, die wegen Verstoßes gegen den Paragraphen 175 verhaftet worden waren, aber auch der Legitimierung der Auffassung, daß Homosexualität ein medizinischer Zustand sei (Bianco: 64). (34) Im selben Jahr produzierte Hirschfeld den ersten pro-homosexuellen Film „Anders als die Andern“, in dem er kurz auftrat (ebd.).

Fußnote:

(34) Bianco, David, “What Was The Scientific Humanitarian Committee?, Washington Blade, August, 1997.

Der Grund für die Zerstörung des Sexualforschungsinstituts durch die Nazis

Das Sexualforschungsinstitut, das in einer von Hirschfeld erworbenen Berliner Villa untergebracht war, übernahm die umfangreiche Sammlung von Büchern, Fotografien und medizinischen Dokumenten des SHC und begann eine Kampagne, um sich in der deutschen Gesellschaft „respektabel“ zu machen. Laut Plant „boten die behandelnden Ärzte verschiedene Arten von Sexualberatung an… behandelten Menschen wegen Geschlechtskrankheiten… [und gaben] Ratschläge zu Abtreibungsverfahren.“

Die Tatsache, daß viele Naziführer im Sexualforschungsinstitut behandelt wurden, veranlasste den stellvertretenden Direktor des Instituts, Ludwig L. Lenz, zu der Schlussfolgerung, daß die Zerstörung des Instituts durch die Nazis im Jahr 1933 dem Zweck diente, Beweise für Nazi-Perversionen zu vernichten (siehe oben). Viele Jahre lang war das Wissenschaftlich-Humanitäre Komitee die größte und einflussreichste Homosexuellen-Organisation in der deutschen Schwulenrechts-Bewegung“. Im Jahr 1914 zählte es eintausend Mitglieder (Steakley: 60). Aber Homosexualität war in Deutschland viel weiter verbreitet, als die Mitgliederzahl des SHC vermuten lässt. Es überrascht nicht, daß eines der ersten Ziele des SHC darin bestand, herauszufinden, wie viele Homosexuelle es in der deutschen Bevölkerung gab.

In der möglicherweise weltweit ersten Umfrage dieser Art verteilte der SHC 1903 6611 Fragebögen an Berliner Studenten und Fabrikarbeiter. Die Ergebnisse wurden im folgenden Jahr im Jahrbuch veröffentlicht und zeigten, daß 2,2 % der deutschen männlichen Bevölkerung zugaben, homosexuell zu sein (ebd.: 33). (35)

Fußnote:

(35) Facts on File Yearbook, 1941, Volume 1, New York, Persons Index, Facts on File Inc.

Die neuen Hellenen

Zur gleichen Zeit, als Ulrichs und Hirschfeld ihre Theorien über männliche Homosexualität als Ausdruck von Weiblichkeit verkündeten, griff eine rivalisierende Gruppe von Homosexuellen in der Antike nach ihrer eigenen „männlichen“ Philosophie. So schreibt der Homosexuellen-Forscher Hubert Kennedy in ‚Man/Boy Love in the Writings of Karl Heinrich Ulrichs‘:

„Erfreulicherweise meldeten sich bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts in Berlin einige Knabenliebhaber in Opposition zu Hirschfeld zu Wort… [Die Gemeinschaft] ‚Der Eigene‘, meist bisexuelle und/oder knabenliebende Menschen, wandte sich gegen die „drittgeschlechtliche“ Auffassung von Homosexualität. Sie sahen in der „Freundesliebe“ eine männliche Tugend und forderten eine Wiedergeburt des griechischen Ideals“ (Kennedy: 17f).

Dieses „griechische Ideal“ war eine Kultur der päderastischen männlichen Vorherrschaft. Männliche Homosexualität, insbesondere zwischen Männern und Jungen, galt in der hellenischen (griechischen) Gesellschaft als eine Tugend. In mehreren seiner Dialoge gab Platon den Befürwortern der Päderastie eine Stimme, die den Sex zwischen Mann und Junge als überlegen gegenüber heterosexuellen Beziehungen ansahen.

Platons Ansichten über die ‚päderastische Liebe‘

Wie die Autorin Eva Cantarella in ‚Bisexualität in the Ancient World‘ feststellt: „Platon macht im Symposium deutlich, daß es vollkommen akzeptabel war, einem Jungen den Hof zu machen, und daß es bewundernswert war, ihn zu gewinnen… Päderastie lauerte nicht im Schatten des griechischen Lebens, sie war offenkundig“ (Greenberg: 148,151). Cantarella untersucht die Literatur der damaligen Zeit, einschließlich Platons Schriften. Sie schreibt, daß Platon eine Theorie „über die Existenz von zwei verschiedenen Arten der Liebe entwickelte: die von der himmlischen Aphrodite inspirierte Liebe und die von der gewöhnlichen Aphrodite inspirierte Liebe“. Nur das „päderastische Werben“, so Cantarella, spiegele die „himmlische“ Form der Liebe wider (Cantarella: 59). (36)

In seinem Symposion erläutert Platon diese Theorie:

„Die [homosexuellen] Knaben und Burschen sind die besten ihrer Generation, weil sie die männlichsten sind. Manche Leute sagen, sie seien schamlos, aber sie irren sich. Es ist nicht Schamlosigkeit, die ihr Verhalten inspiriert, sondern hoher Geist und Männlichkeit und Männlichkeit, die sie dazu bringt, die Gesellschaft ihrer eigenen Art zu begrüßen. Ein schlagender Beweis dafür ist, dass nur solche Jungen, wenn sie die Reife erreicht haben, sich am öffentlichen Leben beteiligen. Wenn sie zu Männern heranwachsen, werden sie zu Liebhabern von Jungen, und es bedarf des Zwanges der Konvention, um ihre natürliche Abneigung gegen Ehe und Fortpflanzung zu überwinden; sie sind ganz zufrieden damit, unverheiratet miteinander zu leben“ (ebd.: 60).

Fußnote:

(36) Cantarella, Eva. Bisexuality in the Ancient World. New Haven, Yale University Press, 1992.

Die Charakterisierung von Platon und Sokrates als Päderasten

Cantarella schreibt, daß „[d]as Geschlecht, das Sokrates anzog und in Versuchung führte, auch das männliche Geschlecht war“. Sie zitiert einen anderen Dialog Platons, in dem sich Sokrates in Cydias, einen Schuljungen, verliebt und verkündet: „Ich fing Feuer und konnte mich nicht mehr beherrschen“ (ebd.: 56ff).

Voltaire mag beide Männer im Sinn gehabt haben, als er einmal über die Neigung der klassischen Philosophen bemerkte: „Einmal Philosoph, zweimal Sodomit!“ (Grant und Homme, 1993: 28). (37)

Allerdings wird die Charakterisierung von Platon und Sokrates als Päderasten von vielen Historikern heftig angefochten. Zur Verteidigung der Philosophen ist anzumerken, daß Platon, dessen Schriften unser einziger Beleg für Spekulationen über das Leben der beiden Männer sind, hauptsächlich in Dialogen schrieb. Es ist daher schwer zu sagen, inwieweit er mit den von seinen Figuren geäußerten Ideen einverstanden war. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß Platon in seinem letzten Werk, den Gesetzen, den Wert der Familie und die moralische Unzulässigkeit der Homosexualität bekräftigt (Gesetze: 841A-841D).

