Pater Rueda spricht in einer Anhörung im Justizausschuss der USA 1983 über die Befreiungstheologie
Wir wissen inzwischen durch Informationen des ehemaligen kommunistischen Spions aus Rumänien mit Namen Ivon Mihai Pacepa, daß die Befreiungstheologie ein Produkt des sowjetkommunistischen KGBs war. Wir haben das Interview mit den nötigen Informationen in dem Beitrag „Die Befreiungstheologie ist eine sowjetkommunistische Erfindung“ auf Deutsch veröffentlicht. Um die Aussagen von Mihai Pacepa zu ergänzen, haben wir deshalb nach weiteren Informationen gesucht. Wir sind fündig geworden bei P. Enrique T. Rueda, der dem Ausschuss für das Justizwesen in den USA über die Ausbreitung der Befreiungstheologie Auskunft gegeben hat.
Zur Person von Pater Enrique T. Rueda
EnriqueT. Rueda ist geboren am 7. März 1939 in Havanna, Kuba. Er hat zwei Bücher geschrieben zum Thema Sodomie. Eines wird inzwischen hochpreisig z.B. bei abebooks angeboten, das andere ist nicht mehr lieferbar.
Pater Rueda war ein 20-jähriger Universitätsstudent in Kuba, als Fidel Castro die Macht übernahm. Castros Sicherheitskräften hatten 1961 nach der Katastrophe in der Schweinebucht ihn zusammen mit Tausenden anderer Antikommunisten inhaftiert. Er befand sich damals im letzten Jahr seines Studiums der Chemietechnik und im ersten Jahr seines Priesterseminars. Nachdem er nach Amerika gekommen war, erwarb er eine erstaunliche Anzahl von akademischen Titeln, beginnend mit einem Abschluss in Chemie-Ingenieurwesen an der Katholischen Universität in Washington, D.C. Von 1964 bis 1968 besuchte er das St. Joseph’s Seminar in Dunwoodie, Yonkers, New York, wo er 1967 einen ‚Master of Divinity‘ und 1968 einen Master in Theologie erwarb.
Außerdem erwarb er einen Master in Politikwissenschaft an der Fordham University, wobei er sich auf die politische Philosophie und Politik unterentwickelter Länder spezialisierte.
Am 18. Oktober 1983 sagte Pater Rueda vor dem Unterausschuss für Sicherheit und Terrorismus über ‚Befreiungstheologie‘ aus. Wir geben hier den für uns wichtigen Teil als Auszug auf Deutsch wieder.
Auszug aus der Anhörung vor dem Unterausschuss für Sicherheit und Terrorismus des Justizausschusses des Senats der Vereinigten Staaten
Ausschuss für das Justizwesen
Dienstag, 18. Oktober 1983
Senator Denton: Ich werde unseren ersten Zeugen, Pater Enrique Rueda, bitten, nach vorne zu kommen. Pater Rueda wurde in Kuba geboren; als Student wurde er während der Invasion in der Schweinebucht von der Castro-Polizei inhaftiert. Pater Rueda verfügt über Abschlüsse in Chemie-Ingenieurwesen, Politikwissenschaft und Theologie. Er war Leiter der Seelsorge für Wanderarbeiter in der Erzdiözese New York.
Derzeit ist Pater Rueda Seelsorger für die hispanische Gemeinschaft in Alexandria, Virginia. Ich möchte Sie heute Morgen willkommen heißen, Pater Rueda, und Sie bitten, aufzustehen und Ihre rechte Hand zu heben, um vereidigt zu werden. Ich werde alle Zeugen vereidigen.
Schwören Sie, daß die Aussage, die Sie vor diesem Unterausschuss machen werden, die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit sein wird, so wahr Ihnen Gott helfe?
Pater Ruepa: Das tue ich.
Senator Denton: Bitte setzen Sie sich, Pater.
Pater Ruepa: Ich danke Ihnen.
Senator Denton: Wenn Sie eine Eröffnungsrede halten wollen, können Sie sie jetzt verlesen.
