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Kalergi-Plan und die Idee von Paneuropa

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Kalergi-Plan und die Idee von Paneuropa – eine Spurensuche

Nichts ist so einfach, wie Behauptungen in die Welt zu setzen, ohne ausreichende Beweise für die Behauptung aufzubieten. Dies scheint auch bei der sogenannten Coudenhove-Kalergi-Verschwörung, kurz Kalergi-Plan genannt, so zu sein. Vor allem soll es einen Zusammenhang geben zwischen dem Kalergi-Plan und der Europäischen Union, wie diese sich jetzt in ihrer Politik darstellt. Dies betrifft aktuell die von Brüssel forcierte Migrationspolitik. Denn die Verschwörung, die Kalergi sich angeblich ausgedacht habe, sei in Europa die Vermischung der europäischen Rassen mit nigroiden Rassen. Doch ist dies tatsächlich der Fall? Hat der angebliche Kalergi-Plan und die Idee von Paneuropa wirklich mit der Auslöschung der weißen europäischen Rasse zu tun?

Gehen wir auf Spurensuche.

Eine katholische Ansicht zu Richard von Coudenhove-Kalergi

Porträt von Richard Coudenhove-Kalergi (1926)Bildquelle: wikimedia

Richard von Coudenhove-Kalergi war katholisch getauft und wurde auch kirchlich beerdigt. So wenden wir uns zunächst der Zeitung ‚Die Tagespost‘ zu, die mit ‚Klarer Kurs, Katholischer Journalismus‘ wirbt.

Coudenhove-Kalergi war geprägt von buddhistischem Harmoniedenken und christlicher Lehre

In dem ersten Beitrag ‚Richard Coudenhove-Kalergi: Freiheit als Frucht des Christentums‘ vom 16. November 2019 schreibt Stephan Baier:

„Der Gründer der Paneuropa-Bewegung und Vater der modernen Europa-Idee, Richard Coudenhove-Kalergi, steht im Ruf, ein kirchenferner Freigeist gewesen zu sein … Wie sein zu Unrecht vergessener Vater Heinrich war er ein tiefreligiöser Mann, den Spießertum, Aberglaube, Antisemitismus und Nationalismus anwiderten. Er erzählt in seinen Memoiren, dass seine Eltern mit allen Kindern jeden Abend vor dem Hausaltar das Vaterunser, ein Ave Maria und ein selbst formuliertes Gebet sprachen.“

Aber im Gegensatz zu seiner berühmten Schwester Ida Friederike Görres hatte Kalergi sich in seinen philosophischen und politischen Ideen weniger an katholischen und religiösen Kriterien gebunden gefühlt. „In seinen ‚hyperethischen Tugenden‘ spiegelt sich buddhistisches Harmonie-Denken, ebenso aber die christliche Lehre vom natürlichen Sittengesetz, Naturrechts- wie Ordo-Denken“, schreibt Stephan Baier.

Dann folgt ein wichtiger Absatz:

„Coudenhove lehnte Nationalsozialismus wie Kommunismus ab, und dies im Namen eines europäischen Freiheitsgedankens, den er als Frucht des Christentums sah: „Das junge Christentum begann einen gigantischen Freiheitskampf gegen das totalitäre Rom der Cäsaren. Es verankerte den Persönlichkeitsglauben in der Idee der Gotteskindschaft, den Freiheitsglauben in der Idee der Gottesunmittelbarkeit des Menschen.“

Coudenhove-Kalergis Ablehnung des totalen Staates

Er zitiert Kalergi aus seinem 1937 erschienenen Buch ‚Totaler Staat – Totaler Mensch‘:

„Der totale Staat betrachtet sich nicht so sehr als Vertreter der Einzelinteressen seiner Staatsbürger, wie als Hüter einer Mission, für die er bereit ist, nötigenfalls die Einzelinteressen seiner Staatsbürger zu opfern. Diese Staatsmission beruht in Russland auf dem Klassenideal, in Deutschland auf dem Rassenideal, in Italien auf dem nationalen Ideal.“

Kalergi schrieb 1939 über den totalen Staat:

Er sah im Christentum das entscheidende Gegengift gegen die totalitären Ideologien seiner Epoche:

„Das Evangelium brachte die frohe Botschaft der Einmaligkeit, Einzigartigkeit und Unsterblichkeit der Menschenseele (…) Es verkündete, dass es das Ziel des Menschen sei, seine Seele zu retten und nicht Imperien zu gründen; dass das Gewissen unabhängig sei von Staat und Kaiser – die Ethik unabhängig von Gesetz und Verfassung; dass man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen (…) Auf dem Höhepunkt staatlicher Allmacht erwachte von neuem durch das Christentum die Idee des Menschen, die Idee der Freiheit, die Idee der Persönlichkeit.“

Stephan Baier betont schließlich Kalergis Nein zur Staatsvergottung:

Coudenhove-Kalergis vehementes Nein zur Staatsvergottung, die er als „verhängnisvollste Irrlehre unserer Zeit“ bezeichnete, sein Nein zur Idee des Staates „als Kollektivwesen, als Übermensch, als Gott“ entspringt seinem Verständnis vom Menschen: „Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes. Der Staat ist ein Geschöpf des Menschen. Darum ist der Staat um des Menschen willen da – und nicht der Mensch um des Staates willen (…) Der Wert eines Staates ist genau so groß wie sein Dienst am Menschen.“

Europas Wahl: Freiheit oder Despotismus

Am 4. August 2022 folgt der nächste Artikel von Stephan Baier über ‚Richard von Coudenhove-Kalergi: Europas Gentleman‘:

Darin zitiert er Kalergi, der den Totalitarismus des Kommunismus wie des Nationalsozialismus vehement ablehnte und das Ideal einer ‚abendländischen Lebensform‘ vorzog.

Als Hitler seine Paneuropa-Idee als „Ideal aller minderwertigen oder halbrassischen Bastarde“ verhöhnte, schrieb Coudenhove-Kalergi nur: „Eines Tages werden die Völker Europas zur Erkenntnis kommen, dass sie Opfer eines ungeheuren Betrugs geworden sind. Dass die Tatsache ihrer Sprachverschiedenheit von gewissenlosen Demagogen und größenwahnsinnigen Halbgebildeten dazu missbraucht wurde, sie gegen einander zu hetzen und so ihre gemeinsame Zukunft zu bedrohen.“

Und gegen Stalins Tyrannei schrieb Kalergi:

„Stalins Frage an Europa lautet: Kapitulation oder Widerstand. An der Antwort Europas hängt die Zukunft der Welt: Freiheit oder Despotismus – Menschlichkeit oder Sklaverei.“

Coudenhove-Kalergis Nein zur Staatsvergottung

Am 16. November 2022 schrieb Stephan Baier seinen dritten Beitrag über Coudenhove-Kalergi: ‚Richard Coudenhove-Kalergi: Der Entdecker Europas‘, in dem er nochmals das Nein Kalergis zur Staatsvergottung betont.

Hier geht er nochmals auf Kalergis Nein zur Staatsvergottung ein und zitiert ihn wie folgt:

„Sein Nein zur Staatsvergottung, die er als ‚verhängnisvollste Irrlehre unserer Zeit‘ bezeichnete, sein Nein zur Idee des Staates ‚als Kollektivwesen, als Übermensch, als Gott‘ entspringt seinem Verständnis vom Menschen. Gegen die Totalitarismen seiner Zeit insistierte er 1937:

„Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes. Der Staat ist ein Geschöpf des Menschen. Darum ist der Staat um des Menschen willen da – und nicht der Mensch um des Staates willen. Der Wert eines Staates ist genau so groß wie sein Dienst am Menschen: soweit er der Entfaltung des Menschen dient, ist er gut, sobald er die Entfaltung des Menschen hemmt, ist er schlecht.“

Ein verfemtes Zitat Kalergis aus seinem Frühwerk ‚Praktischer Idealismus‘

Kommen wir nun auf die Verschwörung zurück, die Kalergie sich angeblich ausgedacht habe, nämlich die Vermischung der europäischen Rassen mit nigroiden Rassen in Europa. Als Beweis wird ein einziges Zitat aus Kalergis Frühwerk ‚Praktischer Idealismus‘ angeführt. Link:

https://ia803100.us.archive.org/0/items/RichardCoudenhoveKalergiPraktischerIdealismus/Richard%20Coudenhove-Kalergi%20-%20Praktischer%20Idealismus.pdf

Dieses Zitat soll die Idee eines Paneuropa, in dem wirklich die Auslöschung der weißen europäischen Rasse und Einführung einer Mischlingsrasse stattfinden soll, beweisen.