Aufgrund der Tatsache, daß homosexuelle Päderastie in Griechenland weithin praktiziert und akzeptiert wurde und daß Platon die Republik (seine Vision einer „utopischen“ Gesellschaft – auf die später in diesem Buch eingegangen wird) auf den homosexuellen Militärkult der Spartaner gründete, glauben die Autoren, daß Platon in seinem früheren Leben zumindest ein Befürworter der Päderastie war und diese Perversion vielleicht sogar selbst praktiziert hat.

Fußnote:

(37) Grant, George, and Horne, Mark. Legislating Immorality. Chicago, Moody Press, 1993.

Das Modell der neuen Hellenen – Homoerotischer Kriegerkult

Was für diese Studie am relevantesten ist (und von Platon bestätigt wird), ist die Tatsache, daß das griechische militärische Establishment die Homosexualität enthusiastisch begrüßte. Hier finden wir das Modell für die neuen Hellenen – einen ultra-maskulinen, männlich-vorherrschaftlichen, homoerotischen Kriegerkult. Die Armeen von Theben, Sparta und Kreta waren jeweils Beispiele für dieses Phänomen (ebenso wie die modernen islamistischen Terrorgruppen).

Cantarella weist darauf hin, daß der antike Historiker Plutarch von Chaeronea (50-120 n. Chr.) vom „heiligen Bataillon“ der Thebaner schrieb, das aus 150 männlichen homosexuellen Paaren bestand (Cantarella: 72), und von der legendären spartanischen Armee, die alle zwölfjährigen Jungen in den Militärdienst einführte, wo sie „Liebhabern anvertraut wurden, die unter den besten Männern des Erwachsenenalters ausgewählt wurden“. Plutarch berichtet auch von einem kretischen militärischen Einführungsritual, bei dem Jungen entführt und zwei Monate lang von erwachsenen Päderasten sexuell versklavt wurden, bevor sie ihre „militärische Ausrüstung“ erhielten (ebd.: 7).

Diese letzte Perversion hat zweifellos den griechischen Mythos von Ganymed inspiriert oder wurde von ihm inspiriert. Der Autor Jason Berry bringt etwas Licht in diese offensichtliche Ableitung:

„Bestimmte Götter praktizierten die Liebe zwischen Männern und Jungen ebenso wie die bisexuelle männliche Aristokratie; den Armeen von Theben und Sparta wurde Homosexualität als Auslöser des männlichen Machttriebs vorgeworfen. Die Heiden im späten [römischen] Reich verehrten Götter wie Zeus, der Ganymed entführte und vergewaltigte – ein lebendiger Mythos, den ein Philosoph anprangerte, weil er jene Männer beeinflusste, die „Marktplätze der Unmoral und … berüchtigte Zufluchtsorte für die Jugend für jede Art von verdorbenem Vergnügen“ betrieben“ (Berry: 200f). (38)

Fußnote:

(38) Berry, Jason. Lead Us Not Into Temptation: Catholic Priests and the Sexual Abuse of Children. New York, Doubleday, 1992.

Die mythische Figur Ganymed

Zeus küsst Ganymed, ein homoerotischer Kult der HellenenBildquelle: wikipedia

Es ist möglich, daß der Begriff „schwul“ von dieser mythischen griechischen Figur, Ganymed, dem Mundschenk der Götter, abgeleitet ist, der den männlichen Homosexuellen das Konzept von Mann/Junge-Sex vorlebte. Der britische Begriff „catamite“, der den unterwürfigen Partner in einer männlichen homosexuellen Beziehung bezeichnet, ist von der römischen Version von Ganymed, Catamitus, abgeleitet. Die Begriffe „schwul“ und „lesbisch“ (letzterer abgeleitet vom Namen der Insel Lesbos in Griechenland) ersetzten schließlich die Begriffe „Urning“ und „Dailing“ als die bevorzugten Bezeichnungen für Homosexuelle.

Im antiken Griechenland, wie auch in der männlichen Homosexuellen-Fraktion in Deutschland, wurde nur die männliche Form der Homosexualität geschätzt und alles Weibliche verachtet. Die Form der Homosexualität, die die griechische Kultur dominierte, war ultramaskulin und militaristisch. Es ist davon auszugehen, daß Frauen und auch Männer, die sich mit weiblichen Eigenschaften und Denkweisen identifizierten, den elitären Päderasten von Natur aus unterlegen waren. Cantarella schreibt, daß Platon in Timaues so weit ging, zu theoretisieren, daß Frauen die Reinkarnationen von Männern seien, die in einem früheren Leben „schlecht gelebt“ hätten (Cantarella: 58).

Die Wiederbelebung des hellenischen Heidentums bei den Nazis

Wie wir sehen werden, wurde die Wiederbelebung des hellenischen Heidentums zu einem grundlegenden Aspekt der NS-Identität. In Nationalismus und Sexualität stellt der Historiker George L. Mosse seine Bedeutung fest:

„Die griechische Jugend, in der Vergangenheit ein wichtiges nationales Symbol, wurde im Dritten Reich zum beherrschenden Element. Hitlers eigener Geschmack wurde durch das neoklassische Revival beeinflusst…[das oft] Bilder nackter Jugendlicher beinhaltete… nicht unähnlich denen von badenden Jungen“ (Mosse: 172). (39)

Doch die Nazis übernahmen von den „Knabenliebhabern“, die das griechische Ideal bekräftigten, mehr als nur die Symbolik; ihre Ideen und Philosophien sind unauslöschlich in das NS-Regime eingeflossen.

Der Einfluss der griechischen Homosexuellen auf die nationalsozialistische Kultur wird vielleicht am besten vom zeitgenössischen deutschen Psychoanalytiker Wilhelm Reich in seinem Klassiker von 1933, ‚Die Massenpsychologie des Faschismus‘, erklärt:

„Bei den alten Griechen, deren schriftliche Geschichte erst beginnt, nachdem das Patriarchat seine volle Entwicklung erreicht hat, finden wir folgende sexuelle Organisation: männliche Vorherrschaft … und damit einhergehend die Frauen, die ein versklavtes und elendes Dasein führen und nur als Gebärmaschinen fungieren. Die männliche Vorherrschaft in der platonischen Ära ist vollständig homosexuell… Das gleiche Prinzip gilt für die faschistische Ideologie der männlichen Schichten der Naziführer (Blüher, Röhm, usw.).

Für die Faschisten gilt daher die Rückkehr der natürlichen Sexualität als Zeichen der Dekadenz, der Lüsternheit, der Unzucht und des sexuellen Schmutzes… die Faschisten bejahen die strengste Form des Patriarchats und reaktivieren tatsächlich das Sexualleben der platonischen Ära in ihrer familiären Lebensform … Rosenberg und Blüher [die führenden Nazi-Ideologen] erkennen den Staat ausschließlich als einen männlichen, auf homosexueller Basis organisierten Staat an (Reich: 91ff). (40)

Fußnoten:

(39) Mosse, George L. Nationalism and Sexuality: Respectability and Abnormal Sexuality in Modern Europe. New York, Howard Fertig, 1985.
(40) Reich, Wilhelm. The Mass Psychology of Fascism. Farrar, Straus & Giroux, New York, 1970.