Die Eröffnungsrede von P. Rueda vor dem Ausschuss
Bezeugung von Pater Enrique T. Rueda, Projektleiter, Stiftung für Interamerikanische Sicherheitserziehung
Pater Rueda: Ich bin ein römisch-katholischer Priester und Projektleiter beim Bildungsinstitut des Rates für Interamerikanische Sicherheit hier in Washington.
Ich bin dem Unterausschuss für Sicherheit und Terrorismus des US-Senats sehr dankbar, daß er mich eingeladen hat, bei dieser Anhörung auszusagen.
Seit einigen Jahren verfolge ich die Befreiungstheologie mit großer Aufmerksamkeit, nicht nur als religiöses Phänomen, das für mich als Prediger des Evangeliums von großem Interesse ist, sondern auch als politisches Phänomen von großer Tragweite für die Vereinigten Staaten und die gesamte westliche Hemisphäre.
Die verehrten Mitglieder dieses Unterausschusses haben in den letzten Jahren sicher eine deutliche Zunahme der politischen Lobbyarbeit von Ordensleuten festgestellt. Dies ging einher mit einer parallelen Zunahme der Beteiligung von religiösem Personal, zumeist Ausländern, in Lateinamerika an Aktivitäten zur Durchsetzung sozialistischer Regime im Allgemeinen und gewaltsamer Revolutionen im Besonderen.
Obwohl Verallgemeinerungen in der Regel nicht ganz zutreffend sind, denke ich, dass es selbst für den zufälligsten Beobachter offensichtlich ist, dass dieser Aktivismus die Politik der USA und unser soziales, politisches und wirtschaftliches System stark kritisiert; er neigt dazu, die verwerfliche Natur und die Aktivitäten der Sowjetunion zu ignorieren, und ist durchdrungen von den geistigen Kategorien und Verhaltensmustern des klassischen Marxismus, auch wenn er sich der Sprache der christlichen Theologie bedient.
So verblüffend es den meisten Menschen erscheinen mag, für diejenigen, die die Entwicklung des lateinamerikanischen theologischen Denkens in den letzten 20 Jahren verfolgt haben, gibt es in der Tat wenig Überraschungen. Obwohl die Presse erst jetzt beginnt, dem Aufmerksamkeit zu schenken, was heute üblicherweise als Befreiungstheologie bezeichnet wird, ist in vielen katholischen Bildungskreisen in ganz Lateinamerika eine Generation von Priestern und Schwestern in dieser Mischung aus Marxismus und Christentum ausgebildet worden, die vor 20 Jahren noch als undenkbar gegolten hätte.
Die Befreiungstheologie ist ein Versuch, das Christentum mit marxistischen Konzepten neu zu interpretieren
Ich möchte diesen Überblick über die Befreiungstheologie mit dem Hinweis auf zwei Fallstricke beginnen, die es zu vermeiden gilt. Erstens gibt es einen Sinn, in dem das Wort ‚Befreiung‘ für alle akzeptabel ist, da es eine genaue und angemessene Beschreibung einer echten religiösen Erfahrung darstellt.
Im Römerbrief verkündet der Apostel Paulus, daß das Evangelium die Menschen von der Unterdrückung durch die Sünde befreit, die sich im Gesetz manifestiert. Jesus bezeichnete sich selbst als die Wahrheit und wies darauf hin, dass die Erkenntnis dieser Wahrheit – d. h. die Vereinigung mit ihr – den Menschen frei – d. h. befreit – machen würde.
So kann Alfonso Kardinal Lopez Trujillo eine Gegenüberstellung vornehmen. Alfonso Kardinal Lopez Trujillo kann daher die marxistische und die christliche Befreiung gegenüberstellen und zu dem Schluss kommen, dass die von Jesus angebotene Befreiung echt ist, während die von Marx angebotene Befreiung betrügerisch ist.