Denn außer diesem einen Zitat findet sich in den Büchern Kalergis meines Wissens nach kein einziger Hinweis auf diese Behauptung. Ganz im Gegenteil.

Das Zitat lautet:

„Der Mensch der fernen Zukunft wird Mischling sein. Die heutigen Rassen und Kasten werden der zunehmenden Überwindung von Raum, Zeit und Vorurteil zum Opfer fallen. Die eurasisch-negroide Zukunftsrasse, äußerlich der altägyptischen ähnlich, wird die Vielfalt der Völker durch eine Vielfalt der Persönlichkeiten ersetzen.“ (S. 22/23)

Kalergis Prophezeiung ist nicht verantwortlich für die derzeitige Migrationspolitik der EU

In der Tat hat Coudenhove-Kalergi prophezeit, was jetzt angestrebt und schrittweise in Europa umgesetzt wird.

Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. hat in einem Beitrag zum Thema ‚Kalergi-Plan‘ und seine verschwörungsideologische Bedeutung ebenfalls betont:

„In seinen programmatischen und philosophischen Schriften führte Kalergi seine Gedanken zu politischen und wirtschaftlichen Vorteilen eines europäischen Bundes aus, schilderte aber auch seine Visionen von den Menschen der Zukunft, die nicht mehr durch Ländergrenzen und Ethnien getrennt und folglich auch nicht mehr in rassistischer Manier auf diese reduziert würden, sondern sich nur noch durch Charaktere und Persönlichkeiten voneinander unterschieden.“

„Ein zentraler Bestandteil dieser Mythen ist die Behauptung, Coudenhove-Kalergi hätte mit seinem Plan die ‚Heranzüchtung‘ einer ‚eurasisch-negroiden Zukunftsrasse‘ unter der Führung einer jüdischen ‚Adelsrasse‘ angestrebt. Als vermeintlicher Beweis für diese Behauptung werden bis heute Zitate Coudenhove-Kalergis falsch paraphrasiert und aus ihren Kontexten gerissen, obwohl ihre fehlerhafte Wiedergabe wiederholt belegt wurde.“

Inzuchtprodukt und Mischling

Dieses Zitat kommt im Kapitel 4. Inzucht – Kreuzung vor. Für Kalergi ist der bäuerliche Mensch Inzuchtprodukt, der städtische Mensch Mischling.

„In der Großstadt begegnen sich Völker, Rassen, Stände. In der Regel ist der Urbanmensch Mischling aus verschiedensten sozialen und nationalen Elementen. In ihm heben sich die entgegengesetzten Charaktereigenschaften, Vorurteile, Hemmungen, Willenstendenzen und Weltanschauungen seiner Eltern und Voreltern auf oder schwächen einander wenigstens ab. Die Folge ist, dass Mischlinge vielfach Charakterlosigkeit, Hemmungslosigkeit, Willensschwäche, Unbeständigkeit, Pietätlosigkeit und Treulosigkeit mit Objektivität, Vielseitigkeit, geistiger Regsamkeit, Freiheit von Vorurteilen und Weite des Horizontes verbinden.“ (S. 22)

Und später:

„Inzucht stärkt den Charakter, schwächt den Geist – Kreuzung schwächt den Charakter, stärkt den Geist. Wo Inzucht und Kreuzung unter glücklichen Auspizien zusammentreffen, zeugen sie den höchsten Menschentypus, der stärksten Charakter mit schärfstem Geist verbindet. Wo unter unglücklichen Auspizien Inzucht und Mischung sich begegnen, schaffen sie Degenerations-Typen mit schwachem Charakter, stumpfem Geist.“

Kalergi war Geschichtsphilosoph und sicher elitär in seinen Ideen, wie man aus dem Buch entnehmen kann.

Man kann die Ansichten des jungen Kalergi (geschrieben mit 26 Jahren) nicht nur für elitär, sondern auch für verkorkst oder überspannt halten, doch das verfemte Zitat gibt keinen Hinweis darauf, dass Kalergi eine neue Mischlingsrasse in Europa wünschte, und deshalb die Paneuropa-Union gegründet hat.

Der Neonazi Honsik kreierte die Verschwörungstheorie über Kalergi

Im Übrigen muss man wissen, dass der österreichische Neonazi Gerd Honsik die Behauptung in die Welt gesetzt hat, dass es ein Komplott zur Vermischung der weißen Europäer mit anderen Rassen durch Einwanderung gäbe, das von Coudenhove-Kalergi entwickelt worden sei.

Was Kalergi philosophisch und politisch zu seinen Visionen angetrieben hat, lesen wir in seinem Vorwort:

Die Technik stellt „den Menschen vor die Alternative: Selbstmord oder Verständigung! Darum wird die Entwicklung der Welt in den kommenden Jahrzehnten ohne Beispiel sein. Das heutige Missverhältnis von technischer und sozialer Organisation wird entweder zu vernichtenden Katastrophen führen oder zu einem politischen Fortschritt, der an Raschheit und Gründlichkeit alle historischen Vorbilder hinter sich lässt und ein neues Blatt der Menschheitsgeschichte eröffnet.“ (S. VI)

Wenn alternative Journalisten Unwahrheiten publizieren

Stefan Magnet, bei vielen Verschwörungsgläubigen ein Heilsprophet, hat in einer seiner Sendungen tatsächlich diesen Unsinn wiedergekäut, den der Neonazi Honsi in die Welt gesetzt hat. Magnet behauptet: „Vor 100 Jahren veröffentlichte Graf Richard Coudenhove-Kalergi seinen Plan zur Transformation Europas: Ein multikulturelles Europa!“ Den Beweis bleibt er schuldig. Außer zwei Zitaten aus dem Buch „Praktischer Idealismus“ (eines ist oben angeführt) und einem Zitat von Barbara Coudenhove-Kalergi aus dem Jahr 2015 hat er nichts zu bieten.

Barbaras Vater war der Jurist und Japanologe Gerolf Coudenhove-Kalergi (1896–1978), ihre Mutter war Sophie Pálffy. Sie heiratete 1975 den Kommunisten Franz Marek. Dieser war lange Jahre Mitglied des Politbüros der KPÖ, ideologischer Hardliner und Stalinist. Ab 1969 versuchte er eine unabhängige linke Politik, die ihm den Ausschluss aus der KPÖ einbrachte.

Ausgerechnet Barbara Coudenhove-Kalergi zu zitieren, nur weil sie den gleichen Nachnamen hat wie Richard von Coudenhove-Kalergi, um den Gründer von Paneuropa zu diskreditieren, zeugt nicht nur von schlechtem Journalismus, sondern auch von gewollter Unwahrheit. Schließlich kann man seriöse Quellen recherchieren, wenn man nur will.

Der Beginn einer Epoche der Völkerwanderung

Aber auch bei ihr hat Stefan Magnet nur das zitiert, was in seinem Kopf erlaubt ist, nämlich die Verurteilung Richard Coudenhove-Kalergi wegen seines angeblichen Kalergi-Planes. Kalergis Nichte Barbara Coudenhove-Kalergi, so ist die verwandtschaftliche Beziehung, äußerte sich im Jahr 2015 im ‚Standard‘, nachdem sie auf geschichtliche Beispiele von Homogenisierung in Europa verweist, folgendermaßen:

„Aber was jetzt anbricht, könnte man wohl eine Epoche der Völkerwanderung nennen, die die Bevölkerungsstruktur Europas noch gehörig durcheinanderbringen wird (…) Auf jeden Fall ist es unumkehrbar. Europa bekommt ein neues Gesicht, ob es den Alteingesessenen passt oder nicht. Wir leben in einer Ära der Völkerwanderung. Sie hat eben erst begonnen, und sie wird mit Sicherheit noch lange nicht zu Ende sein.“

Schließlich war mit Merkels Grenzöffnung der Startschuss gefallen für eine Völkerwanderung, die offensichtlich von Hochgrad-Freimaurern initiiert wurde.