Der Zusammenprall der Kulturen

Ein Schlüssel zum Verständnis der Ursache des deutschen sozialen Zusammenbruchs, der in den Gräueltaten des Dritten Reiches gipfelte, liegt im Konflikt zwischen hellenischen und hebräischen (jüdisch-christlichen) Wertesystemen. In diesem Krieg der Philosophien, der so alt ist wie die westliche Zivilisation selbst, steht die Homoerotik der Griechen der ehe- und familienzentrierten Heterosexualität der Juden gegenüber. Johansson und Percy schildern diesen Konflikt aus der Sicht der Homosexuellen:

Während die Griechen die paiderasteia als grundlegende Institution der männlichen Gesellschaft und Attribut von Göttern und Helden kultivierten, kam das biblische Judentum in zwei Jahrhunderten unter persischer Herrschaft (538-332 v. Chr.) dazu, männliche Homosexualität in jeder Form abzulehnen und zu bestrafen. Das jüdische religiöse Bewusstsein verinnerlichte dieses Tabu, das zu einem charakteristischen Merkmal der jüdischen Sexualmoral wurde und die Verehrer des Gottes Israels von den Nichtjuden unterschied, deren Götzen sie verachteten. Diese Divergenz bereitete den Boden für die Konfrontation zwischen Judentum und Hellenismus (Johansson und Percy: 34). (41)

Fußnote:

(41) Johansson, Warren, and Percy, William A. Outing: Shattering the Conspiracy of Silence. New York, Harrington Park Press, 1994.

Die Ablehnung der Sodomie bei den Juden

Bei ihrer Behauptung, daß die Ablehnung der Homosexualität durch die Juden in diesem Zeitraum begann, ignorieren Johansson und Percy die biblischen Aufzeichnungen, aber sie haben Recht, daß die Ablehnung der Homosexualität durch die Juden ein zentraler Faktor für ihre Feindseligkeit gegenüber den Griechen war. Sie fahren fort (etwas verbittert) und beschreiben den Kontext, in dem der erste Zusammenstoß dieser Wertesysteme stattfand:

„Im Zentrum des ‚Sodomie-Wahns‘ steht die jüdische Ablehnung des Hellenismus und der Paiderasteia, eines der charakteristischen Merkmale der Kultur, die die griechischen Eroberer aus Kleinasien mitgebracht hatten. Es handelt sich um einen grundlegenden, unausweichlichen Wertekonflikt innerhalb dessen, was zur westlichen Zivilisation werden sollte. Erst in der Makkabäer-Zeit führte der Widerstand gegen die Hellenisierung und alles Hellenische zu einem intensiven, geradezu paranoiden Hass und einer Verurteilung der männlichen Homosexualität, ein Hass, den das Judentum der entstehenden christlichen Kirche vermachte“ (ebd.: 36).

In seinem Artikel ‚Homosexualität und der Makkabäer-Aufstand‘ identifiziert der katholische Gelehrte Patrick G. D. Riley auch die Homosexualität als den Brennpunkt des Konflikts zwischen den Juden und den Griechen. Der griechische König Antiochus hatte angeordnet, daß alle Völker seines Reiches „zu einem einzigen Volk zusammengeschweißt“ werden sollten (Riley: 14). (42) Dies brachte die Juden in eine Krise und zwang sie, sich zwischen der Treue zu den biblischen Geboten (auf die Gefahr hin, den Märtyrertod zu erleiden) und der Teilnahme an einer Reihe von Entweihungen zu entscheiden, die vom „Opfern von Schweinen und der Anbetung von Götzen bis hin zum ‚Unbeschnitten-bleiben ihrer Söhne und ihrer Prostitution für alle Arten von Unreinheit und Abscheulichkeit‘ (1 Makk. 1: 49-51)“ reichten (ebd.: 14).

Fußnote:

42 Riley, Patrick G. D. “Homosexuality and the Maccabean Revolt.” New Oxford Review, September 1997.

Der Konflikt zwischen den Juden und den Griechen – der Makkabäer-Aufstand

Szene des Makkabäer-Aufstandes unter Judas MakkabäusBildquelle: wikipedia

Die Griechen errichteten auch eines ihrer Gymnasien in Jerusalem, das „die edelsten jungen Männer Israels anzog … und sie dem Petaso unterwarf“ (Hervorhebung von uns – 2. Makk. 4:12). In der traditionellen lateinischen Übersetzung wird der obige Satz mit „in Bordelle stecken“ wiedergegeben (Riley: 15). Die Gymnasien waren in der gesamten antiken Welt für ihre Verbindung mit homosexuellen Praktiken berüchtigt. Tatsächlich schließt Flaceliere aus Plutarchs Schriften, daß „die Entwicklung der Homosexualität vom Beginn ihrer Akzeptanz in Griechenland an mit dem Aufkommen der Gymnasien verbunden war… [die in der Regel] nicht nur eine Statue des Hermes, sondern auch eine des Eros enthielten“ (Flaceliere: 65). (43)

Die Spannungen, die zum jüdischen Aufstand führten, verschärften sich, als der jüdische Hohepriester, selbst ein Hellenist, Herakles (Herkules), einem griechischen Symbol für Homosexualität, ein Opfer darbrachte. Riley fügt hinzu: „Der jüdische Tempel selbst wurde zum Schauplatz heidnischer Opfermahlzeiten und sexueller Orgien [einschließlich Homosexualität].“ Die letzte Beleidigung (für die Antiochus in der Bibel als Archetyp des Antichristen identifiziert wird) „war die Aufstellung eines heidnischen Symbols im Tempel, möglicherweise eine Darstellung von Zeus [Baal], die in einem sardonischen Wortspiel ‚der Gräuel der Verwüstung‘ genannt wurde“ (Riley.: 16).

In der darauf folgenden religiösen Revolte bewahrten die Makkabäer „das, was die moralische Charta des Christentums werden sollte, ebenso wie sie durch die Verteidigung der Ehe das retteten, was das eigentliche Material ihrer Konstruktion sein sollte, nämlich die Familie“ (ebd.: 17). Doch obwohl sie die jüdisch-christliche Sexualethik bewahrten, konnten die Makkabäer die griechische Philosophie als rivalisierende soziale Kraft nicht besiegen. Von den beiden unversöhnlichen Glaubenssystemen setzte sich das jüdisch-christliche durch und ermöglichte die Entwicklung dessen, was wir heute als westliche Kultur kennen; doch der Hellenismus überlebte. (*)

Fußnote:

43 Flaceliere, Robert, Love in Ancient Greece, Crown Publishers, New York, 1962.

Adolf Brand und die ‚Gemeinschaft der Eliten‘

Ein Porträt von Adolf Brand, einem führenden Sodomiten-Vertreters der Weimarer RepublikBildquelle: wikipedia