Für alle Christen ist die Erfahrung der Wiedergeburt im Geiste tatsächlich befreiend. Wenn wir nun von Befreiungstheologie sprechen, meinen wir nicht die Befreiung in dem Sinne, wie Christen diesen Begriff traditionell verwendet haben, sondern den betrügerischen Versuch, Marxismus und Christentum zu vermischen. (1)
Befreiungstheologie ist eine Bewegung von Theologen und kirchlichen Aktivisten
Zweitens ist die Befreiungstheologie keine organische Denkweise einer Gruppe von Personen, die alle genau gleich denken. Vielmehr handelt es sich um eine Bewegung oder Strömung von Theologen und kirchlichen Aktivisten, die eine allgemeine Sichtweise teilen, die aber in der Tat sehr unterschiedliche Ansichten haben können. Es handelt sich um eine dynamische Bewegung, die sich noch in der Entstehungsphase befindet.
In ihr gibt es weder Orthodoxien noch ideologische Autoritäten. Die Bewegung hat weder eine Parteidisziplin noch Glaubensbekenntnisse, an die sich alle Anhänger der Befreiungstheologie halten müssen.
Daher wäre es legitim, eher von Befreiungstheologien als von Befreiungstheologie zu sprechen. Dies ist der Ansatz, den beispielsweise der polnisch-chilenische Gelehrte Miguel Poradowski bevorzugt.
Ich denke jedoch, dass es genügend Gemeinsamkeiten zwischen den Vertretern gibt und die Terminologie ausreichend standardisiert wurde, um die Verwendung des Begriffs im Singular zu rechtfertigen.
Der Anfang der befreiungstheologischen Bewegung liegt in Europa
Es muss auch gleich zu Beginn gesagt werden, daß die Befreiungstheologie in Lateinamerika zwar unter den römischen Katholiken eine Blütezeit erlebt hat, daß sie aber unter den Protestanten in Lateinamerika weitaus einflussreicher ist als unter den römischen Katholiken. Dies gilt unter der Voraussetzung, daß man die fundamentalistischen Christen unter den von der Befreiungstheologie betroffenen Kirchen ausschließt, und unter Berücksichtigung der relativen Stärke des römischen Katholizismus und des Protestantismus in Lateinamerika.
Die Tatsache, dass es mehr römisch-katholische Anhänger der Befreiungstheologie in Lateinamerika gibt, ist auf die viel größere Stärke und den Einfluss des römischen Katholizismus in Lateinamerika zurückzuführen. Die Anfänge der Befreiungstheologie lassen sich sowohl ideologisch als auch historisch auf europäische protestantische Theologen wie Karl Barth, Oscar Cullman, Johannes Metz und Jürgen Moltmann zurückführen. (2)
Die politischen Aktivitäten der Befreiungstheologie innerhalb des Nationalen und des Ökumenischen Rates der Kirchen oder des Zentrums für Unternehmens-Verantwortung, die öffentlich bekannt sind und auf die hier nicht eingegangen werden muss, zeugen ebenfalls von der starken nicht-katholischen Komponente der befreiungstheologischen Bewegung.
Obwohl viele der heute bekannten Autoren – vor allem diejenigen, die an der Spitze der Bewegung stehen – Lateinamerikaner sind, ist die Befreiungstheologie auch nicht in der lateinamerikanischen Erfahrung verwurzelt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wies Engels darauf hin, daß das „wahre Christentum der frühen Kirche, bis zum Zeitalter Konstantins des Großen, dem modernen Kommunismus ähnlich gewesen ist“.
Diese Vorstellung, daß das Christentum den Kommunismus fordert, ist die zentrale These des liberalen Autors Jose Miranda in ‚Communism in the Bible‘, einem Buch, das kürzlich von den Maryknoll Fathers, einem römisch-katholischen Missionsorden, veröffentlicht wurde (Orbis Books, 1982).
Katholisch-marxistische Ansätze gab es schon nach dem Ersten Weltkrieg
Katholisch-marxistische Ansätze nach dem Ersten Weltkrieg sind auch aus Belgien und Frankreich bekannt. Die Kombination von christlichen und marxistischen Symbolen – Kreuz und Hammer und Sichel – wurde in einer französischen katholischen Publikation vor dem Zweiten Weltkrieg verwendet. (3)
Das Scheitern der gewaltsamen Verfolgung zur Beseitigung der Religion in Spanien in den 1930er Jahren muss auch die Marxisten zu einer Neubewertung veranlasst haben, wie das, was sie für das Opium der Massen hielten, am besten zu beseitigen sei. Wenn die Religion nicht liquidiert werden konnte – zumindest nicht kurzfristig -, warum sollte man dann nicht ihr Prestige und ihre sozialen Strukturen zur Förderung der marxistischen Bewegung nutzen?