Es kommt darauf an dazuzulernen

Kein Wunder, dass Axel Kraus mit Stefan Magnet in Fehde liegt. Auch wenn er zuweilen in seiner Kritik zu drastisch schreibt, hat er in einem Punkt recht:

„Ich habe kein Problem damit, wenn irgendjemand – inklusive meiner selbst, kam schließlich auch schon vor – ins Klo greift. Niemand kann alles wissen. Niemand wird mit einem umfassenden Wissen geboren, und gerade, wenn es um sogenannte ‚Verschwörungsthemen‘ geht, muss man sich mühsam vortasten und das Wissen hart erarbeiten – denn das Schul- und ‚Bildungs‘-System klärt über solche Hintergründe und Zusammenhänge natürlich nicht auf. Soll es auch gar nicht. Es soll ja funktionierende Humanressourcen ‚ausbilden‘, die möglichst keinen Blick über den Weidenzaun werfen.

Ich habe durch eigene Lektüre und Recherchen jedenfalls mehr gelernt als an Schule und Uni. Regelmäßig fiel ich dabei auch mal auf die Nase – kein Kino. Es kommt darauf an, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln, statt stur an einer einzigen festgefahrenen Meinung bzw. Überzeugung festzuhalten.

Problematisch wird es für mich dann, wenn Leute, die – so wie Stefan Magnet von AUF1 – nicht gerade bescheiden auftreten, sondern ständig tönen, sie wären ganz große Aufklärer, die einen erbitterten Kampf gegen Eliten im Interesse der Menschheit führten – sich Schnitzer erlauben, die eben nicht mehr auf die leichte Schulter zu nehmen sind, sondern sich durch ganz einfache und nicht gerade zeitintensive Recherchen vermeiden ließen.“ (Helden der Aufklärung)

Das Problem der deutschsprachigen alternativen Medien

Axel Kraus übersetzt englischsprachige Artikel ins Deutsche, die mehr Aufklärung bringen als irgendein deutschsprachiger Aufklärer es je getan hat. Axel Kraus begründet es so:

„In diesem Zusammenhang komme ich schnell noch zu einer Frage, die mir schon oft gestellt wurde: Warum ich überwiegend englischsprachige Artikel übersetze. Die Antwort lautet, ja nun:

Weil die deutschen ‚alternativen‘ Medien – was die sogenannten ‚bekanntesten‘ oder besser: künstlich dazu gemachten Namen betrifft – nunmal ein verlogenes Zitierkartell bilden, das in puncto Information und Aufklärung nicht das allergeringste taugt. Also warum sollte ich deren Müll teilen? Warum meine kostbare Lebenszeit mit sowas verschwenden? Warum sollte ich mich wie ein Hornochse am Nasenring durch deren Kartellarena ziehen lassen? Warum mich selbst dadurch bis ins innerste Knochenmark blamieren?

Im Ausland ist man eben schon viel weiter und bringt echte Hintergrund-Recherchen, aus denen man tatsächlich etwas lernen kann. In Deutschland dreht man sich halt lieber endlos im Kreis und tritt geistig auf der Stelle. Wem’s Spaß macht.“

Und so bin ich auch bei ihm auf einen Artikel der kanadischen Autorin Cynthia Chung gestoßen. Dieser Artikel mit dem Titel ‚Ein moderner Kreuzzug ins Heilige Land, Teil I‘ ist aus ihrem Buch ‚The Empire On which the Black Sun Never Set: The Birth of International Fascism and Anglo-American Foreign Policy‘ (Das Imperium, über dem die schwarze Sonne nie unterging: Die Geburt des internationalen Faschismus und die anglo-amerikanische Außenpolitik‘)

Ihre Recherchen über Richard von Coudenhove-Kalergi und seine Politik für ein vereintes Europa sind doch sehr erhellend. Deshalb werden wir auch ihre Ergebnisse über Kalergi in unseren Beitrag einfließen lassen. Auf Kalergis Tändelei mit Mussolini gehen wir hier aber nicht ein, zum einen, weil dies den Rahmen dieses Beitrages sprengen würde, zum anderen, um nicht ein Fass mit offenen Fragen und Irritationen zu öffnen. Wer sich näher dafür interessiert, der lese den Artikel von Cynthia Chung.

Ein Kreuzzug für Pan-Europa

Wenige Monate nach der Veröffentlichung seines Buches ‚Pan-Europa‘ (1923) gründete Kalergi die Pan-Europa-Union. Sie sollte für die paneuropäischen Bewegung der Motor sein. Um die geistigen und kulturellen Wurzeln seiner Idee zu verdeutlichen, wählte er als Paneuropa-Symbol ein rotes Kreuz auf goldener Sonne.

Im Nachwort zum Büchlein ‚Pan-Europa‘ heißt es:

„Das rote Kreuz der mittelalterlichen Kreuzzüge ist das älteste Symbol übernationaler europäischer Gemeinschaft. Heute ist es zum Sinnbild internationaler Humanität geworden. Die Sonne sollte den europäischen Geist darstellen, der die Welt erleuchtet hat. Griechentum und Christentum – das Kreuz Christi auf der Sonne Apollos – sind die dauernden Grundlagen europäischer Kultur.“ Zum Motto Paneuropas erkor Coudenhove-Kalergi einen Satz des Heiligen Augustinus: ,,In necessariis unitas – in dubiis libertas – in omnibus caritas“.

Der österreichische Sender ORF schreibt über Coudenhove-Kalergi mit dem Titel ‚Umstrittener Vordenker‘:

„In Dutzenden Büchern hat Richard Coudenhove-Kalergi seine paneuropäischen Idee vertreten, in der europäischen Kulturgeschichte gekramt, den Europagedanken historisch aus dem Karolingerreich Karls des Großen, oder sogar aus dem römischen Imperium abgeleitet. Ein intellektueller Tausendsassa, auf dessen politischer Landkarte eines feststeht: Dieses, sein Europa ist ein christliches, wenn nicht katholisches. Richard Coudenhove-Kalergis Religiosität steht auf einem festen Fundament, sein Demokratieverständnis auf tönernen Füßen. Symptomatisch dafür: seine Sympathie für Engelbert Dollfuß‘ austrofaschistischen Ständestaat.“

Kalergi war in den Augen von Oiver Rathkolb, Professor am Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien „ein Netzwerker und – wie man es heute ausdrücken würde – ein Marketinggenie. Er hat sehr früh ein Logo entwickelt, das eine christliche Symbolik hatte mit einem roten Kreuz auf goldenem Grund. Das ganze erinnerte ein bisschen an die Kreuzfahrertradition.“

Umstritten war für den Sender nicht die Passage, die Verschwörungstheoretiker bei Kalergi inkriminieren, sondern dass das geeinte Europa ein christliches, wenn nicht sogar ein katholisches sein sollte. Und für den ORF ist sein problematisches Demokratieverständnis anrüchig, da Kalergi Sympathie für Engelbert Dollfuß hatte.

Die Bedeutung des Kreuzfahrer-Themas für ein Pan-Europa

In seiner Autobiographie von 1943 ‚Kreuzzug für Pan-Europa‘

(Link: https://archive.org/details/dli.ernet.155751/page/n11/mode/2up)

beschreibt Richard die Geschichte seiner Coudenhove-Familienlinie:

„Die Coudenhove-Linie reicht bis ins elfte Jahrhundert zurück, als sich zwei Brüder Coudenhove 1099 dem ersten Kreuzzug anschlossen, als Jerusalem zum ersten Mal von den vereinigten Heeren der christlichen Ritter Europas erobert wurde. Sie gehörten zum ältesten Adelsgeschlecht von Nordbrabant, das heute zu den Niederlanden gehört. Ende des 18. Jahrhunderts waren die Coudenhoves zu Grafen des Heiligen Römischen Reiches ernannt worden.“ (S. 11)

In seiner Autobiographie von 1954 mit dem Titel ‚Eine Idee erobert die Welt‘

(Link: https://archive.org/details/coudenhove-kalergi-an-idea-conquers-the-world-1954)

unterstreicht Kalergi die Bedeutung des Kreuzfahrer-Themas für ein Paneuropa:

„Zu meiner Überraschung entdeckte ich, dass sich das Gefühl des europäischen Bewusstseins erstmals während der Kreuzzüge gezeigt hatte. Nach dem Untergang des Römischen Reiches waren die Kreuzzüge der stärkste Ausdruck der europäischen Solidarität. Eine Zeit lang wurden die Fehden zwischen Königen, Fürsten und Städten durch eine gemeinsame Sache überlagert.