Einer der frühesten Anführer der männlichen homosexuellen Gegenbewegung in Deutschland, selbst Hellenist, war Adolf Brand. 1896, ein Jahr vor der Gründung des ‚Wissenschaftlich-Humanitären Komitees‘ durch Magnus Hirschfeld, begann der junge Adolf Brand mit der Herausgabe der weltweit ersten homosexuellen Zeitschriftenreihe, ‚Der Eigene‘ („Die Elite“). [Das Wort Eigene, eye‘-geneh, kann grob mit „queer“ übersetzt werden, was die Ableitung dieses Begriffs aus dem Englischen erhellen könnte, aber wir haben die von Historikern am häufigsten verwendete Übersetzung gewählt, weil sie die elitäre Philosophie der Autoren von ‚Der Eigene‘ hervorhebt.] ‚Der Eigene‘ war nicht nur militant pro-homosexuell, sondern auch rassistisch, nationalistisch und antisemitisch. Mosse schreibt,

„Der Einsatz von Rassismus zur Erlangung von Respekt war ein ständiges Thema der ersten homosexuellen Zeitschrift in Deutschland, ‚Der Eigene’… Schon bevor die Zeitung 1926 eine Beilage mit dem Titel Rasse und Schönheit herausgab, hatten germanische Themen einen Großteil der Belletristik bestimmt, ebenso wie Bilder von nackten Jungen und jungen Männern, die vor einem Hintergrund germanischer Natur fotografiert wurden. Ein von Brand selbst verfasstes Gedicht mit dem Titel „Der Supermann“ pries die Männlichkeit, verurteilte die Weiblichkeit und spielte mit dem Antisemitismus, offenbar wegen des Streits des Dichters mit Magnus Hirschfeld, einem Rivalen um die Führung der Homosexuellen-Bewegung“ (Mosse: 42).

Das Ziel war die Rückbesinnung der deutschen Gesellschaft auf heidnische Werte

Brand wollte mit ‚Der Eigene‘ vor allem Männer ansprechen, die „nach Jahrhunderten der christlichen Barbarei nach einer Wiederbelebung der griechischen Zeit und hellenischer Schönheitsstandards dürsten“ (Brand in Oosterhuis und Kennedy: 3).

Im Jahr 1903 wurde Brand kurzzeitig als Kinderpornograph inhaftiert, weil er Bilder von nackten Jungen in der Zeitschrift veröffentlicht hatte, aber dennoch erschien ‚Der Eigene‘ bis 1931 und erreichte in den Jahren der Weimarer Republik [1919 bis 1933] einen Höchststand von über 150.000 Abonnements (Mosse: 42). Zusätzlich zu ‚Der Eigene‘ gab Brand die satirische Zeitschrift ‚Die Tante‘ heraus, die Hirschfeld und seine Assistenten oft ins Lächerliche zog (Oosterhuis und Kennedy: 6).

Am 1. Mai 1902 gründeten Brand und zwei Päderasten, Wilhelm Jansen und Benedict Friedlaender, die ‚Gemeinschaft der Eigenen‘. Ihr führender Theoretiker war Friedlaender (1866 bis 1908), Autor von ‚Renaissance des Eros Uranio‘, einer Publikation aus dem Jahr 1904, die auf dem Titelblatt das Bild eines griechischen Jungen zeigte. Friedlander schrieb, die Gemeinschaft wolle die Ziele der lesbischen und radikalen Feministin Dr. Helene Stocker verwirklichen, die eine Rückbesinnung der deutschen Gesellschaft auf heidnische Werte anstrebte. Friedlaender schreibt: „Das positive Ziel … ist die Wiederbelebung des hellenischen Rittertums und seine Anerkennung durch die Gesellschaft. Unter ritterlicher Liebe verstehen wir insbesondere enge Freundschaften zwischen Jugendlichen und noch mehr die Bindungen zwischen Männern ungleichen Alters (B. Friedlaender: 259). (44)

Antikes Griechenland und Italien der Renaissance als vorbildliche Zivilisationen

Laut James Steakley in ‚The Homosexual Emancipation Movement in Germany‘:

„Die Gemeinschaft betrachtete das antike Griechenland und das Italien der Renaissance als vorbildliche Zivilisationen und argumentierte, daß die christliche Askese für den Niedergang der homosexuellen Beziehungen verantwortlich sei.

Friedlaender, der verheiratet war, befürwortete pädophile Beziehungen in Verbindung mit einem Familienleben, und Brand stellte sein Tagebuch in Kontrast zu Hirschfelds Jahrbuch, indem er sagte, er wolle „mehr von der hellenischen Seite der Dinge“ zeigen“ (Steakley: 43).

Steakley zeigt weiter auf, wie die Gemeinschaft die Arbeit von Elisar von Kupffer, einem „Butch“-Homosexuellen und Verfechter der „griechischen Liebe“, unterstützte, der das Wissenschaftlich-Humanitäre Komitee als pseudowissenschaftlich angriff (Steakley: 46).

Fußnote:

(44) Friedlaender, Benedict. “Memoirs for the Friends and Contributors of the Scientific Humanitarian Committee in the Name of the Succession of the Scientific Humanitarian Committee.” Journal of Homosexuality, January-February, 1991.

Benedict Friedlaender als starker Befürworter der Päderastie

In ‚Homosexuality and Male Bonding in Pre-Nazi Germany‘ schreiben Oosterhuis und Kennedy, daß „Kuppfer in einem Brief vom 25. Dezember 1925 an Brand erklärte, das Wort ‚homosexuell‘ sei ihm zuwider, weil es ihn an die ‚Feen‘ in Hirschfelds Komitee erinnere, und er bat Brand, seinen Namen niemals in einem solchen Zusammenhang zu erwähnen“ (Oosterhuis und Kennedy: 34).

Ein Porträt von Benedict Friedlaender, einem führenden Sodomiten- und Päderasten-Vertreters der Weimarer RepublikBildquelle: wikipedia

Friedlaender bezeichnete Heterosexuelle und verweichlichte Homosexuelle als Kümmerlinge (mickrige Wesen). Die Ulrichs-Hirschfeld-Schule vertrat die Auffassung, daß sowohl Homosexualität als auch Heterosexualität gleichwertige und legitime Formen der sexuellen Liebe seien. Die Brand-Friedlaender-Schule hingegen war der Ansicht, daß Eros (sexuelle Liebe) eine ansteigende Werteskala hat, mit der Päderastie an der Spitze. Steakley schreibt: „Für die Gemeinschaft jedoch wurden heterosexuelle Beziehungen auf rein fortpflanzungsbezogene Zwecke reduziert und die ästhetische Überlegenheit der pädophilen Beziehungen wurde behauptet“ (Steakley: 46). Mit anderen Worten: Heterosexuelle wurden nur als „Fortpflanzungspartner“ wertgeschätzt.

Friedlaender zitierte auch Gustav Jäger, der argumentierte, daß männliche Homosexuelle im Gegensatz zu den „Fems“ Übermänner seien, die den Heterosexuellen überlegen seien, weil sie noch maskuliner seien (Oosterhuis und Kennedy: 87). Einige Päderasten der Gemeinschaft der Elite betrachteten sich selbst überhaupt nicht als Homosexuelle und erklärten die „Liebe zu Freunden“ und Homosexualität zu zwei verschiedenen Phänomenen (ebd.: 86).