Ein weiterer wichtiger intellektueller Strang in der Entwicklung der Befreiungstheologie war der von Pierre Teilhard de Chardin, dem französischen Jesuiten-Philosophen und Anthropologen, dessen Theorien die säkulare Rolle des Menschen als Teil des evolutionären Prozesses zum Nachteil seiner spirituellen Berufung zur Erlösung in Christus betonten.
Die Bedeutung von Pierre de Chardin für die Befreiungstheologie
Chardin war das wirksamste Bindeglied zwischen der modernistischen Bewegung um die Jahrhundertwende und der zeitgenössischen römisch-katholischen Neomodernität, deren Ausdruck die Befreiungstheologie ist.
Die lehrmäßige und disziplinäre Krise, die die römisch-katholische Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erfasste, bot einen fruchtbaren Boden für eine Reihe von ideologischen Entwicklungen und Praktiken, die dem traditionellen Katholizismus fremd sind. Zweifellos war dies ein weiterer Faktor für das Aufkommen der Befreiungstheologie, ebenso wie der politische Umsturz in einer Reihe lateinamerikanischer Länder, der nicht zuletzt durch sowjetisch und/oder kubanisch ausgebildete und finanzierte Agitatoren ausgelöst wurde, ein zusätzlicher Anreiz für die Entwicklung der Befreiungstheologie war.
Die Errichtung des sozialistischen Regimes von Salvador Allende in Chile im Jahr 1970 verlieh der Befreiungstheologie in diesem Land einen großen Auftrieb. Im April 1971 traf sich eine Gruppe chilenischer Priester und veröffentlichte die ‚Erklärung der Achtziger Jahre‘, das grundlegende Dokument der späteren Bewegung ‚Christen für den Sozialismus‘.
Diese Bewegung hielt im April 1972 ihren ersten Kongress in Santiago de Chile ab, an dem auch der berüchtigte ‚rote‘ Bischof von Cuernavaca, Mendez Arceo, teilnahm.
Zwei wichtige Ereignisse nach dem Räuberkonzil unter Montini
Zwei wichtige Ereignisse in der römisch-katholischen Kirche dienten ebenfalls als Hintergrund für die Entwicklung der Befreiungstheologie: die zweite und dritte Generalkonferenz der lateinamerikanischen Bischöfe – CELAM -, die 1968 in Kolumbien und 1979 in Puebla stattfand und in Medellin zelebriert wurde. Die folgenden Ausführungen sind zwar eine notwendige Vereinfachung, spiegeln aber wider, was auf diesen Veranstaltungen geschah.
Bei der ersten dieser Versammlungen war das Wesen oder die Wirkung der Befreiungstheologie nicht ausreichend bekannt. Aus diesem Grund gab die Konferenz von Medellin Dokumente heraus, die die Lehren der Befreiungstheologie zu begünstigen schienen und die von ihren Befürwortern ausgiebig zitiert wurden.
Die Konferenz von Puebla, die unter dem direkten Einfluss von Papst Johannes Paul II. stand, nahm eine weitaus gemäßigtere Haltung ein und gilt allgemein als Rückschlag für die Befreiungstheologen.
Noch bevor der peruanische Priester Gustavo Gutierrez das zentrale Werk der Bewegung, ‚Teologia de la Liberacion: Perspectivas‘ vor über 10 Jahren veröffentlichte, wurde der Guerilla-Priester Camilo Torres zum ersten Märtyrer der Befreiungsbewegung in Kolumbien.