Das erste Programm für Paneuropa stammt aus der Feder von Pierre Dubois, einem Hofjuristen von König Philipp dem Schönen von Frankreich (1303). Unter der Überschrift ‚Rückeroberung des Heiligen Landes‘ befürwortet es die Gründung einer Europäischen Liga unter dem Vorsitz des Königs von Frankreich. Diese Liga sollte zwei Ziele verfolgen: erstens die Sicherung eines dauerhaften Friedens in der christlichen Welt und zweitens die Bündelung der bewaffneten Kräfte Europas für die Rückeroberung des Heiligen Landes und des Mittelmeerraums …

Von diesem Zeitpunkt an begannen viele Schriftsteller und Staatsmänner, die Idee von Paneuropa zu unterstützen. Ihr größter Protagonist im achtzehnten Jahrhundert war der Abbé de St. Pierre. Er hatte zwei große Philosophen zu seinen Schülern: Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant. Im 19. Jahrhundert war es Napoleon, der als erster versuchte, Europa mit Waffengewalt zu vereinen; nach seinem Sturz schuf die Heilige Allianz ein Paneuropa der Souveräne zur Verhinderung von Kriegen und Revolutionen. Schließlich gründete Mazzini 1834 das Junge Europa, eine Bewegung, die alle bestehenden revolutionären Bewegungen koordinieren sollte, um ein neues und geeintes Europa auf der Grundlage von Nationalismus und Demokratie zu errichten“. (S. 90/91)

Kurze Anmerkung: In dem Beitrag ‚Messermörder und Schreibtischtäter‘ sind die Links zum Thema ‚Kreuzzüge‘ aufgelistet.

Die moralische Grundlage für ein vereintes Europa

Im Jahr 1938 veröffentlicht Kalergi sein Buch „Europa muss sich vereinen“. Das Vorwort stammt von Leo Amery und lautet wie folgt:

„Wenn die Europäer sich erst einmal [als Europäer] fühlen können … [werden sie] folgen und ihrerseits dazu beitragen, das Gefühl der gemeinsamen Einheit zu stärken. Was benötigt wird, so betont er [Kalergi], ist die moralische Grundlage. Allerdings nicht eine neue moralische Grundlage, sondern vielmehr die Wiederbelebung jener moralischen Einheit, die einst im Römischen Reich und im westlichen Christentum des Mittelalters verkörpert wurde, für die Bedürfnisse unserer Zeit …

Die Grundlage dieser Einheit ist seiner Ansicht nach eine Anschauung, die aus der Verschmelzung dreier Elemente besteht: der klassischen Auffassung von Staatsbürgerschaft, der christlichen Auffassung vom gleichen grundlegenden Wert jeder einzelnen Seele, der mittelalterlichen Auffassung von Ritterlichkeit, alle drei, seiner Ansicht nach, zusammengefasst in unserer eigenen englischen Auffassung eines Gentleman.“ (Quelle: Cynthia Chung, siehe a.a.O.)

Das Emblem für Kalergis Paneuropa-Bewegung

In seiner Autobiografie aus dem Jahr 1943 erklärt Kalergi das Emblem für seine Paneuropa-Bewegung:

„Ich wählte das Zeichen des roten Kreuzes über einer goldenen Sonne als Emblem für unsere Bewegung. Das rote Kreuz, das die Flagge der mittelalterlichen Kreuzfahrer war, scheint das älteste bekannte Symbol der übernationalen europäischen Brüderlichkeit zu sein. In jüngerer Zeit hat es auch als Symbol der internationalen Hilfsarbeit Anerkennung gefunden. Die Sonne wurde gewählt, um die Errungenschaften der europäischen Kultur bei der Erhellung der Welt darzustellen. So bildeten Hellenismus und Christentum – das Kreuz Christi und die Sonne Apollos – Seite an Seite die beiden bleibenden Säulen der europäischen Zivilisation.“ (S. 98)

Pan EuropaUnion FlaggeBildquelle: Cynthia Chung

(Links) Originalflagge der Paneuropa-Union von 1923. (Rechts) Spätere Flagge der Paneuropa-Union

Die Sterne der Europaflagge wurden 1955 in die paneuropäische Flagge aufgenommen.

In dem Beitrag ‚Warum Deutschland so gehasst wird‚ wird die europäische Flagge erklärt. Dort heißt es:

„Coudenhove-Kalergi, Gründer der Paneuropa-Union, unterbreitete dem Europarat 1950 zuerst einen Entwurf für eine Europaflagge. Der Entwurf wurde aber wegen der Verwendung des christlichen Symbols des Kreuzes verworfen, weil er nicht konsensfähig war. Trotzdem enthält die Flagge ein Symbol des Christentums, ein marianisches Symbol. Die Europaflagge hat ihren Ursprung bereits im Zweiten Weltkrieg. Derjenige, der für diese Flagge verantwortlich zeichnet, ist Paul Lévi, jüdischer Abstammung, der in Gefahr war, ebenfalls von den Nationalsozialisten Hitlers ins KZ abtransportiert zu werden.“

Die europäische Flagge mit den zwölf Sternen ist eine marianische FlaggeBildquelle: pixabay

Da die Europa-Flagge kein Kreuz enthält, kann sie auch als freimaurerische Flagge gedeutet werden, was dem Charakter der Europäischen Union aktuell näher kommt.

Die wahre Bedeutung der Symbolik in der Europa-Flagge

Thomas Ponzka schrieb im Jahr 1988 in der ‚Welt‘ den Beitrag ‚Der Sternenkranz ist die Folge eines Gelübde‘. Dort heißt es: „Paul Lévi, ein Belgier jüdischer Abstammung, sah damals angsterfüllt in Leuven zahlreiche Eisenbahnzüge fahren, in denen die Juden von der deutschen Gestapo nach Osten in eine ungewisse Zukunft transportiert wurden. Damals legte Lévi das Gelübde ab, wenn er den Krieg und die Nationalsozialisten lebend überstehen würde, wollte er zum katholischen Glauben konvertieren. Er überlebte und wurde katholisch. Am 5. Mai 1949 wurde in London der Europarat gegründet, und Paul Lévi wurde zum Leiter der Kulturabteilung des Europarats ernannt.“

Dann schreibt Thomas Ponzka weiter: „Sechs Jahre später, 1955, diskutierten die Vertreter über eine gemeinsame Flagge. Sämtliche Entwürfe, in denen, etwa nach dem Vorbild der skandinavischen Flaggen, ein Kreuz enthalten war, wurde von den Sozialisten als ideologisch gebunden und zu christlich verworfen. Eines Tages kam Lévi bei einem Spaziergang an einer Statue der Mutter Gottes mit dem Sternenkranz vorbei. Durch die Sonne beschienen, leuchteten die goldenen Sterne wunderschön vor dem strahlend blauen Himmel. Lévi suchte daraufhin Graf Benvenuti, ein venezianischer Christdemokrat und damaliger Generalsekretär des Europarats, auf und schlug ihm vor, zwölf goldene Sterne auf blauem Grund als Motiv für die Europafahne vorzuschlagen.

Benvenuti war begeistert, und wenig später wurde der Vorschlag allgemein akzeptiert. Und so ziert bis heute in allen Staaten der Europäischen Union der goldene Sternenkranz Marias die Europafahne. Die Zwölfzahl der Sterne ist ein Hinweis auf die zwölf Stämme Israels (Gen 37,9) und somit auf das auserwählte Volk Gottes.“

Europa – Blutsgemeinschaft oder geistliches Band?

Kalergi wandte sich in seinem Buch ‚Pan-Europa‘ gegen die Auffassung, dass der europäische Nationalismus auf einer Blutsgemeinschaft beruht. Er postulierte die europäischen Nationen als Mischvölker. (S. 135) Und damit hat er natürlich recht.