Friedlaender war eine Zeit lang Mitglied sowohl der Gemeinschaft der Elite als auch des SHC. Eine Durchsicht seiner Artikel, die er für die SHC geschrieben hat, zeigt, daß er versucht hat, die Mitglieder der Gruppe davon zu überzeugen, daß sie nicht weit genug gingen: Der SHC wollte lediglich das „Recht auf Privatsphäre“, die Gemeinschaft der Elite hingegen wollte eine vollständige Umwandlung Deutschlands von einer jüdisch-christlichen in eine griechisch-uranische Gesellschaft. Aber die Führung des SHC war nie überzeugt. Die beiden Philosophien waren einfach zu unterschiedlich.

Friedlaenders bedeutender Einfluss auf die deutsche Homosexuellen-Bewegung

Im Jahr 1906 verließ Friedlaender den SHC und machte in der Hoffnung, Hirschfeld zu diskreditieren, Andeutungen, daß Hirschfeld und andere Führer des SHC die Mittel des Komitees falsch verwaltet hätten. Dies war jedoch nicht der wahre Grund für seinen Austritt. Steakley schreibt,

„Die Mitglieder der Gemeinschaft erkannten, daß die Petition des Komitees, die die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen nur zwischen Personen über sechzehn Jahren forderte, ihre Interessen vernachlässigte. Sie fühlten sich auch durch Hirschfelds persönliche Verweichlichung und seine pauschale Einordnung aller Homosexuellen in eine Kategorie [als „Fems“] beleidigt“ (Steakley: 47f).

Nach seinem Zerwürfnis mit Hirschfeld und den Führern des SHC versuchte Friedlaender weiterhin, die Mitglieder des SHC in Bezug auf Päderastie zu beeinflussen und ihre finanziellen Unterstützer für die Gemeinschaft der Elite zu gewinnen. Im Jahr 1907 veröffentlichte Friedlaender einen Artikel in ‚Der Eigene‘ mit einem langen, aber aufschlussreichen Titel: „Denkwürdigkeiten für die Freunde und Gönner des Wissenschaftlich-humanitären Komitees im Namen der Nachfolge des Wissenschaftlich-humanitären Komitees“. In dem Artikel sagte Friedlaender, daß die griechische „Liebe zur Jugend“ (Päderastie) die Ursache für den Paragraphen 175 sei. Das Gesetz sei nicht wegen der Männer erlassen worden, sondern wegen ihrer eifersüchtigen Ehefrauen und Geliebten, die junge Knaben „als eine Art unlauteren Wettbewerb“ betrachteten (Journal of Homosexuality, Jan.-Feb. 1991). In demselben Artikel schreibt Friedlaender,

„Verstehen wir einfach, daß niemand ein guter Erzieher sein kann, der seine Schüler nicht liebt! Und machen wir uns nicht vor, daß in der Liebe das sogenannte „geistige“ Element jemals völlig von seiner physiologischen Grundlage losgelöst werden kann. Es ist eine ewige Wahrheit: nur ein guter Päderast kann ein vollständiger Pädagoge sein (Friedlaender in Ooosterhuis und Kennedy: 77ff).

Die Brand-Friedlaender-Theorie des Päderasten Kurt Hildebrand

Benedict Friedlaender starb 1908 im Alter von 42 Jahren, doch sein Einfluss auf die deutsche Homosexuellen-Bewegung blieb bestehen. Im Jahr 1934, nur ein Jahr nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler, griff ein Mann namens Kurt Hildebrandt Friedlaenders Ansichten in einem Buch mit dem Titel ‚Norm Entartung Verfall‘ (“Ideal – Degeneration – Ruin”) auf. 1934 war Hildebrandt führend in der ‚Gesellschaft für Menschenrechte‘ (SHR), einer Abspaltung der Gemeinschaft der Eliten. Er bezeichnete Friedlaender als seinen „Meister“ und behauptete, die griechische Päderastie habe zu einer „Aufwertung der Männlichkeit“ geführt (Steakley: 49)

In ‚Norm Entartung Verfall‘ stellt Hildebrand die Brand-Friedlaender-Theorie vor, daß männliche Homosexuelle das Ideal sind, eine Herrenrasse von Wesen, und daß verweichlichte Homosexuelle in Wirklichkeit Entartungen des Ideals sind. Hildebrandt erklärt, daß der männliche Typus derjenige ist, den „die Natur“ zur Beherrschung der Welt vorgesehen hat, daß aber die verweichlichten Typen Missgeburten der Natur sind, die jede hellenische Gesellschaft ins Verderben stürzen würden. Hildebrandt schreibt,

„Es ist unverständlich, daß diese Formen mit jener Form der Homosexualität verwechselt werden, über die heute so viel Aufhebens gemacht wird. Letztere entsteht konträr in Gruppen verweichlichter Männer; sie konterkariert die militärische und intellektuelle Männlichkeit … und ist des Untergangs sicher“ (Hildebrandt: 207). (45)

Fußnote:

(45) Hildebrandt, Kurt. Norm Entartung Verfall. 1934

Friedlaenders Theorie der Homosexualität wird von den Nazis umgesetzt

In vielerlei Hinsicht ist es Friedlaenders Theorie der Homosexualität, die wir in der Politik der Nationalsozialisten umgesetzt sehen. Obwohl es offensichtlich Ausnahmen aus politischen Gründen gab, deutet vieles darauf hin, daß nur verweichlichte Homosexuelle unter dem Naziregime misshandelt wurden – und zwar in der Regel durch männliche Homosexuelle. (Wir werden die Internierung der „Rächer von Röhm“ – „Butch“-Homosexuelle der SA, die im Zuge der Röhm-Säuberung interniert wurden – in einem späteren Abschnitt behandeln). Einige Historiker, wie James Steakley, sehen Friedlaenders Einfluss auch in Adolf Hitlers eigener Philosophie der Homosexualität. Steakley schreibt,

„Hitler wiederum war der Visionär der Nazis… und es gibt eine wirklich auffällige Affinität zwischen seinen Ansichten über Homosexualität und denen von Friedlaender und [Hans] Blüher. Diese männlichen Vorherrscher wollten ein neues Hellas schaffen, das von starken, nackten, aber keuschen Männern bevölkert sein sollte, die von Heldentum beseelt und zur Führung fähig waren“ (Steakley: 119).

Der Graben wird breiter

Es ist klar, daß Adolf Brands ‚Gemeinschaft der Elite‘ nichts mit Ulrichs‘ Theorie der anima mulie-bris in corpore virili inclusa („eine weibliche Seele in einem männlichen Körper“) zu tun haben wollte.

Sie sahen sich selbst als vollständig männlich an und verachteten alles Weibliche und Verweichlichte. Viele Jahre lang hatte Ulrichs‘ „Fem“-Fraktion die deutsche Homosexuellen-Bewegung dominiert. Doch in dieser Zeit wurde die Kluft zwischen den „Butches“ und den „Fems“ immer größer, da die Wiederbelebung hellenischer, heidnischer Werte die deutsche Gesellschaft zu verändern begann.