Zahlreiche namhafte Befreiungstheologen mit Schreibfeder oder Maschinengewehr
Eine beträchtliche Anzahl von Vertretern der Befreiungstheologie – mit der Feder ebenso wie mit dem Maschinengewehr und jetzt in Nicaragua mit dem Einsatz roher politischer Macht – ist ihnen gefolgt. Es gibt kaum ein lateinamerikanisches Land, in dem nicht ein namhafter Befreiungstheologe tätig ist: Hugo Assman, Leonardo Boff und die Bischöfe Helder Camera und Pedro Casaldaliga in Brasilien; Juan Luis Segundo in Uruguay; Jose M. Bonino und Enrique Dussel in Argentinien; Jon Sobrino in E] Salvador; Rolando Munoz und Gonzalo Arroyo in Chile; die Brüder Cardenal und Maryknoll-Pater Miguel D’Escoto – gegenwärtig Funktionäre des sandinistischen Regimes – in Nicaragua; Teofilo Cabestrero und Bischof Sergio Mendes Arceo in Mexiko; Jose I. Gonzalez Faus und Jose Vives in Spanien, usw.
Diese Liste ist unendlich lang. Bereits 1972 konnte Pater James O’Connor im Rahmen seiner Doktorarbeit 12 Seiten mit Artikeln und Büchern zum Thema Befreiungstheologie auflisten.
Die Gläubigen der Befreiungstheologie sind fester Bestandteil der subversiven Bewegung
Die Befreiungstheologie ist jedoch weit mehr als nur eine Theorie. Ihre Gläubigen sind zu einem festen Bestandteil der subversiven Bewegung geworden, mit der Kuba und die Sowjetunion den ‚weichen Unterbauch‘ der Vereinigten Staaten destabilisieren und schließlich erobern wollen. Sie werden durch ein gut finanziertes Netz von Zentren und Publizisten unterstützt.
Zu den letzteren gehören Sigueme in Spanien und Orbis Books, der Verlag von Maryknoll in New York.
In den meisten lateinamerikanischen Hauptstädten gibt es ein historisches Institut – Centro de Reflexion Pastoral – oder eine ähnliche Einrichtung. Diese Zentren dienen als Vernetzungsstellen für politisch-religiöse Aktivisten, als Ausbildungs- und Propagandazentren, von denen aus Tausende von Zeitschriften und Traktaten an die Gläubigen verteilt werden, und als Anlaufstelle für Befreiungsbewegungen in den verschiedenen Ländern, in denen sie angesiedelt sind.
Die von diesen Einrichtungen ausgehenden befreiungstheologischen Materialien und Aktivitäten sind in der Regel äußerst kritisch gegenüber dem System der freien Marktwirtschaft und den Vereinigten Staaten. Wichtige Zentren der Befreiungstheologie sind das LADOC-Zentrum – Lateinamerikanische Dokumentation – in Lima und das Zentrum für interkulturelle Kommunikation, das unter der Schirmherrschaft von Bischof Mendez Arceo von Pater Ivan Illich in Cuernavaca gegründet wurde. Ich weiß von drei ähnlichen Zentren, vielleicht sogar vier, in Washington, die alle unter katholischer Schirmherrschaft stehen, wenn auch nicht von den US-Bischöfen. (4)
Die Befreiungstheologie stellt ein vollständiges Denksystem dar
Die Befreiungstheologie, so wie sie von ihren wichtigsten Vertretern dargestellt wird, stellt ein geschlossenes und vollständiges Denksystem dar, das sich mit den wichtigsten Fragen des christlichen Glaubens und der christlichen Praxis befasst, auch wenn sie diese stets nach marxistischen Kategorien neu interpretiert.
Dies gilt selbst dann, wenn es von ihren Vertretern geleugnet wird. In der Theologie geht es traditionell um die Anwendung der Vernunft auf das, was der Gläubige als von Gott geoffenbart ansieht. In der Befreiungstheologie beinhaltet der Prozess zunächst die Beteiligung an dem, was ihre Vertreter als Praxis bezeichnen – d. h. gesellschaftspolitischen Aktivismus – und dann eine reflektierende Formulierung dieser Praxis im Licht des Evangeliums.