„Wahrend des Mittelalters, als die Kultur Europas trotz der Sprachverschiedenheit eine einheitlich christliche war, empfand das Abendland viel stärker seine nationale Einheit als heute. Denn zur Zeit der Kreuzzüge hatte Europa einen Glauben, einen Gott, einen Papst, ein ritterliches Ideal, eine Gelehrtensprache; so war der Kampf der vereinigten Christenheit gegen Mohammedaner und Juden im vollsten Wortsinn ein nationaler Kampf: denn die Religion war damals das Einende zugleich und das Trennende. Mit der Spaltung der abendländischen Christenheit, mit der Verweltlichung Europas und der Aufklärung verfiel das geistliche Band, das die Volker innerlich verbunden hatte. Die Sprache trat das Erbe der Religion an – die Nation das Erbe der Kirche.“ (S. 138/139)

„Europa hingegen ist verbunden durch die christliche Religion, durch die europäische Wissenschaft, Kunst und Kultur, die auf christlich-hellenischer Basis ruht. Die gemeinsame europäische Geschichte begann mit dem Römerreich und der Völkerwanderung, fand ihre Fortsetzung in Papsttum und Feudalismus, Renaissance und Humanismus, Reformation und Gegenreformation, Absolutismus und Aufklärung, Parlamentarismus, Industrialismus, Nationalismus und Sozialismus.“ (S. 143)

„Die abendländische Kultureinheit gibt uns das Recht, von einer europäischen Nation zu sprechen, die sprachlich und politisch in verschiedene Gruppen gegliedert ist. Gelingt es diesem paneuropäischen Kulturgefühl, sich durchzusetzen, so wird jeder gute Deutsche, Franzose, Pole und Italiener auch ein guter Europäer sein.“

„Diese Europäer romanischer, germanischer und slawischer Zunge werden die Träger der europäischen Weltkultur sein, die auf allen Gebieten des menschlichen Daseins Großes geleistet hat und berufen ist, auch in Zukunft Großes zu leisten.“ (S. 144)

Das Konzept eines vereinten Europa-Afrika (‚Eurafrika‘)

Kalergi betrachtete sein Paneuropa auch als einen Schritt zur Verwirklichung des Völkerbundes. Kalergi verfasste ein Memorandum an den Völkerbund, in dem er dessen Reorganisation „im Geiste des Regionalismus als unvermeidlichen Schritt zum Universalismus“ vorschlug. Kalergi entwarf einen Plan für die Anerkennung von sechs regionalen und autonomen Einheiten innerhalb des Völkerbundes: das Britische Commonwealth, die Sowjetunion, die Panamerikanische Union, eine Paneuropäische Union, China und Japan. Man beachte, dass Arabien und Afrika unter diesen autonomen Regionen nicht erwähnt werden.

Wie sah Kalergi die Verbindung eines vereinten Europas mit Afrika und Arabien?

Coudenhove-Kalergi hatte, da er in der Kolonialzeit lebte, keine Bedenken, die europäischen Kolonien in Afrika als Teil Europas anzusehen. Dies mag man aus heutiger Zeit kritisieren, war aber damals kein Grund, Kalergi Vorwürfe zu machen wegen seiner Einstellung, Afrika als Kolonie Europas zu betrachten.

„Den europäischen KoIonialmächten wäre der Besitz ihrer Kolonien garantiert, die sie isoliert früher oder später an Weltmächte verlieren müssen.

Diejenigen Völker Europas hingegen, die infolge ihrer geographischen Lage und historischen Schicksale bei der Verteilung der außereuropäischen Erde zu kurz kamen, wie die Deutschen, Polen, Tschechen, Skandinavier und Balkanvölker – hatten im großen afrikanischen Kolonialreich ein Betätigungsfeld für ihre wirtschaftlichen Energien. Sie würden vor allem den Belgiern und Portugiesen, die allein ihre afrikanischen Imperien nur unvollkommen bewirtschaften können, bei deren Erschließung helfen.

Denn die große europäische Kolonie Afrika, die den ganzen Westen dieses Kontinents umfasst, ist noch zum größten Teile unerschlossen. Um sie in die künftige Kornkammer und Rohstoffquelle Europas zu verwandeln, wären dort zwei Hauptaufgaben zu erfüllen:

Erstens die teilweise Verwandlung der Sahara in Ackerland;
zweitens die Ausrottung der Schlafkrankheit in Innerafrika, die in dessen fruchtbarsten Gebieten eine Viehzucht und Kolonisation unmöglich macht.“ (S. 156/157)

Wikipedia schreibt dazu:

„Um für Paneuropa zu überzeugen, bezog sich Coudenhove-Kalergi auch auf Eurafrika: Um die koloniale Ausbeutung insbesondere Afrikas weiterhin aufrechterhalten zu können, beinhalte die europäische Integration notwendigerweise die paneuropäische Vergemeinschaftung der verschiedenen europäischen Kolonialherrschaften. Das bereits in der Zwischenkriegszeit in Europa weitverbreitete Argument ermöglichte nach dem Zweiten Weltkrieg die Gründung der EGKS (1951) und EWG (1957). Coudenhove-Kalergi nannte bereits 1930 im Artikel 13 des Entwurfes des Paneuropäischen Paktes explizit als Priorität“:

„Alle europäischen Bürger genießen in den tropischen Kolonien europäischer Bundesstaaten in Afrika wirtschaftliche Gleichberechtigung.“ (Quelle Wikipedia Stichwort Richard Coudenhove-Kalergi)

Kalergis wichtigstes Bestreben in der Einigung Europas

In erster Linie galt für ihn die Einigung Europas als eine Möglichkeit, einen weiteren Krieg in Europa zu verhindern sowie als Bollwerk gegen den russischen Bolschewismus.

Zur Aufhebung der europäischen Grenzen schreibt Kalergi: „Werden diese beiden Forderungen durchgeführt, so fallen alle intereuropäischen Reibungsflächen, die zu einem europäischen Kriege führen konnten, fort. Die Staatsgrenzen sinken zu Landesgrenzen herab und werden bedeutungslos.“ (Pan-Europa, S. 149)

Die bewusste ‚Schaffung einer braunen Mischrasse‘, wie sie von gewissen Kreisen dem Pan-Europa-Gründer Coudenhove-Kalergi in seinem Bestreben einer Einigung Europas unterstellt wird, ist weder in seinem Buch «Praktischer Idealismus» (1923) noch in «Pan-Europa» (1925) zu finden.

Winston Churchill veröffentlichte am 15. Februar 1930 in der „Saturday Evening Post“ einen Artikel mit dem Titel „The United States of Europe“, in dem er schrieb:

„Graf Coudenhove-Kalergi schlägt vor, die europäischen Kräfte, Interessen und Gefühle in einem einzigen Zweig zu bündeln, der, wenn er wüchse, selbst zum Stamm würde und so eine offensichtliche Vorherrschaft erlangen könnte. Denn bedenkt, wie mächtig Europa ist, wenn es nicht gespalten wäre! Lassen wir Russland, wie Graf Kalergi vorschlägt, und wie es bereits so weitgehend eine Tatsache ist, nach Asien zurückgleiten. Möge das britische Empire, das in seinem Plan ausgeschlossen ist, sein eigenes weltumspannendes Ideal verwirklichen, auch wenn die Masse Europas, einmal vereinigt, einmal föderalisiert oder teilweise föderalisiert, einmal kontinental selbstbewusst – Europa, mit seinen afrikanischen und asiatischen Besitzungen und Plantagen, einen Organismus ohnegleichen bilden sollte.“ (Quelle: Auf dem Weg zu den „Vereinigten Staaten von Europa“ und einem Völkerbund)

Oswald Mosleys Vorstellungen von Europa als eine Nation

Karte der Mitglieder der Union für den MittelmeerraumBildquelle: wikimedia | CC BY-SA 4.0 International

In Großbritannien trat ein Befürworter eines paneuropäischen Nationalismus auf, der die Ideologie ‚Europa, eine Nation‘ entwickelte. Der Mann hieß Oswald Mosley und war einer der ersten Befürworter von Verschwörungstheorien, die den Holocaust leugneten.

Mosley behauptete, dass die Europäische Union als neue Wirtschaftsordnung, die Europa mit Afrika verbindet und insbesondere als Verteidigung gegen den Kommunismus dienen soll, zwingend notwendig sei.

Oswald Mosley forderte deshalb die Integration Europas in eine einzige politische Einheit. Konzepte wie Nation Europa und Eurafrika, die beide einen immer engeren Zusammenschluss der europäischen Länder anstrebten, gewannen unmittelbar nach dem Krieg in der deutschen rechtsextremen Untergrund-Bewegung an Bedeutung.