Bereits 1908 schrieb Hirschfeld, daß die Skandale und die Meinungsverschiedenheiten zwischen den „Butches“ und „Fems“ der homosexuellen Sache in Deutschland schadeten. Er kritisierte die Gemeinschaft der Elite als antifeministisch. Angesichts der zunehmenden Spannungen bezeichnete Hirschfeld 1914 die Gemeinschaft der Elite als „übertriebene Nebenströmungen“ und „Fanatiker“ (Oosterhuis und Kennedy: 24f). Zu diesem Zeitpunkt kontrollierte Hirschfeld die Bewegung noch immer, aber irgendwann zwischen 1914 und 1920 wurden die „Butches“ selbst zu einer ernsthaften politischen Kraft. Im Jahr 1920 gründeten sie die ‚Society for Human Rights‘ (SHR). Der Titel scheint auf das hinzuweisen, was zum Markenzeichen des Wissenschaftlich-humanitären Komitees geworden war: politischer Aktivismus unter dem Banner der „Schwulenrechte“.

Der militaristische und gewaltbereite Ton der „Butch“-Fraktion

Zwei Jahre später veröffentlichte die neue SHR den folgenden, nun militanten Aufruf zu den Waffen:

„Wir wollen nicht mehr nur einige wenige Wissenschaftler [d.h. Hirschfeld et al.], die für unsere Sache kämpfen, wir wollen selbst unsere Stärke demonstrieren. Hier stehen wir und fordern das, was uns zusteht – und wer würde es wagen, uns herauszufordern? Deshalb müssen wir unermüdlich arbeiten, und jeder muss seinen Teil zu unserer Arbeit beitragen. Kein Homosexueller darf fehlen – ob reich oder arm, Arbeiter oder Wissenschaftler, Diplomat oder Geschäftsmann. Wir dürfen uns keiner Unterstützung berauben. Schließen Sie sich uns also an, verstärken Sie unsere Reihen, bevor es zu spät ist. An Ostern müssen wir zeigen, ob wir uns zu einer kämpferischen Organisation oder nur zu einem sozialen Club entwickelt haben. Wer nicht mit uns marschiert, ist gegen uns“ (Steakley: 76f).

Hier können wir den militaristischen Ton der „Butch“-Fraktion erkennen und ihr Bestreben spüren, dem SHC die Kontrolle über die Bewegung zu entreißen. Jonathan Katz schreibt in ‚Gay American History‘, daß „[der SHR] in den 1920er Jahren die größte Schwulengruppe in Deutschland wurde, die eine ‚Massenorganisation‘ sein wollte und Hirschfelds wissenschaftlichen Ansatz kritisierte“ (J. Katz: 632). Man bedenke, daß dies auch die Anfangsjahre der NSDAP waren, einer Organisation, die einige Gründungsmitglieder mit der SHR teilte. Die Nazipartei wurde mehr und mehr zum Vehikel, mit dem die „Butches“ gegen Hirschfeld vorgingen.

Warum der SHC sich den Zorn der Nazis zugezogen hatte

Im Juli 1927, nachdem ein Mitglied der Nazipartei eine Rede gehalten hatte, in der er den SHC angriff, schrieb Hirschfeld im Rundbrief des SHC: „Wir fühlen uns ferner verpflichtet, unsere zahlreichen Mitglieder in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei … dringend aufzufordern, ihre Delegierten [zum Reichstag] energisch zur Ordnung zu rufen“ (Steakley: 91). Der eher verzweifelte Ton von Hirschfelds Beschwerde spiegelt die Tatsache wider, daß seine Fraktion zu diesem Zeitpunkt die Kontrolle verloren hatte.

In gewisser Weise haben sich die Homosexuellen des SHC den späteren Zorn der Nazis selbst zugezogen. Die politischen Gegner der Nazis nutzten in den 1920er und 30er Jahren die Homosexuellen-Skandale der Nazis gegen sie und schadeten damit den Bemühungen der Partei um Legitimität. In den Zeitungen wurden Geschichten gedruckt, die „Insider“-Informationen über homosexuelle Aktivitäten in der NS-Führung enthielten. Das bemerkenswerteste Beispiel für diese Taktik war, als den sozialdemokratischen Zeitungen Unterlagen über Ernst Röhms Vorliebe für Jungen in Form von handgeschriebenen Briefen von Röhm selbst zugespielt wurden (Oosterhuis und Kennedy: 239n).

Die Sozialdemokratische Partei war natürlich die Heimat vieler verweichlichter Homosexueller, was den Nazis durchaus bekannt war. Wahrscheinlich vermuteten sie, daß einige der Insider-Informationen gegen sie aus Hirschfelds Lager stammten. Diese Vermutung war wahrscheinlich richtig. Steakley schreibt, daß „Hirschfeld später in der homosexuellen Gemeinschaft Deutschlands schwer in Verruf geriet, als bekannt wurde, daß er zumindest gelegentlich Informationen über Homosexuelle an die Presse ‚durchsickern‘ ließ“ (Steakley: 64). Dies mag erklären, warum die Nazis eine solche Feindschaft gegen die „Fems“ hegten und warum sie einige dieser Homosexuellen gezielt verfolgten.

Die Sozialdemokratie als Heimat der verweichlichten Sodomiten

Die Nazis brauchten jedoch keine besondere Rechtfertigung für ihre Rache. Die Tatsache, daß der SHC den Widerstand gegen die Päderastie zu einem wesentlichen Bestandteil seiner politischen Strategie gemacht hatte, reichte aus. Der homosexuelle „Butch“-Dichter Stefan George, der kein Nazi war, brachte die Haltung des Anti-Hirschfeld-Lagers auf den Punkt, indem er sagte: „Es sollte offensichtlich sein, daß wir nichts mit jenen alles andere als charmanten Leuten zu tun haben, die nach der Aufhebung bestimmter Gesetze wimmern, denn die abscheulichsten Angriffe gegen uns [Päderasten] kamen genau aus diesen Kreisen“ (George in Steakley: 49).

Wie wir sehen, ist das Verständnis der „Schwulenrechts-Bewegung“ in Deutschland wesentlich für ein vollständiges Verständnis der Entstehung der NSDAP und der Politik des Dritten Reiches. Um die deutsche Schwulenrechts-Bewegung zu verstehen, muss man die Rivalität zwischen den beiden unterschiedlichen homosexuellen Gruppierungen verstehen: den „Femen“ Ulrichs/Hirschfeld und den „Butches“ Brand/Friedlaender/Röhm. Ihr Wettstreit um die Vorherrschaft in der Schwulenrechts-Bewegung endete, als die „Butches“ der NSDAP 1933 an die Macht kamen und mit dem Aufbau des Dritten Reichs begannen. Sie hatten ihren Traum von einer wiederbelebten hellenischen Kultur des ultramaskulinen Militarismus verwirklicht, ein Traum, der sich als Alptraum für all jene erweisen sollte, die dem Nazideal nicht entsprachen.