Der Rahmen für diesen Prozess ist die Basisgemeinde, eine Versammlung von Menschen, die regelmäßig zusammenkommen, um eine Reaktion auf soziale oder politische Situationen zu planen. Während die traditionelle Theologie sich der Philosophie bedient, um ihre analytischen Kategorien zu erhalten, bedient sich die Befreiungstheologie der Philosophie, um ihre analytischen Kategorien zu erhalten, der Sozialwissenschaft, in Wirklichkeit der marxistischen Analyse.
Bevor der General des Jesuitenordens, Pater Pedro Arrupe, diese Praxis in einem Brief untersagte, wurde die Verwendung des Marxismus von den Befreiungstheologen allgemein anerkannt. Heute sind solche Eingeständnisse nicht mehr so häufig. Auf jeden Fall besteht kaum ein Zweifel daran, daß das, was wir in der Befreiungstheologie sehen, nichts anderes ist als ein Versuch der marxistischen Ideologie, nicht nur die religiösen Grundlagen des Westens zu untergraben, sondern auch das politische und wirtschaftliche System selbst, das die einzige Möglichkeit für eine wahre Entwicklung der heutigen Menschheit bietet. (5)
Quelle: Der Text ist zu finden bei googlebooks: Marxism and Christianity in Revolutionary Central America: Hearings Before …, S. 4-8
Ergänzungen aus einem Interview mit P. Rueda aus dem Jahr 1984
(1) Marxismus und Christentum sind unvereinbar
Es handelt sich um zwei völlig verschiedene Dinge. Der Marxismus ist eine Philosophie, das Christentum ist eine Offenbarungsreligion. Die „Befreiungstheologie“ versucht, die christliche Botschaft so umzudeuten, daß sie der marxistischen Polemik entspricht, und das christliche Evangelium mit ihr in Einklang zu bringen.
(2) Die Wurzeln der Befreiungsbewegung liegen in Deutschland
Die Wurzeln der ‚Befreiungstheologie‘ liegen in Deutschland bei Persönlichkeiten wie Dietrich Bonhoeffer, Jürgen Moltmann, Karl Barth, Oscar Cullman und Johannes Metz. Die führenden Persönlichkeiten in ihren Anfängen waren europäische Protestanten, aber sie hat auch unter den römischen Katholiken Fuß gefasst, insbesondere in Lateinamerika. Sie entstand in Deutschland als sogenannte ‚Theologie der Hoffnung‘, wobei ‚Hoffnung‘ die Erwartung einer kollektivistischen Umgestaltung dieser Welt bedeutete. Sie gelangte vor allem durch spanische und niederländische Missionspriester nach Lateinamerika. Und ich sollte darauf hinweisen, daß eine Reihe dieser spanischen Priester unter General Franco als ’subversiv‘ eingestuft wurden. Anstatt sie zu verfolgen oder ins Gefängnis zu stecken, wies Franco sie aus, und sie gingen nach Lateinamerika. Das war der Ursprung der dortigen Bewegung.
(3) Ursprung der Versöhnung von Christentum und Kommunismus
Der Ursprung liegt bei Friedrich Engels, Marx‘ Freund und Mitarbeiter. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts schrieb Engels, daß die „wahren Christen der frühen Kirche – bis zur Zeit Konstantins des Großen – dem modernen Kommunismus ähnlich gewesen seien“. Diese falsche Vorstellung, daß das wahre Christentum den Kommunismus erfordert, ist ein zentraler Grundsatz eines kürzlich erschienenen Buches des ‚befreienden‘ Priesters Jose Miranda mit dem Titel ‚Kommunismus in der Bibel‘. Der Missionsorden Maryknoll Fathers hatte das Buch veröffentlicht. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gab es jedoch in Frankreich und Belgien Bemühungen, die christlichen und marxistischen Ansätze miteinander zu versöhnen.
In der Tat war das Kreuz mit Hammer und Sichel das Logo einer französischen katholischen Zeitschrift, die in dieser Zeit herausgegeben wurde.
Quelle: Father Enrique T. Rueda auf ‚angelusonline.org‘
Die Überschriften sind hinzugefügt.