In diesem Zusammenhang sah er die Notwendigkeit einer Verschmelzung Europas mit Afrika als Quelle von Mineralien, landwirtschaftlichen Erzeugnissen und neuen Gebieten für europäische Siedlungen. Mosleys Konzeption von Eurafrika umfasste die Aufrechterhaltung der Apartheid in Südafrika, aber auch die Zusammenarbeit mit Afrikanern in Zentral- und Nordafrika.

Für Mosley ist Eurafrika die unauflösliche politisch-ökonomische Einheit unter der Führung der Europäischen Völkergemeinschaft. Geografisch besteht sie aus dem kontinentalen Europa vom Atlantik bis zum Ural und dem afrikanischen Kontinent sowie einem unbestimmten Anteil angrenzender Gebiete in Vorderasien. (Nähere Informationen siehe Eurafrika Geschichte)

Oswald Mosley Konzept von Eurafrika

Mosleys ‚British Union of Fascists‘ war 1949 die erste politische Partei in Großbritannien, die eine Europäische Union forderte. Diese Union sollte Teile Nordafrikas in seinem Konzept von Eurafrika einschließen.

Mosley gab zwischen 1953 und 1959 die Zeitschrift „The European“ heraus, die eine „Union Europas“ forderte, und erklärte sich zum Führer der Unionsbewegung, die sich für „Europa als Nation“ einsetzte. Mosley vertrat die nationalsozialistische Vision einer in autarke, korporatistische Blöcke aufgeteilten Welt, die die Existenz von Klassenkämpfen leugnen würde. Insofern gibt es viele Ähnlichkeiten mit den Visionen der Eurofaschisten und denjenigen der glühenden Euroföderalisten.

Seine Ideologie beinhaltet eine „umfassende Politik für das neue Europa“ – „die vollständige Union Europas mit einer europäischen Regierung ist jetzt eine Notwendigkeit … ein völlig freies System in einem großen und lebensfähigen Gebiet wie Europa-Afrika könnte die wiederkehrenden Krisen der gegenwärtigen europäischen Länder lösen …“

In einer Rede am 15. November 2007 sagte der Außenminister (David Millband): „Die Europäische Union sollte darauf hinarbeiten, Russland, den Nahen Osten und die nordafrikanischen Länder einzubeziehen.“ Diese Idee hat sich in der Zeit des „Arabischen Frühlings“ in Nordafrika und Arabien im Jahr 2011 wiederholt. (Quelle: Oswald Moseley kopieren)

Dialog von Coudenhove-Kalergi mit Pius XII.

Kalergi traf von 1933 an mit Kardinal Pacelli zusammen und pflegte einen Dialog mit ihm, auch nachdem dieser zum Papst gekrönt war. Kalergi schien im Voraus gewusst zu haben, dass Kardinal Pacelli im Konklave gewählt würde. Sicher ist, dass Kardinal Pacelli nach seiner Krönung zum Papst alles tat, um die Initiativen von Coudenhove-Kalergi zu unterstützen. Er tat jedenfalls nichts, um sich der Bestrebungen Kalergis zu widersetzen.

Kalergis Bestreben eines geeinten Europas traf sich im Kern mit dem Bestreben von Pius XII., einen katholischen Nachkriegsblock zu errichten.

Pius XII. Bemühen um einen katholischen Nachkriegsblock

Dr. Chojnowski von RadTrad Thomist hat ein freigegebenes CIA-Dokument erhalten, dass die Pläne von Papst Pius XII. für einen katholischen Nachkriegsblock europäischer Nationen zwischen der US-Liberalen Allianz und der Sowjetischen Kommunistischen Allianz beinhaltet. Außerdem wird die Arbeit des Papstes offenbart, Russland zum großen katholischen Missionsfeld des 20. Jahrhunderts zu machen.

Die Informationen stammen von Albert Hartl, einem Bayern, der die katholische Kirche und das Priestertum verließ und während des Zweiten Weltkriegs nationalsozialistischer Einsatzleiter wurde. In der Vernehmung durch die Amerikaner war seine Arbeit im Zusammenhang mit der katholischen Kirche und dem Vatikan ein besonderer Schwerpunkt der Fragen, die Hartl während seiner Befragung durch den amerikanischen Geheimdienst im Jahr 1946 gestellt wurden.

Der Plan von Papst Pius XII. bestand darin, einen katholischen nationalen politischen Block zu errichten, der sich von Portugal bis nach Polen und Bulgarien erstreckt und von einem katholischen Italien als Gegengewicht zum amerikanischen liberalen Block und zum sowjetischen kommunistischen Block geführt werden soll, der nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Deutschland entstehen sollte. Die Pläne für diese geopolitische katholische Festung wurden bereits 1941 gelegt.

Hartl erzählte seinen Vernehmern, dass die katholische Kirche unter Papst Pius XII. nach den Informationen, die er bis dahin hatte, einen „großen Angriff auf die Freimaurerei“ und den geopolitischen Versuch, „die katholischen Länder Europas zu stärken“, plante, eine dritte Streitmacht zu schaffen, um zwischen den beiden Hauptsiegern des Zweiten Weltkriegs, den Liberalen Vereinigten Staaten und der Kommunistischen Sowjetunion, auszugleichen.

War Richard Coudenhove-Kalergi Hochgrad-Freimaurer?

Es ist bekannt, dass Coudenhove-Kalergi Freimaurer in der österreichischen Loge ‚Humanitas‘ war. Diese Loge widmete sich in erster Linie karitativen Aufgaben, setzte sich für soziale Reformen ein und unterstützte die pazifistische Bewegung für ein besseres Verständnis zwischen den Völkern. Kalergi war von 1922 bis Mitglied. Dann trennte er sich von ihr in gutem Einvernehmen. Als Begründung für der Trennung erklärte er:

Coudenhove-Kalergi stellte dazu selbst in seinen 1966 erschienenen Memoiren ‚Ein Leben für Europa‘ fest: „Eine Zeitlang dachte ich daran, den Freimaurerorden für die Paneuropa-Bewegung zu gewinnen … Bald aber musste ich, nach Besprechungen mit früheren Freimaurern in Europa und Amerika, einsehen, dass die Freimaurerei der Paneuropa-Idee zwar viel Sympathie entgegenbrachte, sie jedoch, genauso wie alle führenden und verantwortlichen Persönlichkeiten, für eine Utopie hielten.“ Zitat gefunden bei:

Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi als Freimaurer

Link: https://archive.org/details/DolddownloadrichardNikolausGrafCoudenhove-kalergi1894-1972

„Obwohl seine Zugehörigkeit zum Freimaurerbund nach nur viereinhalb Jahren zu Ende gegangen war, unterstützten die österreichischen Freimaurer weiterhin seine Vorbereitungen für den ersten Paneuropa-Kongress, der dann im Oktober 1926 unter großer Beteiligung führender Persönlichkeiten aus Europas Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Wien stattfand.“ (Quelle: Rezension: Walter Göhring – Richard Coudenhove-Kalergi)

Richard Graf Coudenhove-Kalergi war kurzzeitig Freimaurer

In einem Sonderdruck aus dem Jahrbuch der Forschungsloge Quatuor Coronati Nr. 32 aus dem Jahr 1995 ist die Sicht der Freimaurer zu Coudenhove-Kalergis Paneuropa-Idee beschrieben:

„1922 fand in Wien der 29. Weltfriedenskongress statt. Prof. Dr. Wladimir Misar, Groß-Sekretär der Großloge von Österreich, legte in seiner Begrüßungsansprache ein Bekenntnis zum Frieden und zu Europa ab, und Prof. Dr. Friedrich Hertz. Mitglied der Wiener Loge ‚Zukunft‘, legte seine Denkschrift ‚Die Wirtschaftsnot in Mitteleuropa und der Weltfriede‘ vor.“

„Auf diesem Kongress wurde der Paneuropa-Gedanke geboren. Graf Richard Coudenhove-Kalergi, 1922 in die Wiener Loge ‚Humanitas‘ aufgenommen, entwickelte seine Ideen. Im Einklang mit den pazifistischen Ideen des Nobelpreis-Trägers Alfred Hermann Fried (1864-1921), Mitglied der Wiener Loge ‚Sokrates‘, gründete der Freimaurer Richard Coudenhove-Kalergi die Paneuropäische Union.“

„Als Symbol wurde das Sonnenkreuz gewählt: ein rotes Kreuz auf goldener Sonne. Motto wurde der Spruch des heiligen Augustinus: In necessariis unitas – in dubiis libertas – in Omnibus Caritas. (Wo es nötig ist Einheit, wo es Zweifel gibt Freiheit, in allem tätige Liebe). Prof. Hertz wurde Sekretär. Die Großloge von Österreich ebnete dem ‚Europa-Grafen‘ den Weg in die Öffentlichkeit.“(Quelle: Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi als Freimaurer, a.a.O )

Paneuropa widerspricht Vereinnahmung durch die Freimaurer

Anlässlich des 300 Jahr-Jubiläums der Freimaurer brachte der „Kurier“ am 21. Juni 2017 ein doppelseitiges Interview mit dem österreichischen Großmeister Georg Semler. Auf die Frage, was die Freimaurerei seit 1717 bewegt habe, sagt Semler unter anderem: „… die Paneuropa-Bewegung ist zutiefst freimaurerisch.“

In einem Brief (siehe weiter unten) an Kurier-Chefredakteur Dr. Helmut Brandstätter widerspricht die Paneuropa-Bewegung mit aller Klarheit dieser Vereinnahmung durch die Freimaurerei.