Hans Blüher und der Wandervogel

Porträt von Hans Blüher, einem führenden Vertreter der Sodomiten- und Päderasten-Bewegung der Weimarer RepublikBildquelle: wikipedia

„In Deutschland“, schreibt Mosse, „finden sich die Vorstellungen von Homosexualität als Grundlage einer besseren Gesellschaft um die Jahrhundertwende in der deutschen Jugendbewegung“ (Mosse: 87). In der Tat begann zur gleichen Zeit, als Brand und Friedlaender ihren Traum von einem neo-hellenistischen Deutschland den Massen zu vermitteln begannen, eine jugendliche Subkultur von Jungen und jungen Männern unter der Führung von Männern wie Karl Fischer, Wilhelm Jansen und dem Jugendführer Hans Blüher ihre Grundthemen zu verwirklichen. Der homosexuelle Historiker Parker Rossman schreibt in ‚Sexual Experience Between Men and Boys‘,

„In Mitteleuropa … gab es einen weiteren Versuch, das griechische Ideal der pädagogischen Päderastie wiederzubeleben, und zwar in der Bewegung der wandernden Jugend [Wandervogel]. Auch die moderne schwule Homosexualität hat ihre Wurzeln in dieser Bewegung von Männern und Jungen, die durch die Lande zogen, Hand in Hand wanderten und sangen, die Natur, das gemeinsame Leben und ihre Sexualität genossen. Letztendlich nutzte Hitler die Bewegung und wandelte sie um – ähnlich wie die Römer die paiderastia der alten Griechen missbraucht hatten -, indem er ihren Romantizismus als Grundlage für die Nazipartei ausweitete und ausbaute (Rossman: 103). (46)

Fußnote:

(46) Rossman, Parker. Sexual Experience Between Men and Boys. New York, Association Press, 1976.

Die Entwicklung der Wandervogel-Bewegung zu einer Päderasten-Bewegung

Ein anderer Homosexualist, Richard Mills, erklärt in ‚Gay Roots: Twenty Years of Gay Sunshine‘ (Zwanzig Jahre schwuler Sonnenschein), wie die Wandervogel-Bewegung ihre Wurzeln in einer informellen Wander- und Camping-Gesellschaft junger Männer hat, die 1890 von einem fünfzehnjährigen Schüler namens Hermann Hoffman gegründet wurde. Über mehrere Jahre hinweg wurde der Lebensstil dieser Jungen unter freiem Himmel immer beliebter. Sie entwickelten ihre eigene Grußformel, den „Heil“-Gruß, und „einen Großteil des Vokabulars…[das] später von den Nazis übernommen wurde“ (Mills: 168).

Schon früh in ihrer Entwicklung zog die Bewegung die Aufmerksamkeit homosexueller Männer auf sich, darunter auch die Päderasten, die zur Gemeinschaft der Elite gehörten. Im Jahr 1901 formalisierte ein Lehrer namens Karl Fischer (der sich, wie bereits erwähnt, „der Führer“ nannte) die Bewegung unter dem Namen Wandervogel (Koch: 25, Mills: 153).

Hans Blüher, damals gerade siebzehn Jahre alt, organisierte 1905 die bis dahin ehrgeizigste Wandervogel-Exkursion. Auf dieser Reise lernte Blüher Wilhelm Jansen kennen, einen der ursprünglichen Gründer der Gemeinschaft der Elite. Zu dieser Zeit zählten die Wandervögel weniger als hundert junge Männer, aber schließlich erreichte die Zahl der Jugendlichen, die sich in Europa in Wandervogel-ähnlichen Gruppen engagierten, 60.000. Wilhelm Jansen wurde ein einflussreicher Führer der Wandervögel, doch Gerüchte über seine Homosexualität beunruhigten die deutsche Gesellschaft. 1911 sprach Jansen das Thema in einem Rundschreiben an die Eltern der Wandervögel an. Jansen sagte ihnen: „Solange sie sich euren Söhnen gegenüber anständig verhalten, werdet ihr euch an die Anwesenheit von sogenannten Homosexuellen in euren Reihen gewöhnen müssen“ (Mills: 167).

Die Wandervogel-Bewegung als homosexuelle Anwerbung von Jungen

Hans Blüher untermauerte die Tatsache, daß die Bewegung zu einem Vehikel für die homosexuelle Anwerbung von Jungen geworden war, mit seiner Veröffentlichung von ‚The German Wandervogel Movement as an Erotic Phenomenon‘ im Jahr 1914 (Rector: 39f). Mills schreibt,

„[D]er Wandervogel bot der Jugend die Möglichkeit, der bürgerlichen deutschen Gesellschaft zu entfliehen, indem sie sich in die Natur zurückzog… Aber wie wurde dies erreicht? Was machte es möglich, daß sich der im Wandervogel geschaffene Lebensstil wesentlich von seinem bürgerlichen Vorbild unterschied? Die Antwort ist einfach: Der Wandervogel gründete sich auf homosexuelle und nicht auf heterosexuelle Gefühle… Um den Erfolg der Bewegung zu verstehen, muss man die homosexuelle Komponente ihrer Führer anerkennen… So wie die Führer sich zu den Jungen hingezogen fühlten, so fühlten sich die Jungen zu ihren Führern hingezogen. In beiden Fällen war die Anziehung sexuell begründet“ (Mills 152-53).

Wie viele der „Butch“-Homosexuellen hatte Blüher geheiratet, aber nur zum Zweck der Fortpflanzung. „Wehe dem Mann, der sein Schicksal in die Hände einer Frau gelegt hat“, schrieb er. „Wehe der Zivilisation, die dem Einfluss der Frauen unterworfen ist“ (Blüher in Igra: 95).

Nach Blüher sind Homosexuelle die besten Erzieher für Kinder

Im Vorgriff auf das Naziregime sah Blüher „die männliche Bindung als entscheidend für die Bildung männlicher Eliten an“, schreibt der homosexuelle Historiker Warren Johansson. „Die Disziplin, die Kameradschaft, die Bereitschaft des Einzelnen, sich für die Nation zu opfern – all dies wird durch die homoerotische Infrastruktur der männlichen Gesellschaft bestimmt“ (Johansson: 816). Mills fügt hinzu, daß Blüher „glaubte, daß männliche Homosexualität das Fundament ist, auf dem alle Formen von Nationalstaaten aufgebaut sind“ (Mills: 152). Blüher nannte seine hypothetischen politischen Figuren „heroische Männer“, d. h. sich selbst akzeptierende männliche Homosexuelle. Es ist genau dieses Konzept des „heroischen Mannes“, das Steakley dazu veranlasst, Adolf Hitlers Ansichten mit denen von Blüher und Friedlaender zu vergleichen.

Doch dies ist nicht der einzige Fall, in dem die Ansichten von Blüher und Friedlaender übereinstimmen. Wie Friedlaender glaubte auch Blüher, daß Homosexuelle die besten Erzieher für Kinder seien. „Es gibt fünf sexuelle Typen von Männern, vom ausschließlich heterosexuellen bis zum ausschließlich homosexuellen“, schreibt Blüher. „Der ausschließlich Heterosexuelle ist derjenige, der am wenigsten geeignet ist, junge Menschen zu unterrichten … [aber ausschließlich Homosexuelle] sind der Brennpunkt aller Jugendorganisationen“ (ebd.: 154).

Blüher war auch antisemitisch. In einem Bericht über seinen Besuch bei Magnus Hirschfeld und dem SHC verunglimpfte Blüher Hirschfelds egalitäre Ansichten und beklagte, daß „Begriffe wie Rang, Rasse, Physiognomie … Dinge, die für mich von Bedeutung sind … in diesem Kreis einfach nicht anwendbar sind“. Igra fügt hinzu, daß

„[a]uch Blüher zufolge wurde Deutschland [im Ersten Weltkrieg] besiegt, weil die männerbündische Weltanschauung erheblich vernachlässigt worden war und die kriegerischen Tugenden unter dem Vormarsch demokratischer Ideen, dem zunehmenden Prestige des Familienlebens … dem wachsenden Einfluss der Frauen „und vor allem der Juden“ (Hervorhebung von uns – Igra: 97) degeneriert waren.