Tatsächlich ist der Gründer der Paneuropa-Union, Richard Coudenhove-Kalergi, in jungen Jahren einer Freimaurer-Loge beigetreten. Überzeugt von seiner Paneuropa-Idee, hat er Kontakt zu einer Reihe einflussreicher Organisationen gesucht, um so dem Paneuropa-Konzept zum Durchbruch verhelfen zu können. Nach kurzer Zeit hat er sich aus der Loge wieder zurückgezogen. In seiner Autobiografie „Ein Leben für Europa“ beschreibt er den Kontakt:

„Eine Zeitlang dachte ich daran, den Freimaurer-Orden für die Paneuropa-Idee zu gewinnen. Durch ihn hätte ich mit einem Schlag eine mächtige und reiche internationale Organisation für unsere Idee mobilisieren können. Bald aber musste ich, nach Besprechungen mit führenden Freimaurern in Europa und Amerika, einsehen, dass die Freimaurer der Paneuropa-Idee zwar viel Sympathie entgegenbrachten, sie jedoch genauso wie alle führenden und verantwortlichen Persönlichkeiten für eine Utopie hielten. Dies bestimmte mich, in aller Freundschaft meine Beziehungen zum Freimaurer-Orden schon 1926 abzubrechen, da dessen bloß platonisches Interesse für Paneuropa die Bewegung mehr belastet als gefördert hätte.“

Dr. Otto von Habsburg meinte in einem Gespräch mit Rainhard Kloucek (Generalsekretär der Paneuropa-Bewegung Österreich) und Stephan Baier (früherer parlamentarischer Mitarbeiter und Pressesprecher von Otto von Habsburg, gemeinsam mit Eva Demmerle Autor der autorisierten Otto von Habsburg Biografie) im Oktober 2008 wörtlich:

„Seine Beziehungen zur Freimaurerei hat mir Coudenhove mehr als einmal expliziert: Er hat in der Freimaurerei wie bei anderen Organisationen gesehen, das könne etwas für Europa tun. Bei der Freimaurerei ist er sehr bald zur Erkenntnis gekommen: Sie kann es nicht, weil sie es nicht will, sondern eigene Ziele verfolgt. Daraufhin ist er ausgetreten, was ihm von den Freimaurern sehr übel genommen wurde. So waren bereits am Anfang meiner Kontakte zu ihm seine Kontakte zu den Freimaurern ziemlich auf null gefallen.“ (Quelle: Paneuropa widerspricht Vereinnahmung durch Freimaurer)

Der Hochgrad-Freimaurer Gioele Magaldi über die Paneuropa-Bewegung

Nun behauptet der Hochgrad-Freimaurer Gioele Magaldi in seinem Buch ‚Massoni‘, dass Coudenhove-Kalergie nicht nur Hochgrad-Freimaurer war, sondern auch im Jahr 1947 die Urloge «PAN-EUROPA» gegründet habe. (S. 130, Anm. 4) Auch sollen 1954 Mitglieder der beiden Urlogen «COMPASS STAR-ROSE» und «PAN-EUROPA» sowie weiterer, nicht näher genannten Urlogen die Bilderberg-Gruppe gegründet haben. (S. 98 bzw. S. 87)

Mitglieder der Ur-Loge «PAN-EUROPA» nach Magaldi

Magaldi zählt dann auf S. 131 seines Buches eine ganze Reihe von «einflussreichen Freimaurern» auf, die – wie er schreibt – von Anfang an oder auch später hinter des Freimaurers und Ur-Logen-Gründers Richard Coudenhove-Kalergi parafreimaurerischer «Pan-Europa-Union» (siehe: Was sind parafreimaurerische Organisationen?) standen.

Seine «euro-föderalistischen Ideen», schreibt Magaldi, «wurden wiederaufgegriffen und unterstützt von – unter anderen – Maurern vom Kaliber eines Winston Churchill (1874- 1965), William Joseph Donovan (1883-1959), Allen Welsh Dulles (1893-1969), Jean Monnet, Konrad Adenauer, Robert Schuman (1886-1963), Maurice Schimon (1911-1998), Otto von Habsburg und so weiter, die, wenngleich mit verschiedenen Abschattungen, den elitären und technokratischen Aspekt dieses Einigungsprojekts hervortreten ließen, dem in der Vergangenheit hervorragende fortschrittliche Maurer angehangen hatten.» (S. 132)

Die Unterstützer der Paneuropa-Union

Nun, im Nachwort des Büchleins Pan-Europa werden noch viele weitere Unterstützer genannt:

„Unter den großen Staatsmännern, die wesentliche Anregungen von Coudenhove-Kalergi erhielten, finden wir den tschechoslowakischen Präsidenten Professor Thomas Masaryk, Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und den späteren Bundeskanzler Karl Renner, den Reichspräsidenten Paul Löbe, den Reichskanzler Marx und Wirth, den damaligen Oberbürgermeister von Köln Konrad Adenauer in Deutschland, die Minister Aristide Briand, Louis Loucheur und Paul Boncour in Frankreich, den ehemaligen Ministerpräsidenten Francesco Saverio Nitti in Italien, die Minister Leo Amery und Duff Couper in Großbritannien, die griechischen Ministerpräsidenten Politis und Venizelos, den rumänischen Außenminister Nikolae Titulescu, sowie viele andere aus Ungarn, Polen, Spanien, Belgien, Jugoslawien, Estland, Lettland, Litauen …“

„Neben diesen prominenten Politikern bekannten sich zahlreiche bedeutende Dichter und Schriftsteller zu Paneuropa: Paul Claudel, Gerhart Hauptmann, Jean Giraudoux, Selma Lagerlöff, Heinrich Mann, Thomas Mann, Karin Michaelis, Rainer Maria Rilke, Jules Romain, Arthur Schnitzler, Miguel de Unamuno, Fritz von Unruh, Paul Valery, Salvatore de Madariaga, Franz Werfel, Stefan Zweig. Hinzu kamen Sigmund Freud, Albert Einstein, Ortega y Gasset, ferner Richard Strauß, Bruno Walter und Max Reinhardt. Besonders aktiv wurde der geniale polnische Geiger Bronislav Huberman.“

Bei Wikipedia ist ebenfalls eine Reihe von Förderer und Unterstützer der Paneuropa-Union aufgelistet:

Carl Bosch, Benedetto Croce, Sigmund Freud, Gerhart Hauptmann, Hugo von Hofmannsthal, Selma Lagerlöf, José Ortega y Gasset, Max Reinhardt, Rainer Maria Rilke, Arthur Schnitzler, Richard Strauss, Franz Werfel und Stefan Zweig. Als historische Mitglieder und Förderer sind auch Salvador de Madariaga, Charles de Gaulle, Konrad Adenauer, Alfons Goppel, Franz Josef Strauß, Bruno Kreisky und Georges Pompidou.

Ganz sicher waren nicht alle der genannten Unterstützer Freimaurer, die die Idee eines vereinigten Europas unterstützten. Vielleicht ist überhaupt Zweifel angesagt, wen Magaldi alle als Freimaurer benennt.

Waren Otto von Habsburg und Konrad Adenauer Hochgrad-Freimaurer?

Vor allem scheint mir bei zwei Namen Zweifel angebracht: Otto von Habsburg und Konrad Adenauer, zwei fromme Katholiken, die nach Magaldi Hochgrad-Freimaurer gewesen sein sollen.