Blühers enorme Bedeutung für die nationalsozialistische Kultur

Obwohl von den Historikern weitgehend vernachlässigt, war Blüher für die nationalsozialistische Kultur von enormer Bedeutung. Kein Geringerer als Alfred Rosenberg hielt sich an die Theorien von Blüher. In ‚Social Movements: An Introduction to Political Sociology, Volume 3‘,, schreibt der Wissenschaftler Rudolf Heberle:

„Die höchst umstrittene These von Hans Blüher, daß die Jugendbewegung weitgehend durch erotische Beziehungen zwischen jungen Führern und ihren Anhängern zusammengehalten wurde, wurde von führenden Nazi-Intellektuellen wie Rosenberg als wünschenswertes Prinzip der sozialen Organisation akzeptiert. Diese vertraten die Theorie, daß der Staat, anstatt eine Erweiterung von Verwandtschafts- und Stammesgruppen zu sein, im Wesentlichen ein Auswuchs des Mannerbundes sei, d. h. der Bande junger Krieger, die sich an einen führenden Helden binden und eine herrschende Elite in der größeren Gemeinschaft bilden (R. Heberle: 138). (47)

Igra fügt hinzu, daß im Dritten Reich „Blüher…[von den Nazis] als Apostel der Sozialreform adoptiert wurde. Und einer seiner Schüler, Professor Alfred Baeumler…[wurde] Direktor des Politischen Instituts an der Universität Berlin“ (ebd.: 75). Noch vor dem Zusammenbruch des Dritten Reiches schreibt er weiter, daß „[Baeumlers Lehre] systematisch von der Nazipresse, insbesondere von Himmlers offiziellem Organ ‚Das Schwarze Korps‘, verbreitet und in der Praxis als Grundlage der deutschen Sozialorganisation übernommen wurde. Die Nazi-Elite wird in getrennten Männer-Gemeinschaften, den sogenannten Ordensburgen, erzogen. Diese sollen die Familie als Fundament des Staates ersetzen“ (Igra: 87). Die rein männlichen Gesellschaften dieser Ordensburgen waren dem Wandervogel nachempfunden.

Fußnote:

(47) Heberle, Rudolf. Social Movements: An Introduction to Political Sociology, Volume 3. (date)

Blüher als nationalsozialistischer Theoretiker

Durch seinen Einfluss in den Wandervögeln und später als faschistischer Theoretiker muss Hans Blüher als eine wichtige Kraft bei der Umgestaltung Deutschlands anerkannt werden. Dies (und die Homosexualität anderer Wandervogel-Führer) wird von dem homosexualistischen Autor Frank Rector bestätigt:

„Blühers Fall erklärt auch, warum sich viele Nazi-Schwule zu Hitler und seinem schrillen Antisemitismus hingezogen fühlten, denn viele nichtjüdische Homosexuelle waren rabiat antisemitisch… Schwule in der Jugendbewegung, die Antisemitismus, Chauvinismus und das Führerprinzip vertraten, waren nicht so sehr angehende Faschisten. Sie trugen dazu bei, einen fruchtbaren Boden für Hitlers Bewegung zu schaffen, und wurden später zu einer ihrer wichtigsten Quellen für Anhänger…. Eine beträchtliche Anzahl dieser Wandervogel-Führer waren bekannte Homosexuelle, und viele andere waren angeblich schwul (oder bisexuell) (Rector: 40).

Von Pfadfindern zu Braunhemden

In der Einleitung zu seinem Buch ‚The Pink Triangle‘ (Das rosarote Dreieck) schreibt der homosexuelle Autor Richard Plant über seine eigenen Erfahrungen in den Wandervögeln (die auch als „Rovers“ bekannt waren): „In solchen Bruderschaften“, schreibt Plant, „hatten einige Jugendliche kleine Affären, neblige und romantische Sitzungen um ein loderndes Feuer herum… Andere Jungen… sprachen offen darüber, ‚mit Freunden zu gehen‘ und es zu genießen. Die Leiter dieser Gruppen neigten dazu, die Beziehungen, die um sie herum aufblühten, zu ignorieren – es sei denn, sie nahmen daran teil“ (Plant: 3).

Blüher selbst beschrieb die homosexuelle Qualität der Gruppe wie folgt:

„Die Wandervogel-Bewegung begeisterte in den ersten sechs Jahren ihres Bestehens die Jugend ringsum, ohne den geringsten Verdacht zu erwecken… gegenüber den eigenen Mitgliedern… Nur sehr selten konnte man einen der Führer bemerken, der Fragen stellte, warum er und seine Kameraden keine Mädchen wollten…. [später] wurde der Name Wandervogel in einem Atemzug mit den Worten „Päderastenclub“ genannt“ (Blüher: 23f).

Die Wandervogel-Gruppen als Trainingsgelände für die Nazis

Die Erinnerungen von Richard Plant belegen auch, daß die Wandervogel-Gruppen als Trainingsgelände für Nazis dienten. Er erinnert sich an seinen Freund bei den Rovern, „Ferdi, der mir und meinen Freunden die Geheimnisse des Sex erklärte und demonstrierte“. Plant war später schockiert, sagt er, als er aus dem Ausland nach Deutschland zurückkehrte, „um Ferdi in einem braunen Hemd mit einer rot-weiß-schwarzen Hakenkreuz-Armbinde zu sehen“ (ebd.: 4).

E.Y. Hartshorne berichtet in ‚German Youth and the Nazi Dream of Victory‘ über die Erinnerungen eines ehemaligen Wandervogel-Mitglieds, das bestätigt, daß die Organisation die Quelle wichtiger Elemente der Nazi-Kultur war. Unser Wissen über den Einfluss der Gemeinschaft der Elite auf die Wandervögel kann uns einen Einblick in die kryptische Bemerkung am Ende des Zeugnisses geben:

„Damals ahnten wir kaum, welche Macht wir in unseren Händen hielten. Wir spielten mit dem Feuer, das eine Welt in Flammen gesetzt hatte, und es machte unsere Herzen heiß. Mystik und alles Mystische herrschte über uns. In unseren Reihen entstand das Wort „Führer“ mit seiner Bedeutung von blindem Gehorsam und Hingabe. Auch das Wort Bund entstand bei uns, mit seinem geheimnisvollen Unterton der Verschwörung. Und ich werde nie vergessen, wie wir in jenen frühen Tagen das Wort Gemeinschaft mit einem bebenden, kehligen Ton der Erregung aussprachen, als ob es ein tiefes Geheimnis verbarg (Hartshorne: 12). (48)

Fußnote:

(48) Hartshorn, E.Y. German Youth and the Nazi Dream of Victory. Farrar & Rinehart, 1941.

Dies ist der zweite Teil (S. 10 – 28) aus dem Kapitel 1 von ‚The Pink Swastika‘.

Es folgt der dritte Teil des 1. Kapitels von ‚The Pink Swastika‘: „Päderastie bei den Nazis“

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