Otto von Habsburg und die Paneuropa-Union haben sich gegen die Vereinnahmung durch die Freimaurer widersetzt, wie wir oben lesen konnten. Der Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl hat sicher von seiner Mutter Zita erfahren, welche üble Rolle die Freimaurer bei der Behandlung seines Vaters Kaiser Karl und seiner Vertreibung aus Österreich spielten. Ihrer Forderung, Kaiser Karl sollte abdanken, ist dieser aber nicht nachgekommen, sondern lieber ins Exil nach Madeira gegangen. Otto von Habsburg verzichtete auch erst im Jahr 1961 auf alle Herrschaftsansprüche des Hauses Habsburg.

Warum sollte Otto von Habsburg dann mit den Todfeinden seines Vaters paktieren und selber Hochgrad-Freimaurer werden?

Und was Konrad Adenauer betrifft, können wir in ‚Freimaurer-Wiki‘ lesen, dass Adenauer kein Freund der Freimaurer war: „Gelegentlich erwähnt DER SPIEGEL antifreimaurerische Schmähungen aus rechtskatholischen Kreisen. Und: Der katholische Bundeskanzler Konrad Adenauer ist kein Freimaurer-Freund.“

Nun, was stimmt?

Freimaurer lügen, wenn es für sie angebracht ist

In dem Beitrag „Die wichtigsten freimaurerischen Ur-Logen“ aus Magaldis Buch sind die Ur-Logen mit ihren wichtigsten Mitgliedern aufgeführt. Es fehlt jedoch dort die Ur-Loge «PAN-EUROPA». Glauben wir auch zu Recht Gioele Magaldi, was er über die Ur-Logen und ihre Mitglieder schreibt, so ist doch Vorsicht und Misstrauen geboten, wenn Freimaurer überhaupt sich äußern, vor allem, wenn es um die katholische Kirche, den katholischen Glauben und um Katholiken geht. Denn ihre Aufgabe ist es, Katholiken zu diskreditieren.

Päpstliche Charakteristik der Freimaurer bestätigen die Anschuldigungen

„Lüge, Heuchelei und Verstellung sind vielleicht die beständigsten und herausragendsten Merkmale des freimaurerischen Handelns in allen seinen Phasen.“ (P. E Cahill, Freemasonry and the Anti-Christian Movement)

siehe auf katholischglauben.online:

Fatale Ergebnisse der Freimaureraktionen

„Die Päpste beschuldigen die Freimaurer, indem die Freimaurer mit schändlicher Heuchelei und Lüge versuchen, ihre Schlechtigkeit unter einem Mantel der Redlichkeit und Seriosität zu verbergen, während sie in Wirklichkeit eine ‚Synagoge des Satans‘ sind, deren unmittelbares Ziel und Zweck die vollständige Zerstörung des Christentums und die allgemeine Wiederherstellung des Heidentums in einer Form ist, die noch entwürdigender und unnatürlicher ist, als die Welt bisher gekannt hat.“

Pius VIII. hatte die Verurteilung seiner Vorgänger erneuert und wies auf die drohende Gefahr hin, die von freimaurerischen Einflüssen in den Schulen und Hochschulen ausgeht; denn durch ihre Lehrer bilden sie [die Freimaurer] einen Typus von Menschen aus, auf den die Worte des heiligen Leo gut angewendet werden können: „Die Lüge ist ihre Herrschaft, der Satan ist ihr Gott, und schändliche Taten sind ihr Opfer.“

Päpstliche Verurteilungen der Freimaurer

Mit Desinformation und Lügen Katholiken für sich gewinnen

In einem Beitrag über die paraguayische Freimaurerei heißt es:

„Mit Desinformation und Lügen, den mächtigen Waffen der Freimaurerei, ist es gelungen, viele Katholiken, von denen nur wenige religiös gebildet sind, für sich zu gewinnen und in einem Land mit einer katholischen Mehrheit die drei Säulen des Staates, die Streitkräfte und die nationale Polizei zu übernehmen.“

Es ist dem geneigten Leser überlassen, ob er die ‚Enthüllung‘ des Hochgrad-Freimaurers über die Mitglieder der Ur-Loge «PAN-EUROPA» glaubt oder nicht. Man braucht nicht daran zu zweifeln, dass es die Ur-Loge tatsächlich gibt. Sie spielt sicher eine wichtige Rolle im heutigen Geschehen Europas. Aber …

Herzgrab Otto von Habsburgs in der Benediktinerabtei PannonhalmaBildquelle: wikimedia | CC BY-SA 4.0 International

Bußpsalm 50: Ein reines Herz erschaff in mir, o Gott

Herzgrab Otto von Habsburgs in der ungarischen Benediktinerabtei Pannonhalma

… vielleicht nimmt Magaldi es dem Begründer der Pan-Europa-Idee übel, dass er nicht mit den Freimaurern paktiert hatte. Und erklärt wahrheitswidrig Coudenhove-Kalergi zum Begründer einer Hochgrad-Freimaurerloge … Otto von Habsburg kann sich nicht mehr gegen die Vereinnahmung des Hochgrad-Freimaurers Magaldi wehren, da er bereits lange vor der Veröffentlichung des Buches (2019) verstorben ist († 2011).

Wir sehen hier übrigens die Übereinstimmung eines Hochgrad-Freimaurers Magaldi mit gewissen Verschwörungsleuten im Fall ‚Kalergi-Plan‘. Gemeinsam ist ihnen die Feindschaft gegenüber Katholiken. Darüber hinaus sind die Verschwörungsleute objektiv Mitarbeiter der Freimaurer und ihres Informations-Managements. Diese Leute bezeichnet man auch, wie Axel Kraus dies im Fall Stefan Magnet macht, als Gatekeeper und Limited Hangouts. Denn sie sind so fasziniert von ihren Informationen, dass sie nie daran denken, der Sache weiter nachzugehen.

Auf jeden Fall ist Zweifel und kritische Beurteilung nötig, denn es gibt keine weiteren Zeugen, die Magaldis Aussagen bestätigen könnten. Man ist also darauf angewiesen, ihm zu glauben oder besser zu misstrauen.

Der erzkonservative Charakter der Paneuropa-Union

Ein wichtiges Kriterium, Magaldis Enthüllungen über die Ur-Loge «PAN-EUROPA» und der von ihm als parafreimaurerisch genannten «Pan-Europa-Union» als seriös und vertrauenswürdig anzusehen, ist die Zielsetzung der Paneuropa-Union. Stimmt diese Zielsetzung mit den Zielen der Hochgrad-Freimaurerei überein oder nicht?

Während die Freimaurerei Laster und Unmoral in der Gesellschaft durchsetzen, hat die Paneuropa-Union entgegengesetzte Ziele.

Interessant ist deshalb die Bewertung der Paneuropa-Union durch Wikipedia:

„Die Paneuropa-Union tritt im Sinne des europäischen Föderalismus für ein politisch und wirtschaftlich geeintes, demokratisches und friedliches Europa auf Grundlage des christlich-abendländischen Wertefundaments ein.“

„Weiter erstrebt die Vereinigung ein Europa auf Basis des Christentums und kämpft laut eigenem Programm gegen ‚alle Tendenzen, die die geistige und moralische Kraft Europas zerstören‘, wie ‚Nihilismus, Atheismus und einen unmoralischen Konsumismus‘. Diese konservative Grundhaltung kommt ebenfalls in der Definition der Familie als ’natürliche Gemeinschaft‘, sowie in der Ablehnung von Abtreibung, Euthanasie und Genmanipulation zum Ausdruck.“

Die Freimaurerei hat aber genau das zum Ziel, wogegen die Paneuropa-Union kämpft. Auch der Journalist Stefan Mayr charakterisierte 2010 in der Süddeutschen Zeitung die Paneuropa-Union als „erzkonservativ“. Vanessa Conze (und mit ihr die Bundeszentrale für politische Bildung) schätzt sie als konservative Kraft ein.

Glauben wir also einem Hochgrad-Freimaurer wie Gioele Magaldi nicht alles, was er in seinem ‚Enthüllungsbuch‘ von sich gegeben hat.

In einem weiteren Beitrag werden wir uns dem ‚Eurafrika‘- bzw. ‚Eurabia‘-Thema zuwenden:

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